Gebäude 6, Wohneinheit 1 [Flt Lt Jaik Hoffman]

Jason hatte Jaik wohl gerade richtig erwischt, denn auf seine Berührung reagierte der Pilot mit einem kurzen Japsen, ehe ein strafender Blick zu Jason geschickt wurde. Ihm folgte ein verbaler Protest, den Jason allerdings nur halbernst nahm und lieber grinste, während Jaik ihn scheltete. Die kleine Strafe - das Zwischen an seiner Ohrmuschel - führte leider eher dazu, dass Jason noch breiter grinste und sogar amüsiert lachte. Dass man neben dem blöden Merkur auch etwas anderes erforschen konnte, kam endlich auch Jaik in den Sinn. Es folgte ein Kuss auf die angeknabberte Stelle, dann spürte Jason Jaiks Hand in der Nähe seiner Hand. Bevor jedoch noch irgendetwas weiteres geschehen konnte, fragte Jaik sicherheitshalber nach, wie es bei Jason aussah. Der grinste immer noch und hob seinen Kopf nun leicht, um ihn direkt vor Jaiks Gesicht zu halten.
"Ich habe über zwanzig Jahre hierauf gewartet, du ebenso. Ich habe einiges nachzuholen und du?", stellte er die Frage an Jaik zurück und verstärkte seinen Griff ein klein wenig.

Für diesen Kommentar hätte Jason sich beinahe einen zweiten Biss eingehandelt. Zum Glück hielt seine Hand Jaik in Schacht, die hatte nämlich gerade einen ziemlich empfindlichen Teil von ihm unter Kontrolle.
„Negativ.”, keuchte Jaik. “Ich habe nie einen Sinn in solchen Aktivitäten gesehen. Das verstehe ich erst seitdem ich dich kenne. Ich will dich, niemanden sonst.”, korrigierte der notorische Besserwisser Jasons Aussage, während Küsse auf seinem Nacken verteilte.
Er befreite sich aus Jasons Griff und hielt seine Hand danach in Gewahrsam. „Wenn ich aufhören soll, lass sie los.”, hauchte Jaik seinen aufgeheizten Atem in Jasons Ohr und verflocht ihre Finger ineinander. “Und drück' sie, wenn ich schneller machen soll.”
Auch als Jaik sich erhob ließ er Jasons Hand nicht los. Er richtete sein Kreuz auf, kreiste seine Schultern und ließ seine Muskeln ein wenig spielen. Wenn Jason diesen Körper wirklich so attraktiv fand, konnte er ihn ruhig ein wenig einsetzen.
Nicht das er dieses Interesse nachvollziehen konnte. Er empfand das Glühwürmchen in seinem Bett als viel faszinierender als sein eigenes Spiegelbild. Es war nicht einmal sein filigraner Körper. Es war das Wissen was dieser Körper alles aushielt und wozu er in Stande war. Seine Zartheit machte ihn nur noch verblüffender.
Jaik griff nach dem Gleitgel um sich selbst vorzubereiten. Währenddessen wandte er seine Augen nur von Jason ab wenn es unbedingt sein musste. „Habe ich ein Glück, das kaum einer deine Schönheit zuvor erkannt hat.” Naja, einen gab es schon, aber über den redeten sie nicht.
„Das ist der größte Irrsinn der Terrestier. Sie erkennen die wirklich schönen Dinge nicht. Sie laufen blind durch die Nacht und glauben das ihre Probleme wichtiger sind, als ein Blick zum Mond. Weil sie es einfach nicht begreifen.”

Jason schien wohl etwas richtig zu machen, denn unter seiner Bewegung wurde Jaiks Atem deutlich angestrengter, was man vor allem hörte, als er Jason mit keuchender Stimme widersprach. Obwohl Jason schon davon wusste, was er doch jedes mal ein wenig verblüfft davon, dass Jaik noch nie zuvor ein solches Verlangen gespürt hatte und erst mit ihm kennen gelernt hatte. Die darauf folgenden Küsse machten diese Worte endgültig zu einem verpackten Liebesgeständnis. Jasons Hand hatte schon von selbst aufgehört sich zu bewegen, als Jaik sie packte und mit seiner verschränkte. Mittlerweile ging Jasons Atem hörbar angestrengt und rasselte sogar leicht passend zu dem Zittern seines erregten Körpers. Jaik war ihm in dem Moment so nahe, dass er seinen feinen Geruch aufnehmen konnte, der leicht überdeckt war von Schweiß.
Es fiel ihm sehr schwer etwas zu antworten, als Jaik ihn darüber informierte, wozu er ihre Hände nutzen konnte. Mehr als ein Nicken kam schließlich nicht zustande, dafür war Jaiks heißer Atem an seiner Ohrmuschel viel zu nah. Erst recht nicht, als Jaik sich daraufhin aufrichtete und ein wenig demonstrativ seine Muskeln zeigte. Während Jasons Blick langsam jede Erhebung und Vertiefung von Jaiks sportlichem Körper nachfuhr, hob sich unbemerkt seine zwischenzeitlich von Jaik freigelassene Hand, um ehrfürchtig sanft über das bewunderte Subjekt zu streichen.
Dass Jaik ähnlich angetan seine Blicke über Jasons Körper wandern ließ, merkte dieser erst, als Jaik plötzlich aus dem Nichts seine angebliche Schönheit ansprach. Erst hielt Jason in seiner Bewegung inne und hob den Blick seiner großen, türkisleuchtenden Augen zu Jaik, doch dann begann er skeptisch die Stirn zu runzeln. Wo war er denn bitte schön? Gut, seine Augen waren vielleicht wirklich ganz hübsch und auch seine Haare hatten ein schönes Blond, aber so insgesamt? Die andere Sache war, dass Jason sich selbst auch zu den Idioten rechnete, die glaubten ihre Probleme wären wichtiger als ein Blick zum Mond. Etwas nachdenklich huschte sein Blick kurz zur Seite, bevor er wieder zu Jaik zurückkehrte.
"Ich weiß nicht, welche Art von Schönheit du meinst, aber es ist definitiv nicht die äußere.", gab Jason zu und versuchte sich an einem entschuldigenden Lächeln, "Aber... mir ist viel wichtiger, wie du mich insgesamt siehst, als Individuum. Ich konnte nicht alles von dir lesen, aber was ich gespürt habe, war das Gleiche, was ich für dich empfinde. Du faszinierst mich unfassbar und genau deswegen zieht es mich auch unentwegt in deine Nähe. Als könnte ich deiner Gravitation nicht entkommen, egal wie sehr ich mich dagegen wehren würde. Aber... das will ich gar nicht. Ich hätte nichts dagegen mit dir zu kollidieren, auch ich glaube, das wirst du niemals zulassen. Stattdessen behältst du mich genau in deiner habitablen Zone und überschüttest mich mit so viel Liebe, gerade so dass es nicht zu viel ist."
Allmählich war Jasons Lächeln ehrlicher geworden und jetzt lächelte er Jaik bis über beide Ohren verliebt an. Und weil das noch nicht schmalzig genug war, kicherte er leicht und hob dann seinen Oberkörper für einen Moment weit genug, um Jaik einen Kuss aufs Schlüsselbein zu drücken.

Es war schon ein wenig seltsam das Jason Jaik die Bewunderung entgegen brachte, die eigentlich ihm gebührte. Natürlich war ein interplanetarer Artenhybrid nicht ganz unspektakulär, aber mit Jasons Lebensform ließ sich das einfach nicht vergleichen.
Überrascht hob er die Augenbrauen und versuchte eine logische Erklärung für Jasons Selbstbild zu finden. Brauchte er vielleicht eine Brille? Er konnte doch unmöglich in den Spiegel sehen und denken das der Anblick nur ganz nett war! Natürlich war es nicht das was Jaik an ihm anzog, aber es ließ sich nun einmal nicht leugnen!
Auch wenn Einstein vor diesem Vergleich gewarnt hatte, es fühlte sich tatsächlich wie die gegenseitige Anziehung von Massen an. Eine Kraft die sich durch nichts beeinflussen ließ, so wie die mit der Jaik Jason festhielt nachdem er sich aufgerichtet hatte um ihm einen Kuss zu geben und ihn seinerseits einen auf den Schopf zu drücken. Er ließ sich von Jasons Vergleich durch den Kopf gehen. Eigentlich wollte er gerade ziemlich gerne mit ihm kollidieren. Weswegen er ihn nach dem Kuss wieder ablegte.
So so, Jason war also in seiner habitablen Zone. Das mit Distanz Kälte verbunden war konnte er sogar nachvollziehen, aber womit hielt er ihn auf Abstand? Ein Planet außerhalb der habitablen Zone seines Sterns beherbergte kein flüssiges Wasser. Was konnte diese Metapher also bedeuten? “Weil unsere Individualität verdampfen würde, wenn wir uns noch näher wären?” ,versuchte Jaik sich mit einem etwas aus der Bahn geratenen Lächeln an einer Interpretation. “Wie wäre es damit:” Er drückte sacht an die Innenseite von Jasons Oberschenkel um ihn zu signalisieren das er bitte die Beine auseinander nehmen sollte um für ihn Platz zu machen. “Der Plutomond Charon hat so viel Masse, dass er starken Einfluss auf Plutos Umlaufbahn nimmt. Charon umkreist Pluto, Pluto umkreist Charon und zusammen umkreisen sie die Sonne. Also...sind wir wie ein binäres Planetensystem?”
Jaik musste sich auf die Unterlippe beißen und einmal tief Luft holen ehe er weiter machen konnte. Eigentlich war ihm gerade nach ganz anderen Dingen, als der Aufklärung von Missverständnissen zu Mute. „Jay, du bist wunderschön. Du hast Recht,das ist nicht das was mich primär anzieht, aber ich würde nichts an deinem Aussehen ändern wollen. Dein Körper ist so unglaublich filigran wie ein perfekt ausgeklügelter Mechanismus. Das passt zu dir.” Und er wollte diesen Körper jetzt verdammt noch einmal spüren! Seine Wärme, seinen Geruch... und seine besonderen Sinnesorgane. Ungeduldig weiteten sich Jaiks Nasenlöcher. Sie hatten sichtbare Schwierigkeiten seinen Atem weiterhin unter Kontrolle zu halten, aber er muss das hier vorher klären!

Jaik schlussfolgerte richtig, dass eine zu enge Nähe zu einer Verdampfung führen würde. Was Jason jedoch nicht erwartete, war Jaiks folgender Einwand. Nicht nur, weil er tatsächlich einen besseren Vergleich fand, sondern weil er, während er das alles erklärte, Jason auf eine recht intime Art und Weise näher kam. Unweigerlich musste Jason schlucken und auch der Rest seines Körpers zeigte Signale einer Anstrengung. In der Position völlig nackt unter Jaik zu liegen war selbst jetzt noch etwas beschämend, aber gleichzeitig auch überwältigend. Auf Jaiks Frage konnte Jason auch nicht mehr als zustimmend nicken.
Seine Sprachkompetenz wurde auch nicht gerade besser, als Jaik danach noch einmal auf ihr Thema von eben zurück griff. Er verdeutlichte Jason noch einmal, dass es ihm bei der Schönheit seines Partners nicht nur um sein Aussehen ging, auch wenn das einen wesentlichen Teil dazu beitrug. Jasons Augen wurden groß und er musste einen Moment lang wirklich mit den Tränen kämpfen, als Jaik hinzufügte, dass er nichts an ihm ändern wollen würde. Was folgte war dafür jedoch ein breites, verlegenes Lächeln und ein immer wieder sich senkender beschämter Blick, der zu den roten Wangen passte. Jason hatte schon verstanden, worauf Jaik eigentlich hinaus wollte. Schönheit war mehr als nur äußere Erscheinung. Wahre Ästhetik verstand sich als Bewusstwerdung der Zusammenhänge aller Aspekte, der Harmonie in einem Objekt bzw. Subjekt. Doch genau das war es doch auch, was Jason an Jaik so faszinierte. Ihm fehlten nur die richtigen Worte dafür. Vielleicht...
"Dein Aussehen passt auch zu dir.", antwortete Jason, bereute seine simple Antwort jedoch sofort und schob schnell noch etwas hinterher, "Ich meine, es wirkt fast so, als würden all deine Aspekte genau richtig zusammen passen. Vielleicht bist du da anderer Meinung, aber für mich wirkst du wie... vollendet? Harmonisch, ach verdammt ich weiß nicht, wie..."
Jason stoppte abrupt. Was war er doch für ein ausgemachter Idiot! Da hatte er die einzigartige Fähigkeit mentale Verbindungen herzustellen und dann klaubte er hier mit Worten herum. Jasons Erleuchtung war deutlich in seiner Mimik sichtbar und kurzerhand holte er seine Werkzeuge hervor, um sie kurz an Jaiks Schläfen zu legen. In einer kurzen Übermittlung machte er Jaik klar, dass er auf ihn wie einer der stärksten Menschen wirkte, den er je kennenlernen durfte. Es schien als pulsiere Jaik vor all der Kraft, die in ihm schlummerte. Als würde jeder Herzschlag wie eine elektromagnetische Welle den Umkreis erzittern lassen und damit jedes Lebewesen in seinem Wirkungskreis eine gewisse Ehrfurcht spüren lassen. Jaik wirkte auf Jason, als sei er eine wunderbar harmonische Summer all seiner Teile, fast so als wäre es von jemandem ausgeklügelt worden. Dazu zählte neben dem Aussehen auch sein Verhalten, sein Charakter, seine Wünsche, aber auch seine Ängste und Schwächen. All das zusammen machte den Menschen aus ihm, den Jason unfassbar liebte. Nachdem er Jaik das vermittelt hatte, senkte er seine Antennen wieder und lächelte Jaik freudig an.

Automatisiert fuhr Jaiks Hand in seine Haare als Jason das Wort „vollendet“ verwendete um ihn zu beschreiben. Mit einem verlegenden Lächeln, das verzweifelt versuchte selbstbewusst auszusehen tat er sein Bestes um zu vertuschen wie seidenglatt sein blonder Schopf eigentlich war. Selbst nach dem Duschen befanden sich in seinen Haaren noch genügend Wachsrückstände, dass sie bald wieder in strubbeliger Pracht erstrahlten.
Dieser Schachzug war schon ein bisschen fies von seinem Partner. Schließlich waren sie gerade dabei gewesen seine Schönheit zu definieren. Das fiel Jaik wesentlich einfacher, als Jasons Komplimente hinzunehmen.
Seine Hand verharrte noch immer in seinen Haaren, als er auf einmal bemerkte wie das Glühwürmchen geradezu aufleuchtete. Was war denn nun passiert? Was würde gleich passieren? Mental bereitete er sich darauf vor, dass das freche Alien vor ihm seine Verwirrung ausnutzen würde, um ihn einen Streich zu spielen. Jason dachte vielleicht das er ihn austricksen konnte, doch er unterschätze scheinbar wie gut Jaik ihn inzwischen einschätzen konnte!
Oder nicht? Plötzlich sprudelten eine Menge Eindrücke auf ihn ein. Jasons Emotionen, und die hatten es in sich! Schon nach wenigen Augenblicken wusste Jaik was ihr Konsens war.
Es war nicht die schon beinahe künstliche wirkende Symmetrie seines Gesichtes die Jason als schön empfand. Es waren auch seine markanten Wangenknochen und sein trainierter Körper. Es war das was dieses Aussehen für ihn ausstrahlte. Etwas das überhaupt nicht zu den Beschreibungen passte die Jaik bisher über sich selbst gehört hatte. Immer wieder. Jason sah ihn als stark an, als würde er nicht ständig verzweifelt versuchen die Ordnung wieder aufzulesen die ihm durch die Finger ran. Jason liebte ihn scheinbar auch wenn er nicht optimal handelte. Für Jason war er mehr als eine Mission. Viel mehr. Mehr als Jaik erfassen konnte. Weswegen er in Staunen zurück blieb als Jason sich von ihm entfernte.
Er wusste nicht wie er mit so viel Zuneigung und Bewunderung umgehen sollte. Er hatte ja nie die Chance gehabt für diesen Fall zu trainieren.
Vor ihm lag Jason mit einem strahlenden Lächeln, während Jaik es kaum schaffte die Hand aus seinen Haaren zu nehmen. Was sollte er darauf erwidern? Diese schiere Menge an Gefühlen lösten Respekt in ihm aus. Genau aus diesem Grund wollte Jaik, nun einfach nur fühlen und nicht mehr denken. Dieses Mal schien das tatsächlich die einfachere Lösung zu sein.
Er senkte seine Hand auf einen von Jasons Fühlern. Ohne das massive Licht direkt zu berühren strich er das Organ bis zu Jasons Nacken hinauf.
„Lass sie bitte draußen!” ,keuchte Jaik, griff in Jasons Haare und verließ sich darauf das es dieses Mal nicht der Hilfe seiner Finger bedufte um seinen Liebsten vorzubereiten. Stattdessen preschte er direkt vor. Er wollte die Gedankenkreise wieder für einen Moment zum Schweigen bringen und spüren.

Als Jason seine Antennen wieder von Jaiks Schläfen löste, blieb dieser mit einem völlig erstaunten Gesichtsausdruck zurück. Einen Moment lang schwächelte Jasons Lächeln, als er seinen Partner so überrascht dreinblicken sah, doch dann begann er amüsiert zu lachen. Dieses tat allerdings jäh einen Abbruch, als Jaiks Hand plötzlich Jasons Antenne berührte und ihn leicht zusammenzucken ließ. Eine Botschaft übertragen war noch okay, aber wenn Jaik ihn so direkt berührte wie jetzt, dann waren seine Antennen auf Empfang gestellt und registrierten deshalb jede Kleinigkeit von Jaiks Körper. Deshalb fiel es Jason recht schnell auf, dass Jaik nicht mehr lange warten wollte. Seiner Bitte kam Jason gerne nach, auch wenn er etwas skeptisch war, was Jaik nun genau vorhatte. Wollte er etwa das von vorhin eins zu eins wiederholen oder wie sah sein Plan aus?
"Jaik?", erhob Jason schließlich seine Stimme und hob seine Hände, um sie an Jaiks Rücken zu legen, "Willst du, dass wir es wie vorhin machen oder ... oder sollen wir etwas ändern?"
Jetzt wurde Jason dann doch wieder beschämt und lief rot an, was nicht zuletzt daran lag, dass er sich vorstellte, was man noch alles machen könnte. Die Frage war allerdings, ob Jaik überhaupt etwas ändern wollte. Wobei dabei zusätzlich noch zu überlegen war, ob Jaik überhaupt wusste, dass es Alternativen gab, die ebenfalls ihre Vorzüge hatten. Jason überlegte kurz, doch schließlich sammelte er seinen Mut zusammen, schluckte und nannte ein paar Möglichkeiten:
"Ähm... soll ich mich vielleicht auf den Bauch legen oder du legst dich hin und ich geh nach oben?"

Jaik war schon drauf und dran einfach los zu legen. Er rechnete nicht mit Einwänden von Jasons Seite, schließlich hatte der in den letzten Minuten mehrfach beteuert wie sehr er es sich wünschte. Es war als würde ihm die Frage danach permanent auf der Zunge liegen, aber traute sich noch nicht recht sie zu äußern. Immerhin war sein Glühwürmchen, genau wie seine Artgenossen, ziemlich schüchtern. Auch jetzt leuchtete sein Gesicht wieder wie die Morgensonne. Jaik störte das nicht. Er übernahm gerne die Führung, nicht nur in seinem Geschwader.
Umso überraschender war es als von Jason tatsächlich ein Einwand kam. Mit offenen Mund sah Jaik zu dem sonst so schamhaften Medizinstudenten herunter. Er hatte tatsächlich keinen Plan im Sinn gehabt. Was in der Retrospektive ziemlich außergewöhnlich war. Er wollte einfach loslegen und sehen wo es sie hinführte. Aber Jason hatte scheinbar tatsächlich eine Vorstellung.
„Du willst nach oben?”, harkte er ungläubig, fast amüsiert nach. Der herunter gefallene Kiefer wurde zu einem diabolischen Grinsen. Er freute sich seit Wochen auf den Moment in den Jason sich traute das Steuer in die Hand zu nehmen. Zwar war damit primär der Steuerknüppel eines Cockpits gemeint gewesen, aber über diese Wendung würde er sich bestimmt nicht beklagen. So hatte Jaik sogar noch mehr Möglichkeiten Jason während des Prozesses zu beobachten und seinen Körper auf besondere Reize auszutesten. Das ließ er sich auf keinen Fall entgehen.
Er packte Jason an der Hüfte und zog ihn auf seinen Schoss, während er sich immer weiter zurück lehnte. „Ready for take over, Co-Pilot!” Das Grinsen wollte dabei einfach nicht weichen. „Ich genieße der weilen die Aussicht.”

Zuerst dachte Jason er hätte mit seinen Vorschlägen Jaiks Missgunst geweckt, als dieser ihn plötzlich entgeistert anstarrte. Dann wurde das überraschte Gesicht jedoch zu einem frech grinsenden und sofort schlug Jasons kurz aufgeflammte Angst in eine andere Richtung um. Moment, was war denn jetzt los? Jason blinzelte Jaik verwirrt an und als der ihn plötzlich an der Hüfte packte und zu sich auf den Schoss zog, entfuhr ihm sogar ein erschrockenes "Ah.". Instinktiv krallten sich Jasons Fingernägel in Jaiks Rücken, doch der lehnte sich immer weiter zurück, sodass er ihn irgendwann wieder freigeben musste.
Auf einmal saß Jason aufrecht auf Jaik, während dieser sich entspannt zurück lehnte und ihm das Ruder übergab. Sein Grinsen von zuvor war immer noch auf seinen Lippen. Seine Anmerkung, dass er nun die Aussicht einfach genießen würde, ließ Jason beschämt den Blick senken, während die Röte sich auf sein ganzes Gesicht erweiterte. Seine Hände legten sich seitlich an Jaiks Oberkörper und strichen langsam daran herunter bis Jason es wagte den Blick wieder zu heben.
"O-Okay.", stammelte er und schluckte etwas nervös.

Sie waren beide ziemlich verschwitzt und außer Atem und Jason wollte sich wirklich einfach nur an Jaik kuscheln und seine Nähe genießen, aber dieser Gedanke seines Partners schwirrte auch weiterhin wie eine lästige Biene durch sein Gehirn. Selbst von Jaiks liebevollen Kuss neben dem Biss ließ Jason sich nicht besänftigen. Er zitterte vor Anstrengung und rang keuchend nach Luft, aber das hielt ihn nicht davon ab seinen Oberkörper von Jaik zu lösen und ihn anklagend anzuschauen.
"Hier bleibt garantiert nichts in mir!", wetterte Jason in Gedanken, "Dass ich dich nicht dazu gezwungen habe ein Kondom zu verwenden, heißt noch lange nicht, dass du ohne Folgen in mir kommen kannst! Du kannst mir später sehr gerne dabei helfen das in der Dusche wieder sauber zu machen."
Dass Jason dabei mit beschämtem Blick und hochrotem Kopf zu Boden schaute, machte seine Standpauke in etwa so ernst wie die Beschwerde eines Teddybären. Es hatte einfach keine rechte Wirkung. Beim Gedanken an seinen nächsten Einwand wurde Jason dann erst recht ganz zahm und kehrte sogar wieder zurück in Jaiks enge Umarmung.
"A-außerdem will ich nicht, dass deine Kollegen sich das Maul über uns zerreißen. Ich... ich weiß, ich bin selbst Schuld, aber... trotzdem. Mir ist das unfassbar peinlich. Vielleicht hätten wir doch warten sollen. Ach, Mann.", brummte Jason mit beschämt gesenktem Blick und vergrub dann sein knallrotes Gesicht an Jaiks Brust.
Natürlich wollte er keine Sekunde hiervon ungeschehen machen, das vermittelte sein Gefühl recht deutlich an Jaik. Es war eher, dass ihm erst jetzt so langsam bewusst wurde, welche Folgen ihr Ausflug ins Paradies für später und den Rest der Welt haben würde. Das hatte er bis eben noch total ausgeblendet und jetzt holte es ihn wieder ein. In erster Linie war es ihm peinlich, doch andererseits bereute er es nicht getan zu haben. Weder mit Jaik zusammen zu kommen, noch mit ihm zu schlafen. Er bereute es eher, dass andere davon wussten oder wissen würden. Er wollte das hier ganz für sich, sich und Jaik. Das war etwas ganz Besonderes für ihn, in gewisser Weise heilig. Umso weniger wollte er, dass jemand fremdes überhaupt davon erfuhr oder gar seine blöde Meinung dazu abgab.

Normalerweise waren die Momente in denen Jaik vom Schlaf übermannt wurde die ruhigsten in seinem Leben. Der Pilot, Student und Hobbyastronom litt eigentlich permanent unter Schlafentzug, sodass sein Körper sich die Pausen manchmal mit Gewalt holen musste. Diese Art von Ruhe war neu. Friedvoll.
Zumindest war sie das bis sie von einer mentalen Standpauke zerstört wurde. Erschrocken zuckte er zusammen, danach bewegte er sich nicht mehr. Jason...wollte das nicht? Er wollte nicht das er in ihm kam? Warum hatte Jaik nur nicht danach gefragt? Wieso war er einfach davon ausgegangen, dass Jason das genauso wollte wie er?
Bald nach der Zurechtweisung kehrte Jason zurück, doch Jaik war immer noch unfähig sich zu rühren. Denn es wurde noch viel schlimmer. Wie das passieren konnte, konnte Jaik sich einfach nicht erklären. Jason war doch so glücklich gewesen, so erfüllt. Das hatte er selbst gespürt. Und nun fragte er sich ob sie diesen Schritt nicht doch zu früh gewagt hatten. Bereute er es? Ja, seinem Worten musste er ja fast entnehmen das er sich wegen Jaik schämte. Warum sonst hatte er Angst davor das Andere sich das Maul über ihn zerreißen würden? Weil sie das schon immer taten. Seitdem Jaik denken konnte, war er der seltsame Sonderling und jetzt wollte Jason nicht in den Spott hinein gerissen werden.
“Ich... wusste nicht dass du das nicht willst...ich...deine Worte passen nicht zu deinen Gedanken." Diese ganze Situation passte nicht zusammen. Nicht das Jason sich an seine Brust kuschelte und gleichzeitig wütend auf ihn war. Er hielt ihn fest und stieß ihn mit seinen Worten von sich. Er spürte doch das Jason es nicht bereute, warum sagte er dann so etwas? Dieses Verhalten konnte er unmöglich deuten. Es war so schön gewesen. Wie konnte eine Situation so schnell kippen?
Im Grunde war die Antwort ganz einfach. Weil Gefühle involviert haben. Die unbeständigste Variable des Universums. Genau deswegen überforderten ihn solche Situationen so. Konnte er sich dem gerade stellen? Er fühlte sich angreifbar und verwirrt.
„Ich...” Manchmal war es besser aus einer Situation zu fliehen, bevor man noch mehr Schaden anrichtete. Er musste sich erst einmal sortieren. Alleine. Vorsichtig löste er Jasons Finger von seinem Körper und richtete sich auf. Sein Herz raste so sehr das unangenehm war. Er vermied Jason in die Augen zu sehen. Das war zu viel für ihn. “Ich muss noch joggen gehen.”

Anstatt ihn wieder willkommen zu heißen, blieb Jaik weiterhin starr und schwieg. Etwas besorgt hob Jason seinen Blick zu Jaik, der sichtlich verwirrt schien. Scheinbar hatte er mit seinen Worten viel mehr Schaden angerichtet als beabsichtigt. Jaik machte sogar Anstalten sich von ihm zu lösen und aufzustehen.
Instinktiv griff Jason nach Jaik und setzte alles daran ihn bei sich zu behalten. Durch Jaiks Trennung hatten sich seine Antennen von Jaik gelöst, nun ließ er sie wieder an Jaiks Schläfen wandern.
Mit ängstlichem Gesicht und bittenden Augen versuchte er Jaik mental mitzuteilen, dass er bitte nicht gehen sollte. Jason hatte Angst davor, wenn Jaik nun gehen würde. Er hatte das eben doch nicht so ernst gemeint. Klar, war es weniger Aufwand ein Kondom zu verwenden, aber es war ihr erstes mal gewesen, also hatte Jason nicht darauf bestanden. Es war wirklich nur Jaiks albern romantische Vorstellung gewesen, die Jason ein wenig gestört hatte.
Klar, war es schön, dass er in ihm gekommen war, das würde er auch niemals vergessen, aber das hieß nicht, dass er danach gerne eine halbe Stunde unter der Dusche stand und an seinem Hintern herum machte bis da kein Rest mehr war. Romantik hin oder her, das war für ihn die Schattenseite an dem Ganzen. Ebenso wie das Getratsche der Kollegen. Jason wollte sich nicht für sie schämen, vor allem aber sollte sich Jaik nicht für ihn schämen. Es war vielleicht einfach etwas leichtsinnig gewesen in diesem dünnwändigen Gebäude zu vögeln bis es die ganze Basis gehört hatte.
Trotzdem, trotz aller Schattenseiten bereute Jason keine Sekunde hiervon und er würde sich auch alleine säubern und sogar sich dem Spott der anderen Soldaten aussetzen, aber viel besser war es, wenn Jaik währenddessen bei ihm sein würde. Er wollte mit Jaik zusammen duschen und sich zusammen möglichem Spott stellen. Es alleine zu tun löste bei Jason Unbehagen aus, vielleicht hatte er deswegen so ungewollt barsch reagiert. Dabei hatte er das gar nicht gewollt, sondern nur Jaiks Hilfe.

Jasons Versuche ihn festzuhalten, sein flehender Blick und nicht zuletzt seine verzweifelten Erklärungsversuche die er ihm übertrug, machten die ganze Situation für Jaik nur noch unangenehmer. Er wollte doch nicht abhauen. Er wollte bei Jason bleiben. Gleichzeitig schickte ihn sein Verstand im Befehlston Richtung Tür.
Auch wenn er Jasons Gedanken zuhörte, schaffte er es immer noch nicht ihn anzusehen und richtete seinen verhärteten Blick lieber auf die Bilderwand. Wenn er es nicht ernst meinte, wenn er eigentlich nur Hilfe wollte, warum sagte er dann solche Dinge? Die Lösung auf die Frage fand Jaik schnell. Weil er sich schämte und Jaik brauchte keine Gedankenübertragung um zu wissen das es die gleiche Scham war die auch er empfand. Deswegen entzog er sich zaghaft Jasons Berührung und der Übertragung nachdem sein Partner seine Gedanken übermittelt hatte. Sein Kopf sollte gerade besser Sperrzone bleiben, bis er darin wieder eine präsentierbare Ordnung geschafft hatte.
Natürlich tat es weh das Jason ihre Beziehung scheinbar immer noch geheim halten wollte und sich nach allem was zwischen ihnen passiert war vor der Meinung anderer fürchtete, und das sogar während eines Orgasmus bei dem Jaik nicht in der Lage gewesen war auch nur einen anständigen Gedanken zu produzieren. Aber es war okay das es weh tat. Schmerz konnte er herunter schlucken, da hatte er viel Übung drin.
Etwas anderes beunruhigte ihn viel mehr. Anscheinend waren seine Vorstellungen so sentimental geworden, das sogar Jason, ein großer Romantik-Fan, von ihnen abgestoßen wurde.
„Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich habe die Kontrolle verloren, nicht du.” Er hätte es besser wissen müssen. Er hatte es schon so oft erlebt. Es hätte ein so schöner Moment werden können, aber er hatte ja seinen verdammten Kopf nicht im Griff.
Also tat das was er in so einer Situation am besten konnte; er lächelte. Ein Lächeln strahlte Selbstbewusstsein und Kontrolle aus. Jemand der lächelte war schwerer angreifbar. Mit dieser Tarnung konnte er seinem Partner wieder in die Augen sehen. Dieses Lächeln sollte Jason vermitteln, das alles in Ordnung war. Das er in Ordnung war, obwohl in seinem Gehirn ein Sturm tobte. Seine gesamte Mimik war eine Lüge, aber auch ein Schutzschild das Jaik in diesem Moment der Überforderung dringend brauchte. Trotzdem waren seine Worte absolut ehrlich. Jason hatte in seinen Kopf gesehen, wozu sollte er noch lügen? Einfach den Schauplatz zu verlassen war leider keine Option.
„Ich bin nicht sauer auf dich und wir können zusammen duschen, wenn ich wieder komme. Niemand wird sich verurteilen, nicht nach allem was Ich schon in diesem Gebäude gehört habe. Aber ich... ich muss erstmal irgendwie einen klaren Kopf kriegen und diese schwachsinnigen Gedanken loswerden. Bitte...vergiss das Ganze einfach."

Jasons Versuch sich zu erklären, half leider sehr wenig. Jaik löste sich trotzdem von ihm und blickte ihm immer noch nicht in die Augen. Nichts tat mehr weh als das Gefühl, dass Jaik ihn nicht an seinen Gedanken teilhaben lassen wollte, genauso wie seine Gefühle. Er meinte zwar, dass Jason sich nicht entschuldigen müsste und er die Kontrolle verloren hätte und nicht er, aber was Jason wirklich hörte war: Bleib weg von mir. Das bestätigte das falsche Lächeln zusätzlich. Jason starrte Jaik einfach nur fassungslos an, der sich nun mit dem falschen Lächeln sogar wagte wieder zu Jason zu drehen.
Das änderte sich, als Jaik noch hinzufügte, dass er nicht sauer auf Jason war und erstmal gehen musste, um seine schwachsinnigen Gedanken loszuwerden. Derweil sollte Jason das ganze einfach vergessen. Innerlich zog sich Jasons Herz schmerzhaft zusammen und mit ihm seine Mimik. Schließlich blickte er Jaik finster an. Innerlich kochte Jason vor Wut, die aus seinem Schmerz entsprang. Diese Wut schaffte es sogar seine Trauer zu überwinden und ihm genügend Mut zu geben, um alles auf eine Karte zu setzen.
Von einem Moment auf den anderen waren Jasons Pupillen verschwunden und das Leuchten von zuvor kehrte zurück. Gleichzeitig erhöhte sich auch die Leuchtkraft seiner Antennen. Ihm waren die Folgen hiervon im Moment sowas von egal, er wollte einfach nur dafür sorgen, dass Jaik sich nicht von ihm entfernte. Kurzerhand hatte er sich vor Jaik aufgebaut und drängte ihn zurück auf die Matratze, um ihn dort mit beiden Händen fest zu nageln. Die beiden Antennen schwebten bedrohlich über Jaiks Kopf.
"Hör endlich auf mich anzulügen!", knurrte Jason, "Du glaubst du könntest dich jetzt noch vor mir verstecken? Sorry, aber dafür ist es zu spät, dafür kenne ich dich mittlerweile zu gut. Was ich jedoch nicht verstehe ist, warum du es überhaupt noch versuchst. Du willst weg, um deine schwachsinnigen Gedanken loszuwerden? Und was, wenn sie nicht schwachsinnig sind? Außerdem, was glaubst du, soll ich dann machen? Was glaubst du zeigt mir das?"
Allmählich verflog Jasons Ärger und ein verdächtiges Brennen hinter seinen Augen brachte ihn dazu langsam wieder von Jaik abzulassen.
"Nur, dass du mir immer noch nicht vertraust. Dass du immer noch denkst, ich vertrage die Wahrheit nicht oder dass du irgendeine dumme Rücksicht auf mich nehmen musst. Wenn ich dich verletzt habe, dann sag mir das ins Gesicht! Wenn ich mich zu unrecht schäme, vor allem wenn es etwas romantisches ist, oder wenn du nicht verstehst, warum ich etwas gesagt habe.", fügte Jason an und entließ Jaik nun endgültig, "Ich weiß, ich bin ein emotionaler Idiot und ungeschickt mit Worten, aber ich weiß, dass ich dich liebe und dass wir zusammen alles schaffen, egal wie sehr ich mich schäme oder fürchte. Ich weiß aber auch, dass wenn du immer vor unangenehmen Situationen fliehen und dich mir nicht öffnen wirst, ich irgendwann anfangen werde daran zu zweifeln, ob du mir genauso vertraust, wie ich dir."
Damit senkte sich Jasons Blick und seine außerirdischen Kräfte deaktivierten sich gänzlich. Nun ging er in die Defensive, rutschte von Jaik weg, um ihm Platz zu machen, falls er doch aufstehen wollte und blieb nachdenklich zu Boden blickend vor Jaik sitzen. Er fühlte sich schrecklich und das nur wegen einer dummen, nicht recht gut formulierten Aussage. Es kam ihm alles so dumm vor. Eigentlich hatte er gedacht, dass sie mittlerweile jenseits von sowas wären. Aber was konnte er anderes tun, als Jaik seinen Willen zu lassen, auch wenn es eigentlich nichts brachte und ihn selbst verletzte. Ja, er hatte Angst vor der Welt da draußen, aber noch mehr Angst hatte er davor, dass Jaik ihn verlassen würde und er sich allem wieder alleine stellen musste. Dass es vielleicht so eine Kleinigkeit als Grund haben konnte, machte Jason zusätzlich Angst. Langsam senkte sich sein Kopf und das gefährliche Brennen hinter seinen Augen trat langsam nach vorne. Doch anstatt dass seine Wangen nun zu glühen begannen, wurde er kreidebleich im Gesicht. Anstatt eines von Tränen verschwommenen Blicks, wurde Jasons Sicht nun von Schwindel verzerrt. Sein bisschen Resthirn ließ ihn ein "Ich bin so müde." murmeln, bevor er dumpf mitbekam, wie sein Oberkörper nach vorne fiel. Er konnte sich gerade noch abstützen, aber seine Arme verließ ebenso die Kraft wie den Rest seines Körpers. Schließlich legte sich sein Kopf auf seine Unterarme und gab den Befehl an den Rest des Körpers in den Standby-Modus zu gehen.

Der Situation zu entfliehen war nicht lange eine Option. So wütend hatte er Jason selten erlebt. Das Schlimmste war das diese Wut ihm galt. Doch das Allerschlimmste war das Jaik sich um die Stabilität seines Kerns sorgte. Er konnte ihn jetzt unmöglich alleine lassen. Er stand zu seinen Worten, er wollte bei Jason bleiben und ihm Halt geben. Es war nicht schwer zu erkennen, das Jasons Bedürfnis nach Halt jetzt größer war als sein eigener Wunsch sich der Überforderung zu entziehen. Egal wie sehr es auch in seiner Brust schmerzte.
Das falsche Lächeln fiel ihm aus dem Gesicht als Jason ihn der Lüge besichtigte. Auch dieser Schutz blieb ihm nur nicht mehr. Das Problem war das er Jason nicht einmal widersprechen konnte. Er verstand ihn doch. Er schämte sich doch selbst für seine Gedanken. Und er vertraute ihm. Er vertraute ihm so sehr, das er sich ihm geöffnet hatte wie niemals jemand anderen zuvor. Für einen Moment hatte er sich nicht einmal mehr vor sich selbst versteckt. Obwohl ihm das Risiko bewusst war. Obwohl das Risiko eingetreten war und er für seine sentimentalen Gedanken eine Ablehnung eingesteckt hatte. Natürlich wollte er weg. Das war Selbstschutz. Weil er diese Situation, so wie sie im Moment war nicht ertrug. Dieses Gefühl der Schwäche. Des Falsch-seins. Etwas war nicht mit ihm in Ordnung. Warum verstand Jason das nicht? Es waren nicht seine Ängste die Jaik überforderten. Es war das Gefühl Jason mit seinen Gefühlen abgestoßen zu haben.
Er hatte niemals vorgehabt aufzugeben, er wollte nur einen Moment den ganzen Stress entfliehen. Damit er in seiner Unfähigkeit nicht noch mehr kaputt machte. Doch jetzt konnte er nicht mehr gehen. Nicht wenn Jason so auf dem Boden kauerte. Augenblicklich rutschte Jaik selbst vom Bett um ihn im Blick zu behalten. Er wagte es dabei nicht ihn zu berühren, zu groß war die Angst ihm noch mehr zu schaden.
Da waren Tränen. Dieser Anblick machte ihm noch mehr Angst. Tränen waren wie ein Leck im Emotionsmechanismus. Ein Leck bei dem Panzertape half.
Schließlich schien es so als wollte Jasons Körper selbst der Situation entfliehen. Die Anstrengungen der Nacht sorgten dafür das er sich einfach abschaltete. Auch er war überfordert. „Jay!” ,rief Jaik erschocken und streckte sofort die Arme nach ihm aus um seinen Gliedern den Halt zurück zu gehen der ihnen gerade abhanden gekommen war. Er bettete ihn auf seine Arme. Jason fühlte sich doppelt so schwer wie sonst als er ihn aufs Bett hievte. Seinem Körper fehlte jegliche Spannung.
Behutsam legte er ihn wieder ab. Jason wollte ihn bei sich haben. Er wollte nicht das er ging. Das hatte er gerade klar gestellt. Jaik versuchte die Schuldgefühle zu verdrängen die er dabei empfand Jason in dieser Situation anzufassen. Sein Bedürfnis ihm beizustehen war größer.
Er legte sich zu ihm und rollte sich mit ihm im Arm ein. Diese Haltung hatte ihm schon immer Sicherheit vermittelt. Letztendlich war er eben doch ein genetischer Höhlenbewohner.
“Es tut mir leid.” ,murmelte er und hoffte mit ein paar Küsse auf Jasons Schläfe zumindest eine kleine Regung zu erzeugen, die die Panik ein wenig lindern würde. „Es tut mir leid.”

Jasons Fall wurde abgebremst durch Jaiks Arme, die ihn gleich danach aufs Bett hoben. Jaiks Stimme schien wie von ganz weit entfernt zu kommen, doch Jason strengte sich an sie trotzdem zu verstehen. Viel besser gelang es ihm Jaiks Nähe wahr zu nehmen. Dass er nun doch bei ihm blieb, war hoffentlich nicht aus dem Grund, weil Jason jetzt praktisch regungslos da lag wie ohnmächtig. Ganz war er jedoch noch nicht weg. Die Sinnesorgane funktionierten noch einigermaßen, auch wenn er kaum die Augen offen halten konnte. Doch auch sie begannen zu schwinden. Der Ermüdungsschlaf begann ihn langsam zu übermannen, egal wie sehr er dagegen ankämpfte. Er hörte Jaik sich entschuldigen und spürte sogar ganz leicht seine Berührungen an Jasons Schläfen, trotzdem dauerte es fast über eine Minute bis Jason etwas erwidern konnte. Es kostete ihm alle Kraft, um die Abschaltung noch etwas heraus zu zögern und Jaik zuzumurmeln: "Mir auch. Ich wollte dir nicht weh tu..."
Weiter kam er nicht, denn nun wich auch jegliche Anspannung aus seinem Gesicht. Jasons Kopf fiel gegen Jaiks Brust, wo er liegen blieb. Obwohl er gerade eher unfreiwillig davon driftete, wirkte er recht friedlich.