Blumen Labyrinth

Der Blick den Jaik Jason zuwarf war normalerweise nur für Vertreter der flachen Erde-Theorie reserviert. Ungläubig und geschockt versuchte er die bekannten Daten zu einem stimmigen Ergebnis zu führen. Doch wie jeder Mathematiker der versuchte dieses Labyrinth zu vermessen kam nur Unsinn dabei heraus. Die Schlussfolgerung war einfach zu absurd.
„Wegen dem hast du damals im Raumschiff randaliert?“ Noch schlimmer war das Jaik wegen dem jetzt Jason nicht mehr anfassen durfte. Konnte dieser Cyborg eigentlich auch etwas anderes als Ärger verbreiten?
„Na, dann sollte er dringend seine Schaltkreise untersuchen lassen. Dumm sein kann er eigentlich nicht. Dann würde er es nicht schaffen in eine Militärbasis einzubrechen, aber irgendetwas stimmt da doch nicht wenn er jemanden ablehnt der eigentlich weit über seinem Niveau ist. Naja... für ihn scheint Prestige und Wohlstand ja ein wichtigeres Kriterium zu sein.“ Ein verächtliches Schnauben und ein fassungsloses Kopfschütteln machten seinem Ärger Luft. Er konnte es nicht leiden wenn Leute ihre Fähigkeiten und ihre Intelligenz verschwendeten. Sie waren nicht besser als die ganzen Kleingeister die nur dafür arbeiteten ihre Eigentumswohnung ab zu bezahlen. Ohne konkretes Ziel. Wie schaffte es so ein Idiot das jemand wie Jason sich in ihn verliebte? Ihn abzulehnen war wahrscheinlich die beste Tat die der Spinner in seinem Leben je vollbringen würde. Was hätte Jason sich schon mit dem aufbauen können?
„Sei' froh dass daraus nichts geworden ist. Wenn ich mich recht entsinne hast du wegen dem Vorfall angefangen dich mit deiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Letztendlich hat also alles zu einem positiven Ergebnis geführt. Der Bekloppte hat seinen reichen Schnösel. Jonne hat seine Verrückte.“ Er versuchte Jason mit einem Lächeln zu infizieren. Hoffnungsvoll bewegte er seine Hand auf Jasons Schulter zu um auszutesten ob er ihn nun wieder anfassen durfte. „Und du hast mich!“ ,präsentierte er den Hauptgewinn.

Fassungslos starrte Jaik seinen Freund an und fragte ihn ebenso ungläubig, ob es sich dabei um den Kerl handelte, der Jason dazu gebracht hatte im Schiff zu randalieren. Eigentlich war es Jasons Wohnung gewesen, die damals in Schutt und Asche gelegen hatte, aber darum ging es hier nicht. Der Punkt war, dass es wirklich so gewesen war. Runes Ablehnung hatte ihn dazu gebracht die Kontrolle zu verlieren. Jason grummelte weiterhin leise vor sich hin, während Jaik ausführte, dass wohl mit dem Kerl irgendetwas nicht stimmte und Jason sowieso zu gut für ihn war. Allmählich lockerten sich Jasons Gesichtszüge und sein wütender Ausdruck von eben wurde genervt.
Seinen Blick hob er allerdings erst wieder als Jaik hinzufügte, dass es wohl besser gewesen war, dass es so gekommen war, immerhin war Jason dadurch zu einem doch recht positiven Ergebnis gelangt. Zwar wollte Jason es nicht zugeben, aber Jaik hatte irgendwo Recht. Wäre er mit Rune zusammen gekommen, wäre alles so geblieben wie bisher und er hätte nicht... Jasons Augen weiteten sich und sein Gesichtsausdruck wurde entschlossen, geradezu trotzig. Jaik hatte verdammt Recht, so wie es jetzt war, war er viel besser dran. Ganz objektiv gesehen war Jaik auch ein viel besserer Fang als der Hippie-Cyborg.
"Weißt du was? Eigentlich hast du absolut Recht.", stimmte Jason seinem Freund zu und drehte sich zu ihm, "Vielleicht habe ich genau das gebraucht. Sonst hätte ich nie gewagt mal etwas nur für mich zu tun. Ich hätte mich nie mit meiner Vergangenheit auseinander gesetzt und dich niemals kennen gelernt. Ich hätte niemals verstanden, dass ich nicht weniger wertvoll bin als die anderen und dass mir eine große Zukunft bevorstehen kann, wenn ich es möchte. Und vor allem: Ich hätte mich niemals in dich verliebt und hätte niemals deine Liebe für mich gewonnen. Wenn all das notwendig war, um mit dir jetzt an diesen Punkt zu gelangen, dann war es mir jede Sekunde Schmerz und Wut und Trauer wert."
Dieses Mal schaute sich Jason nicht um, es war ihm in diesem Moment auch herzlich egal, ob sie jemand sah. Ihm war in letzter Zeit so vieles egal geworden, das früher eine Angst nach der anderen bei ihm hervorgerufen hatte. Einzig wichtig erschien nur noch Jaik und wenn Jason ganz ehrlich war, genügte ihm das auch völlig. Daher folgte er einfach seinem Herzen, hob seine Hände an Jaiks Wangen und drückte erst einen und dann weitere feste, aber liebevolle Küsse auf Jaiks Lippen.

Es kam hin und wieder vor das jemand Jaik Recht gab. Doch meistens passierte das unter einem genervten Grummeln. Dabei war es so schön eine neue Erkenntnis zu erlangen. Egal wie oft er auch Missgunst dafür erntete, er hörte nicht auf mit dem Versuch dieses Gefühl zu teilen. Manchmal wurde diese Mühe belohnt, wie nun von Jason. Kein Pionier schlug einen neuen Weg ein wenn der geplante nicht irgendwann zu frustrierend und mühselig wurde. Er musste erst an eine Grenze stoßen ehe er sie überwinden konnte. Hätte Jaik nicht gemerkt das seine Eltern einer primitiven Lebensform angehörten, wäre er noch heute dabei ihre rückschrittlichen Kulturen zu erforschen. Wäre Jason direkt nach Jaiks ersten Gefühlsausbruch in seine Arme gestürzt hätte er nicht das Hi-Ho-Phänomen entdeckt und damit einen wichtigen Meilenstein seiner Karriere verpasst.
Als Jason ihn dann auch noch voller Selbstbewusstsein einen Kuss auf die Lippen drückte, kam Jaik zu dem Schluss das auch er absolut nichts geändert hätte. Nicht einmal die abendlichen Spaziergänger hätte er um einen Umweg gebeten. Ob Jason sich dessen wohl bewusst war? Sie befanden sich immerhin an einer nicht allzu unauffälligen Stelle. So schön dieser Kuss sich auch anfühlte und so sehr Jaik ihn auch genoss, das war zu wichtig um es einfach zu ignorieren.
„Ich kann dir in allen Punkten nur zustimmen.“ Auch das war selten. Selten stimmte er ohne zumindest einen kleinen Widerspruch zu. Erstrecht nicht mit einem Grinsen. Im Verlauf des Kusses hatte er seine Arme um Jason gelegt und seine Hände verhielten sich dabei überhaupt nicht freundschaftlich. Seine rechte hatte sich in Jasons Haare gekrallt, die linke streichelte über seinen Oberschenkel. „Aber ist dir bewusst das wir gerade gesehen werden können?“ Er musste es einfach wissen. Er wollte nicht länger Jasons dunkles Geheimnis sein. Gestärkt von dieser neuen Erkenntnis brachte er jetzt vielleicht den Mut auf das Versteckspiel zu beenden. Zumindest ein bisschen.

Jaik hatte sich Jasons Küssen nicht verwehrt, sogar im Gegenteil. Fast automatisch waren Jaiks Hände während ihrer Küsse einmal in Jasons Nacken und Oberschenkel gewandert. Der typische Jaik-Griff in Jasons Haare am Hinterkopf war nichts neues für ihn, aber diese andere freche Hand, die sich auf seinen Oberschenkel legte, machte ihn fast genauso sehr an, wie wenn sie unter sein Shirt gerutscht wäre.
Nur widerwillig ließ Jason seinen Liebsten von seinen Lippen weichen. Gerade erpicht darauf von ihm los zu kommen wirkte Jaik nun auch nicht. Trotzdem fragte er Jason, ob er denn wüsste, dass sie von hier aus recht gut zu sehen waren. Tatsächlich warf Jason einen kurzen Blick zur Seite, um eine kleine Gruppe von jungen Kerlen zu verfolgen, die offensichtlich angetrunken einen Abstecher durch den Park machten. Nach ein paar Sekunden wandte Jason seinen Blick wieder zu Jaik, zuckte mit den Schultern und begann dann breit zu lächeln.
"Ich glaube die wenigstens, wenn überhaupt jemand, kennen uns.", entgegnete Jason und lehnte sich nach vorne bis seine Lippen kurz vor denen von Jaik schwebten, "Und selbst wenn... Entweder würden sie uns nicht erkennen, es nicht glauben oder sich nicht trauen es irgendwem zu sagen. Und der mickrige Rest besteht bestimmt aus irgendwelchen Erstsemestern, die versuchen sich wichtig zu machen und die können wir sowas von gestohlen bleiben."

Jasons Konzept der Geheimhaltung wurde im Einsatz nicht ersichtlicher. Jaik erfuhr das es nur für Personen gedacht war die sie kannten. Doch obwohl diese ebenfalls Zugang zum Park hatten, war es hier in Ordnung. Generell Jaik lobte Weitblick. Er machte es Jason nicht zum Vorwurf das er sich Gedanken machte. Es war immer gut vor jeder Handlung eine Risikoabschätzung zu machen. Er selbst achtete darauf immer alle Eventualitäten im Blick zu behalten. Was er einfach nicht verstand war das System dahinter, ganz zu schweigen davon was das potentielle Risiko sein sollte. Diese Vorgehensweise verwirrte Jaik einfach nur. „Dir ist bewusst das wohl kaum jemand unsere Beziehung so spannend findet wie wir beiden?“ ,seufzte Jaik belustigt. Wenn ihre Partnerschaft wirklich so eine heiße Information war das sie sich in ihrem Umfeld verbreiten würde, sprach das nicht gerade für die Universität. Es gab doch bei Weitem wichtigere Ereignisse in der Welt über die man sich unterhalten konnte!
Zumindest schien Jason die irrelevante Meinung aller Außenstehenden nun ebenfalls immer unwichtiger zu werden. Jaik grinste und schnappte nach Jasons Lippen. So nah wie sie waren war das eindeutig als Einladung zu werten. Sanft verteilte er neckische Küsse auf Jasons Nasenspitze, den Mundwinkeln und der geschwungenen Linie seiner Oberlippe. Die Unterlippe hielt er mit seinen Zähnen fest. Ein leises verspieltes Knurren entwich seiner Kehle. Er wollte ihn gerade entlassen um ihn einen richtigen Kuss zu geben, da hörte er eine wütende Stimme deren schriller Ton ihn an seine Grundausbildung erinnerte.
„Können sie ihren Perversitäten nicht Zuhause nachgehen? Dieser Park wird von Familien besucht!“ Es war eine kleine, ziemlich rote Dame die fünf Meter von der Hecke entfernt stand. Sie sah aus als stände sie kurz davor ihren ersten dreistelligen Geburtstag zu feiern, deswegen ging Jaik davon aus das sie vergessen hatte das Homosexualität inzwischen keine Straftat mehr war. Irritiert runzelte er die Stirn und zog Jason ein bisschen näher zu sich heran. „Ich muss sie enttäuschen, was wir tun ist nicht mehr illegal.“ ,antwortete Jaik sachlich. Schon Einstein hatte gewusst das nur zwei Dinge unendlich waren. Das Universum und menschliche Dummheit. Er hatte später bewiesen dass es bei ersteren nicht so war und für das Zweite konnten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
„Aber wenn sie etwas wirklich interessantes sehen möchten kann ich ihnen dieses Messverfahren hier erklären.“ Er wies auf das Quadrat aus Drahtseilen, während seine andere Hand immer noch Jasons Oberschenkel festhielt. Sie hatte ziemlich Glück das ein angehender Mediziner anwesend war. So viel Aufregung war sicherlich ziemlich gefährlich für so ein altes Herz. „Sie werden noch sehen was Ihnen diese Unflätigkeit einbringt! Die Jugend heutzutage kennt keinerlei Anstand mehr!“ „Und sie lassen sich einen wichtigen Moment der Menschheitsgeschichte entgehen.“ ,rief Jaik der davon stampfenden Dame hinterher. „Es könnte ihre letzte Gelegenheit sein!“

Jaik schien das Ganze wohl ähnlich zu sehen. Er dachte offenbar ähnlich wie Jason, der ihre Beziehung als Außenstehender auch nur mit einem kurzen Blick und nicht mehr sonst gewürdigt hätte. Wen interessierte auch ganz ehrlich das Liebesleben von ihnen beiden? Jaik hatte bisher nie den Anschein erweckt, als hätte er viele Freunde an der Uni, die ihm aus einer Beziehung zu Jason einen Strick drehen könnten. Bei Jason sah es auch nicht anders aus. Zwar hatte er mittlerweile ein paar Bekannte, aber lediglich Steven zählte er zum engeren Kreis der Freunde und der wusste ja bereits, dass er auch auf Männer stand. Demnach könnte es höchstens einen schockieren und wahrscheinlich selbst das nicht, weil Jaik damals ja direkt vor ihm angedeutet hatte, was er für Jason empfand.
Jason lachte etwas amüsiert über Jaiks Antwort, verstummte dann aber, weil Jaik begann sich küssend über ihn her zu machen. Zwischendrin entwich ihm hin und wieder ein belustigtes Glucksen, wenn Jaik ihm nicht gerade in die Lippe biss. Es war ein wunderbares, aber seltsames Gefühl, das durch Jasons ganzen Körper rauschte, als er Jaiks Knurren vernahm. Dieser Ton machte ihn regelrecht verrückt, aber im positiven Sinne. Jason ließ sich auf das Spiel ein und legte seine Hände auf Jaiks Oberschenkel, um sich nun zu ihm hinüber zu lehnen und vielleicht die Frechheit zu erwidern. Dazu kam es allerdings nicht, denn plötzlich zerriss eine schrille Stimme die Idylle. Zuerst zuckte Jason zusammen, dann rutschte er automatisch ein paar Zentimeter von Jaik weg und starrte dann zum Ursprung der schrillen Stimme hinunter. Hatte er da wirklich richtig gehört? Hatte die Alte sie gerade angemosert, dass sie sich hier küssten und dass das nicht familienfreundlich wäre?
Jasons Gesichtszüge begannen regelrecht zu entgleisen, so sehr hoben sich seine Augenbrauen und rissen seine Augen auf. Kurz überlegte Jason, ob er etwas erwidern oder sich entschuldigen sollte. Bevor er jedoch eine rationale Entscheidung traf, kroch die alt bekannte Angst in ihm hoch und versuchte ihn zurecht zu weisen. Das klappte allerdings nur halbwegs, dafür war Jaik immer noch zu nahe und vor allem lag immer noch seine Hand auf Jasons Oberschenkel. Als Jason dann plötzlich von Jaik an sich gedrückt wurde, brach das förmliche Chaos in ihm aus. Zuerst dämpfte es seine Angst und ließ ihn fast etwas Mut fassen, um der meckernden Alten etwas zu entgegnen, doch dann übernahm Jaik diesen Part und genau das war es auch, was Jason daraufhin vor Scham regelrecht im Boden versinken ließ. Es begann ein richtiges Wortgefecht zwischen Jaik und der Alten und mit jedem weiteren Satz rutschte Jason immer tiefer und tiefer. Dieses Hin und Her war ihm sogar noch peinlicher als die Ansprache am Anfang.
Ehe Jaik seinen letzten Satz der langsam davon trottenden Dame hinterher gerufen hatte, war Jason schon aus seinen Armen und von der Hecke hinunter ins Labyrinth gerutscht, wo er erst einmal blieb bis er sich sicher war, dass die Alte wirklich weg war. Erst dann wagte er es um die Ecke aus dem Labyrinth hinaus zu schauen, um zu überprüfen, ob sie wirklich nicht mehr in Reichweite war. Jason merkte in dem Moment wie sehr sein Herz raste. Diese kleine Unterbrechung hatte ihn dann doch ein wenig erschrocken und zwar nicht nur wegen dem Überraschungseffekt. Etwas schüchtern, vor allem aber unsicher hob sich nun sein Blick zu Jaik. Vielleicht hatte er da vorhin doch ein wenig zu großspurig daher geredet oder es traf wirklich nur auf die Mitglieder der Uni zu. Das brachte Jason zu der Überlegung, ob er ihre Beziehung auch vor Jaiks Kollegen auf dem Stützpunkt so offen zeigen konnte.
"Ähm... sagen wir mal, zumindest in der Uni verstecken wir uns nicht mehr, okay?", schlug Jason zaghaft vor, "Vielleicht sollten wir uns wirklich nicht in der Öffentlichkeit küssen, besonders wenn es andere wirklich stört. Ich meine gegen Händchen halten können sie bestimmt nichts sagen."

Nachdem Jaik die Dame mit seinem freundlichen Angebot verscheucht hatte, merkte er das ihm im Verlauf auch sein Freund abhanden gekommen war. Verdutzt fand er ihn auf dem Boden wieder. Richtig verwirrt wurde sein Blick allerdings erst als Jason verkündete das sie sich in der Universität fortan nicht mehr verstecken würden. Das war natürlich ein Anlass zur Freude, aber der Kontext war doch ein wenig zu seltsam um sich jetzt freuen zu können.
Jaik rutschte ebenfalls von der Hecke herunter. Wenn er sich jetzt sogar in der Universität offen zeigen wollte, warum versteckte er sich dann jetzt? Als Jaik die Antwort hörte ließ diese ihn erst einmal sprachlos zurück. Ungläubig blinzelte er seinen Freund an. Das war doch wohl hoffentlich nur ein trockener Witz. Das könnte unmöglich Jasons Ernst sein! Nach einer langen Zeit des fassungslosen Anstarrens konnte Jaik sein Lachen nicht mehr zurück halten. Hinterhältig schlich es sich in seine Stimmbänder. Trotz zusammengepresster Lippen konnte er das Geräusch nicht dämpfen.
„Wegen der willst du mich nicht mehr in der Öffentlichkeit küssen?“ ,gluckste Jaik. „Es gibt es auch Leute die es stört wenn man ihnen sagt das die Erde rund ist. Soll ich alles was ich über Astrophysik weiß leugnen? Auf dieses Zeichen geistiger Armut soll ich Rücksicht nehmen? Bestimmt nicht. Ich werde nicht Teil des Rückschritts sein.“ Jaik schüttelte noch einmal belustigt den Kopf, dann schwächte sich sein Grinsen zu einem Lächeln ab. Er trat auf Jason zu, packte seine Oberarme und versuchte ihre steife Haltung mit kräftigem Auf- und abreiben zu lockern. „Firefly...“ ,forderte er sanft seine Aufmerksamkeit. „Wir haben genau das gleiche Recht uns zu küssen, wie jedes andere Paar auch und wer das anders sieht sollte sich dringend die Gesetzesänderungen der letzten Jahre durchlesen.“ War das vielleicht sogar der Kern dieses ganzen Problems? Wollte Jason deswegen die Beziehung geheim halten? Der lang vermisste Sinn fügte auf einmal die Puzzleteile zusammen...und entschuldigte seine Abwesenheit indem er eine Idee mitbrachte. Vielleicht war die Art und Weise mit diesem kognitiv etwas langsameren Teil der Gesellschaft umzugehen leichter als gedacht. Jaik war von seiner Lösung schon einmal sichtlich begeistert. „Dummheit tötet man mit Fakten! Wir könnten die betreffenden Passagen ausdrucken und aushändigen wenn so etwas noch einmal passiert!“

Jaik kam zu Jason herunter gerutscht und hörte sich seine Worte an. Allerdings schien er über sie nicht besonder erfreut, eher im Gegenteil. Zumindest wirkte er ziemlich geschockt, als er Jason so anstarrte. Doch dann begann er plötzlich zu lachen und meinte, dass man mit allem, was man tat jemanden verärgern konnte. Der Punkt war aber, dass man sich davon nicht abhalten lassen sollte das Richtige zu tun. Der Vergleich hinkte etwas und so ganz überzeugt war Jason nicht gerade von der ganzen Sache. Jaik schien das mit Humor zu nehmen, aber Jason fiel das nicht so leicht.
Offenbar merkte Jaik, dass sein Freund damit nicht so locker umgehen konnte, daher kam er auf ihn zu, legte seine Hände auf Jasons Oberarme und versuchte durch Auf- und Abbewegungen die Anspannung darin zu lösen. Nun versuchte er es etwas sanfter und erklärte Jason etwas weniger lachend, dass sie rechtlich gesehen schon seit ein paar Jahren auf der gleichen Stufe wie heterosexuelle Paare standen. Tatsächlich hatte Jaik Recht, doch so ganz überzeugt war Jason immer noch nicht. Besonders nach dem kleinen Schock eben brauchte er etwas, um sein Selbstbewusstsein wieder zu finden. Jaik schien das Ganze so einfach zu sehen und auch sein Vorschlag dem nächsten, der meckerte, einen Gesetzestextauszug auszuhändigen, sprach davon wie pragmatisch er an die Sache heran ging. Dabei würde das wahrscheinlich sogar noch komischer herüber kommen, als wenn sie einfach verbal eine Rechtfertigung abgeben würden. Bescheuert war ja, dass sie sich überhaupt rechtfertigen mussten. Vor allem weil sie sich nicht mehr im letzten Jahrtausend befanden.
"Ich weiß nicht.", entgegnete Jason unsicher und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, "Können wir... Ich meine es wäre doch sinnvoll, wenn wir es in der Öffentlichkeit so schlicht wie möglich halten. Also, ein Kuss ist okay und Händchenhalten auch, aber ich glaube mir wäre es dann doch etwas peinlich, wenn wir uns näher kommen und uns dann jemand anmeckert. Wobei... Also, wenn ich ehrlich bin: Es ist mittlerweile so gut wie Nacht und hier im Park ist echt niemand unterwegs, also verstehe ich nicht, wieso ich mich dann hier und jetzt schämen sollte dich zu küssen. Wenn ich nachts hier durchgehen würde, dann würde ich nicht einmal Leute anmeckern, die es irgendwo in den Büschen treiben. Ich könnte sogar wetten, dass hier bei Nacht irgendwelche anderen Straftaten begangen werden und da zählt Erregung des öffentlichen Ärgernis wahrscheinlich noch zu den harmlosen. Also..."
Mit jedem Satz war Jason selbstbewusster und fast sogar ein bisschen verärgert geworden, doch nun wirkte er wieder etwas schüchtern und nachdenklich, als er den Blick wieder zu Jaik hob. Seine Wangen waren sogar ein wenig rot geworden. Hörbar atmete er ein und aus, dann machte er einen halben Schritt nach vorne, legte die Arme um Jaiks Taille und trat so nah an ihn heran, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.
"Machen wir es so? Ich meine ausgenommen natürlich so Orte und Zeiten wie jetzt, wenn sowieso kaum jemand in der Nähe ist.", schlug Jason vor und blickte Jaik fast schon bittend an, "Wenn wir mehr als nur einen Kuss... jedenfalls wäre es dann vielleicht klüger, wenn wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind. Klingt das in Ordnung für dich?"

Jaik konnte sehen das Jason mit sich kämpfte. Beinahe hätte er seufzend sein Handy gezückt, als er merkte das Jason einen Kompromiss vorschlagen wollte. Bei den ganzen Regeln sollte er lieber anfangen sich Notizen zu suchen, sonst versagte bald selbst sein photographisches Gedächtnis. Während seiner Argumentation fiel Jason dann allerdings selbst auf wie ungerechtfertigt die Anschuldigung gewesen war. Jaik ließ ihn erst einmal mit sich selbst verhandeln und lauschte mit wachsenden Interesse. Nach den ganzen Verhandlungen schienen sie jetzt endlich über den Kern des Problems zu sprechen. Jetzt wo Jaik davon wusste würde es ihm allerdings auch schwerer fallen auf Jasons Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Zu oft hatten ihn Idioten ausgebremst. Zu oft hatte ihm der eingeschränkte Horizont von jemand anderes eine Grenze gesetzt. Zu oft hatte er verstecken müssen wer er war um ins Bild zu passen. Diese Zeiten waren vorbei und nicht einmal für Jason würde er sie zurück bringen. Jaik Hoffman schämte sich nicht, weil andere ihm das suggerierten. Als zukünftiger Wissenschaftler war er sich des Spotts vieler sowieso gewiss.
Jasons abschließender Vorschlag klang sogar fast wie etwas das Jaik geäußert hätte. Natürlich hatte auch er eine Schamgrenze und teilte nicht alle seine Aktivitäten mit der Öffentlichkeit. Trotzdem war es wichtig die Beweggründe zu klären. „Wenn das auch deine Vorgehensweise wäre, wenn ich eine Frau wäre, dann ja. Dann entspricht das meinen Vorstellungen. Aber wir verstecken nichts, weil es nicht in ein veraltetes Weltbild passt. Wir sind Teil des Umschwungs und nicht des Rückstands!“ ,stellte Jaik klar. „Ich werde der erste schwule Astronaut sein. Mir ist egal was die Öffentlichkeit davon hält und wenn mein Mann mich nach meinem ersten Raumflug mit nur einem Kuss begrüßt bin ich schwer beleidigt!“ Wenn er schon so viele Kompromisse einging, sollte er lieber anfangen auch ein paar einzufordern.
„Wir müssen uns wegen überhaupt nichts schämen und ich lasse nicht zu das dir irgendwelche Kleingeister das einreden! Wir haben sie nicht gebeten hinzusehen. Das war ihre Entscheidung. Da steht ein physikalisches Phänomen direkt vor ihrer Nase und es interessiert sie nicht einmal! Wieso regen wir uns eigentlich nicht darüber auf?“

Jasons Augen wurden zuerst groß, als Jaik nur unter der Bedingung seine Zustimmung gab, wenn es dabei nicht ums Geschlecht ging. Jaik erklärte Jason daraufhin auch ganz genau wieso er diese Bedingung stellte. Langsam wanderte Jasons Blick nachdenklich zur Seite, während Jaik weiter darüber sprach, wie er die ganze Sache sah. Jason wurde unfassbar rot, als Jaik daraufhin meinte, dass er sehr beleidigt sein würde, wenn Jason als sein Mann ihn später nach der Raumfahrtmission mit nur einem Kuss begrüßen würde. Ein verlegenes Lächeln schlich sich auf Jasons Lippen und etwas peinlich berührt hob er wieder den Blick zu Jaik. Irgendwie wurde er immer noch total verlegen, wenn Jaik so selbstverständlich darüber sprach, dass sie irgendwann heiraten würden und desto öfter Jaik das sagte, desto realer erschien es für Jason. Das wiederum ließ ihn allerdings erst so langsam die Tragweite dieser Entscheidung begreifen. Damit banden sie sich ein Leben lang aneinander und obendrein war dann endgültig Schluss mit verstecken. Dann musste Jason es nicht nur ertragen, wenn Jaik vor jemandem ihre Beziehung erwähnte, sondern musste sogar dazu stehen. Zusammen sein war das eine, aber verheiratet sein? Das hieß ein gemeinsames Leben und...
Jason schluckte und sein Lächeln verschwand schneller, als es gekommen war. Er versuchte sich an einem halbgaren Ersatz, als Jaik die Bemerkung hinterher schob, dass man sich statt über ihre Küsse darüber aufregen sollte, dass jemanden dieses physikalische Phänomen nicht interessierte. Langsam senkte sich Jasons Blick auf Jaiks Kinn. Aus irgendeinem Grund schlug sein Herz auf einmal wieder ziemlich heftig. Nicht unbedingt schnelle, aber Jason konnte die Schläge regelrecht spüren. Sein Kopf war immer noch rot und glühte nun spürbar. Das Atmen war fast anstrengend und so langsam dämmerte ihm auch wieso. Langsam ließ Jason seinen Kopf nach vorne sinken bis seine Stirn auf Jaiks Schulter zu liegen kam. Währenddessen wanderten Jasons Arme hinunter bis seine Hände sich in die von Jaik verfangen konnten.
"Ich will mich nicht von jemandem verurteilen lassen, wenn ich die Person küsse, die ich liebe. Was kann einer von uns dafür, dass wir beide Männer sind?", murmelte Jason an Jaiks Schulter und seufzte hörbar, "Ich will doch einfach nur mit dir zusammen sein. Am liebsten würde ich mit dir da hin gehen, wo sowas wie eben nie vorkommt. Oder wo niemand ist. Oder wir atomisieren einfach alle mit so einem miesen Verhalten."
Jetzt lachte Jason leicht, allerdings nur kurz, denn dafür war das Thema doch etwas zu ernst für ihn.
"Menschen sind blöd.", blubberte Jason und gab einen missmutigen Laut von sich, "Hoffentlich hast du nicht noch eine Aktivität geplant, bei der uns jemand blöd kommen kann, sonst kann es sein, dass ich mitten drin nach Hause gehe."

Bei der Erwähnung seiner Zukunftspläne konnte Jaik ein vielfältiges Mienenspiel auf dem Gesicht seines Partners beobachten. Zuerst schien er überrascht zu sein, danach wirkte es tatsächlich so als würde er sich freuen und dann nicht mehr. Man hatte ihm geraten bei diesen Dingen nicht zu schnell vorzugehen und generell stimmte Jaik zu das wichtige Entscheidungen gründlich durchdacht werden mussten. In diesem Fall gab es aber einfach nichts was dagegen sprach. Der einzige Grund der ihm einfiel war das Jason nicht das einsame Leben eines Astronauten-Gatten leben wollte. Wahrscheinlich würden sie bis zu seiner Rente oder ihrem ersten gemeinsamen interstellaren Flug nie wieder so viel Zeit füreinander haben wie nun, während des Studiums. Deswegen versuchte Jaik diese Zeit nun optimal zu nutzen. Um Jason zu zeigen das es funktionieren konnte. Auch wenn sich blöde Menschen in ihren Weg stellten. Jaik lachte leise als Jason sich darüber beklagte. Zärtlich streichelte er ihm über den blonden Schopf. Das Jason in so einer Situation seine Nähe suchte zeigte ihm, das er langsam begriff das sie nun als Team funktionierten und nicht mehr als Einzelkämpfer.
Oder wollte er etwa doch schon die Segel streichen? Jason konnte nicht sehen wie Jaik erschrocken die Auen aufriss, aber das Zucken das durch seinen Körper ging hatte er garantiert bemerkt. Er wollte nach Hause? Aber das hier sollte doch das romantischste Date der Menschheitsgeschichte werden! Er war sich ziemlich sicher das es zum Gelingen eines solchen zwei Beteiligte geben musste!
“Hey, mach mich nicht für die Dummheit anderer verantwortlich! Ich versuche hier alle deine Wünsche wahr werden zu lassen. Ich kann nichts dafür wenn eine infantile Lebensform das nicht begreift!” Anstatt Jason auf Distanz zu bringen um ihn zu zeigen wie fassungslos sein frühzeitiges Aufgeben ihn machte, drückte er ihn nur noch fester an sich. Kurz erwog er während der Umarmung Jasons Taschen zu durchsuchen. Ohne seinen Wohnungsschlüssel würde er seine Drohung nicht wahr machen können. Doch er entschied sich stattdessen dafür weiter über sein Haar und seinen Rücken zu streicheln und an seine Vernunft zu appellieren. „Ich glaube nicht das Menschen generell blöd sind. Zumindest nicht im Sinne von degeneriert. Die Lebensformen dieses Planeten stecken noch in einem extrem frühen Entwicklungsstadium. Sie sind nicht ganz so primitiv wie meine Artgenossen, aber in vielen Dingen noch sehr unreif. Man muss ihnen noch sehr viel Erklären und Zeigen. Sie sind unausgereift.” ,mutmaßte Jaik laut. „Ich weiß der Umgang mit ihnen ist häufig sehr frustrierend. Es ist wie mit einem Welpen der einfach nicht das Konzept von hygenischer Haushaltsführung versteht zusammen zu leben. Aber ich denke schon, das viele noch lernfähig sind und das die menschliche Rasse Potential hat. Nicht jedes Individuum, aber einige. Wenn wir uns den Normen der Degenerierten anpassen, stoppen wir diese Entwicklung. Es werden uns immer wieder Leute ihre Unzufriedenheit vor Augen führen, aber wir werden Strategien entwickeln damit umzugehen.” Da er nun nicht mehr als ein ungetrübtes Lächeln auf den Lippen trug zog er Jasons Kopf vorsichtig von seiner Schulter weg und stupste neckisch seine Nasenspitze mit seinem Zeigefinger an. „Sie können sich beschweren, aber nehmen können sie es uns nicht. Nur wenn wir das zulassen.”

Jason seufzte resignierend. So einfach konnte er sich dann doch nicht aus der Sache winden. Am liebsten wollte er mit Jaik einfach nach Hause und sich mit ihm ins Bett kuscheln, aber Jaik war der Meinung, dass sie sich von ein paar ignoranten Leuten nichts kaputt machen lassen sollten. Natürlich würde Jason sich von solchen degenerierten Meinungen seine Beziehung nicht kaputt machen lassen, doch andererseits war er auch nicht verpflichtet sich allem und jedem zu stellen. Manchmal war es auch okay die Einsamkeit zu suchen. Jaik würde das allerdings nicht zulassen, dafür schien er noch viel zu große Pläne zu haben.
"Also gut. Ich meinte eigentlich nicht, dass ich mir etwas kaputt machen lassen will, sondern dass ich von menschlichem Kontakt für heute schon genug habe und wenn möglich so wenig wie möglich davon noch in Kauf nehmen will, um mit dir zusammen zu sein.", brummte Jason als Entgegnung und seufzte dann abermals, "Nimm es mir nicht übel, aber mein Tag war sehr lange und meine Nerven nach dem eben recht am Ende. Hast du noch etwas mit regem Menschenkontakt geplant oder ist es auch möglich etwas unter uns zu sein?"

So ernst und wichtig die Thematik auch war, Jasons Anwort ließ Jaik kichern. „Ich habe meine sozialen Bedürfnisse für zwei Wochen schon mit einem Tag in der Universität gefüllt.“ Nur weil er die Menschheit nicht aufgab, hieß das nicht das er sie in der Masse nicht als anstrengend empfand. Es hatte schließlich einen Grund weshalb er sich in der Universität stets möglichst unauffällig verhielt. Mit einzelnen Individuum kam er zurecht, eine Gruppe überforderte seine Kompetenzen. Außerhalb des Rudels ließen sie sich zudem leicht ignorieren. Genau das wünschte er sich wenn er mit Jason zusammen war. Das alle anderen einfach unwichtig waren. Gerade eben war sein Partner noch so fröhlich gewesen. Er hatte gekichert und gelächelt. Er war selbstbewusst gewesen. Das war ihm von einer greisen Frau mit kognitiven Zerfall genommen worden. Aber Jaik hatte immer noch die Gelegenheit diese Verabredung zu der besten in Jasons Leben zu machen. „Eigentlich war der nächste Punkt auf deiner Liste den ich angehen wollte Händchen haltend spazieren zu gehen. Wenn wir ganz schnell zu meinem Wagen spazieren, kann uns niemand missgünstige Blicke zuwerfen.“ ,schlug Jaik einen Kompromiss vor. Er strich über Jasons Handrücken um seine Bereitschaft zu einem Spaziergang im Sprinttempo zu testen. „Unterwegs könnten wir an einer Tankstelle anhalten und Eis kaufen. Dann können wir das auch abhaken.“ Wenn sie alles noch schaffen wollten, mussten sie nun anfangen die Aktivitäten zu komprimieren. So musste das Eis also nicht wie geplant beim Finale, sondern auf dem Weg verzehrt werden.

Jaik entgegnete kichernd, dass er bereits mit einem Tag in der Uni sein Bedürfnis nach sozialen Kontakten für ganze zwei Wochen gestillt hatte. Demnach schien er Jason nur allzu gut zu verstehen. Allmählich hoben sich Jasons Mundwinkel wieder und er lachte sogar leicht auf, als er Jaik das sagen hörte. In dem Punkt waren sie sich wohl sehr ähnlich. Zwar hatte Jason nun nicht mehr panische Angst davor andere zu enttäuschen, doch wenn er die Wahl hatte war er dann doch lieber mit weniger, dafür aber besseren Leuten zusammen.
Jaik schlug vor den nächsten Tagesordnungspunkt - händchenhaltend spazieren zu gehen - kurz und schnell zu erledigen, um nicht noch eine solche Begegnung zu erleben. Darüber hinaus schlug er vor an einer Tankstelle noch ein Eis zu kaufen, damit sie das auch abgehakt hätten. Jasons Lächeln von eben schwächte sich allmählich wieder ab. Ja, einerseits wollte er wirklich nicht noch einmal angemosert werden, aber hatte Jaik nicht gerade gesagt, dass sie auf sowas nichts geben sollten? Jason liebte es Jaiks Hand zu halten und er wollte jetzt auch nicht im Sprint zum Wagen hasten, besonders wenn es sowieso nicht sehr wahrscheinlich war, dass sie jemand wegen dem Händchenhalten anfahren würde.
"Ich werde definitiv nicht rennen, sonst gilt das nicht.", erwiderte Jason trotzig, "Also wirklich, gegen Händchenhalten kann doch keiner meckern und wenn doch, dann... dann mecker ich aber mal zurück. Wo kommen wir denn da hin? Und was das Eis angeht: Wie wäre es, wenn wir beim 24-Stunden-Shop einfach zwei ganze Packungen kaufen und uns dann aufs Sofa fläzen? Oder hattest du danach etwa noch etwas geplant?"

Allzu schlimm schien der Impakt der alten Dame doch nicht gewesen zu sein. Jaik verspürte sogar das jähe Bedürfnis ihr hinterher zu stürzen und mit Jason an der Hand an ihr vorbei zu stolzieren. Notfalls auch mehrere Male, bis sie wieder die Fassung verlor. Das Jason mal mit jemand anderem als sich selbst meckerte würde er nur zu gerne erleben. Doch das hier war Jasons Abend. Er sollte ihn nicht bewusst provozieren. Das hatte er vorhin im Schlossgarten schon ein wenig überreizt.
„Wilco!“ ,salutierte Jaik gehorsam und schnappte sich Jasons Hand. Beim Verlassen des Labyrinths trug er sein Haupt so hoch als wäre er gerade auf dem Weg zu seinem ersten Lift-Of.
Ob er seine Pläne für die ruhigeren von Jason vorgeschlagenen fallen lassen konnte wusste er nicht. Sie hatten nur noch einen Ort vor sich um die Runde mit voller Punktzahl zu vollenden. Oder konnte es sich leisten einen Wunsch zu vernachlässigen?
„Hmmm“ ,summte er und ließ seinen Blick über die Hecken streifen um sich kurz zu orientieren. Er kannte die Wege des Labyrinths längst auswendig, doch während seiner Messarbeiten war ihm aufgefallen das sich manchmal der Standort einer Hecke verschob. So blieb zumindest ein wenig des Verirrungspotenzials erhalten. „Das klingt gut, aber dann fehlt uns eine Sache auf deiner Liste.“
Mit Jason an den vertrauten Hecken vorbei zu schlendern erinnerte ihn plötzlich an eine noch viel ältere Abmachung. Hier hatte Jaik zum ersten Mal die Gelegenheit gehabt einen Extraterrestrier mit Fragen zu löchern. Hier hatte er heraus gefunden das nicht alle Aliens sture Vollpfosten waren. „Im Übrigen hast du deinen Teil unserer Wette noch nicht erfüllt.“ ,erinnerte Jaik zwinkernd. Dafür wäre er durchaus bereit alle Planungen fallen zu lassen.