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kleine Kapelle mit Friedhof

vAnonymous
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cf: Konstantins kleines Kämmerchen

Tief atmete er die frische Waldluft ein und genoss das Rauschen der Bäume und den Gesang der Vögel. Ihm gefiel es hier, auch wenn er ständig aufpassen musste, wohin er trat. Aber wozu hatte man denn Echolot? So fand er sich einigermaßen zurecht und er fragte sich, wie dieser Wald wohl des Nachts aussehen würde. Wenn der Mond die Bäume beschien und alles in ein geheimnisvolles silbernes Licht tauchte. Und wenn vor allem dann endlich Farben für ihn sichtbar wurden. Auch wenn die wenigsten Blumen bei Nacht blühten...
Er war einfach weiter reingegangen, hatte das eine oder andere Mal einen Falken kreischen hören und aus Spaß zurückgeschrieen. Seine Echolotoschreie, wenn sie auf für gewöhnliche Menschen hörbarer Ebene stattfanden, glichen denen von Adlern oder Falken. Er mochte diese Vögel, sie waren stark, frei, unabhängig... Leise seufzte er. Er war nun mal kein Adler. Er war ein Drache, ein Todeshaucher. Und die Tiere spürten das offenbar. Etwas gedankenverloren ging er weiter und stolperte, als er in seinen Gedanken versunken, über einen ziemlich großen Stein, konnte sich aber noch rechtzeitig fangen und seine Hand fand Halt suchend eine kalte, halb mit Moos überzogene Mauer. Erst jetzt vibrierte der kleine Muskel an seiner Schläfe wieder und er sah sich genauer um. Ein Friedhof - seine Hand lag an der Mauer einer Krypta, um ihn herum halb umgestüzte Kreuze und Grabsteine. Es war nicht so, dass er sich direkt fürchtete, es gab auf einem Friedhof nichts zu fürchten. Aber ein wenig mulmig war ihm da schon zumute, als er weiter ging. So über die alten, vergessenen Gräber zu laufen... eine Kapelle gab es auch, wie lange gab es diesen Friedhof wohl schon, und warum lag er mitten im Wald?
 08.11.10 21:54
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Mic

vMarquise Ida
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cf: Die Kammer der Marquise

Die junge Frau spürte, wie sich die Muskeln in ihrem Körper zusammenzogen, spürte die kraftvolle Bewegung und wie der Wald an ihr vorbeiglitt. In ihrem zierlichen Körper steckte weit mehr Kraft, als man vermuten würde - jahrelanges Training und die natürliche Konstitution einer Untoten hatten sie stark und schnell gemacht.

An ihrem Mundwinkel klebte ein wenig Blut, ein erstes Opfer hatte sie schon gefunden und jetzt jagte sie das zweite, einen hübschen kleinen Fuchs. Sie hatte keinerlei Mitleid mit dem Tier... es war Fressen und Gefressen werden, mehr nicht. Sie hegte auch keine Abneigung gegen die Tiere, sie mochte sie sogar sehr, doch sie musste frisches Fleisch essen, um zu leben. Und im Zweifelsfall war ihr das eigene Leben wichtiger.
Das Tier rannte um sein Leben, durch dichten Tannenwald - viele Nadeln blieben an ihrem Kleid hängen, während sie sich durch die engstehenden Bäume schlängelte.
Dann lichtete sich der Wald ein wenig, eine kleine Kapelle kam in Sicht und sie setzte zum Sprint an. Zweige knackten unter ihren Füßen, sie keuchte und der Fuchs gab ein entsetzliches Quietschen von sich, als sie sich nahe der Kirche über ihn rollte und ihn mit einem animalischen Grollen fasste.
Sie biss ihm die Kehle durch, ohne nachzudenken, noch immer ohne Mitleid. Es war humaner als ihn leiden zu lassen.

Während sie ihre Beute verspeiste nahm sie schließlich wahr, dass nahe vor ihr jemand anwesend war. Ziemlich nahe... kaum einen Meter entfernt stand ein Junge mit lilanem Haar, der anscheinend im Wald spazieren ging. Verdammt, was dachte der jetzt? Sie hätte besser aufpassen sollen. Doch wenn sie jagte war sie ganz auf die Beute fokussiert... In einem Anflug tierischer Instinkte knurrte sie leicht und richtete sich dann auf. Es war schwer, sich wieder zu disziplinieren und ihn nicht auch als Beute zu sehen...
 08.11.10 22:19
vAnonymous
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Eigentlich war der Friedhof sehr hübsch, wenn er ihn sich so genauer betrachtete. Zwar alt und ziemlich verlottert, aber gerade das gefiel dem Halbrussen. So hatte er sich immer die Friedhöfe in Horrogeschichten vorgestellt. Nacht, kein Stern am Himmel und auch der Mond schien nur schwach durch die dichte Wolkenfront. Eine Frau rannte in Panik über einen solchen Friedhof, ihr Verfolger ihr dicht auf den Fersen. Dann hörte man nur noch einen lauten Schrei und die junge Frau lag ermordet in einem frisch ausgehobenen Grab, bereit, ewig zu schlafen und nie wieder aufzuwachen.
Er las gerne solche Schauermärchen. Das war ein Vorteil, wenn man blind war: in der Schule konnte man unentdeckt ganze Romane verschlingen, ohne das jemand etwas merkte. Blindenschrift war schon eine extrem geniale Erfindung. Aber genauso sahen die Friedhöfein seinen Geschichten immer aus. Vielleicht würde er doch öfter herkommen. Es gab hier viele Details, die man erkunden konnte. Es war spannend hier, hier lag ein so spezieller Geruch in der Luft, so eine Mischung aus Efeu, feuchter Erde und süßer Verwesung. Zischend entwich die Luft zwischen seinen Zähnen und er ging vorsichtig ein Stück weiter.
Ein Ast knackte hinter ihm, in der Nähe der Kapelle und er fuhr herum. Erst dachte er an einen Hirsch oder ein Wildschwein oder ein ähnliches wildes Tier. Doch schnell erkannte der Halbjapaner, dass es sich um eine... Frau handelte? Eine Frau? Sie lief hinter dem Fuchs her, jedoch nicht so, als wolle sie ihn einfangen... Sie warf sich auf ihn und biss ihm die Kehle durch. Konnis getrübte, goldene Augen weiteten sich vor Entsetzen und er wich ein paar Schritte zurück. Diese Frau versepißte den Fuchs einfach so! Sie fraß ihn regelrecht. Sein Echolotorgan hämmerte regelrecht und sein Herz raste wie ein gallopierendes Rennpferd. Der Drache schlotterte am ganzen Körper, kalter Angstschweiß trat ihm auf die Stirn und sein Puls nahm astronomische Werte an. Schreckerfüllt wich er weiter zurück, stieß dabei gegen ein gigantisches, steinernes Kruzifix und presste sich ängstlich dagegen. Diese Frau hatte einen Fuchs gegessen. Roh! Sie hatte ihn gejagt! Was war sie, ein Dämon? Ein Werwolf? Ein Vampir? Aber die saugten doch nur Blut. Seine Atmung war flach und noch immer zitterte er wie Espenlaub. Dann knurrte sie ihn an und aus reinem Schutzreflex fletschte er mit einem hohen Fauchen die Zähne und offenbarte die kräftigen Fangzähne, als sie sich aufrichtete. Er war nicht agressiv, er hatte einfach nur eine tierische Angst, die ihn fauchen und irgendwie nach Schutz suchen ließ - leider war der Fluchtweg ihm wohl abgeschnitten, hinter im das Kreuz, neben ihm überall Grabsteine. Und er war nun wirklich kein Sprinter oder Läufer. Die Frau hatte ihn schneller ein, als ein Windhund den Hasen.
 08.11.10 22:50
Rasse
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Mic

vMarquise Ida
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Das Fauchen ließ ihren Körper erstarren und in Kampfposition schnellen - was für ein Wesen er wohl war? Konnte er ihr gefährlich werden? Ihre Gedanken rasten. Doch schnell hatte sie sich wieder im Griff und betrachtete den Jungen vor sich genauer - er sah nicht gefährlich aus, seine Züge waren weich und sie spürte auch keine Aggression, sondern pure Angst.
"Verdammt...", murmelte sie leise, in Gedanken, und schaute ihn dann vorsichtig an, versuchte seine weitere Reaktion abzuschätzen. Hoffentlich rannte er nicht weg... sie würde ihm niemals etwas tun, so weit war ihre Beherrschung nach den langen Jahren, doch ihr Jagdtrieb war trotzdem stark und sie wusste nicht, ob sie es dann schaffte, ihm nicht zu folgen.

Ida entspannte ihren Körper bewusst und wich zurück, um ihm Raum zu geben - war er geistig gesund würde er jetzt wahrscheinlich rennen, aber sie würde es schon irgendwie schaffen, hier zu bleiben. Mit einem Taschentuch wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht. Dieser Übergang zwischen Untoter und zivilisiertem Menschen war unglaublich schwer, mit Beute direkt vor ihrer Nase. Er roch gut... Sie wich noch ein wenig zurück und sagte leise zu ihm, in ihrer weichen, melodiösen Stimme: "Ich tue dir nichts, wenn du mir jetzt nicht zu nahe kommst".

Früher war ihr sowas häufig passiert, damals hatten nicht alle dieser zufälligen Begegnungen überlebt - inzwischen war sie vorsichtiger und älter geworden. Sie spürte deutlich, wie frisches Blut durch ihre Adern wanderte. Nie fühlte sie sich so verführt, daran zu glauben, dass sie lebte, wie in diesen Momenten. Nie war sie so stark. Wer der Junge wohl war?
 08.11.10 23:15
vAnonymous
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Angst....Angst... etwas anderes ließ sein Kopf gar nicht mehr zu. Und ein seltsames Ziehen entstand in seiner Magengegend. Irgendetwas brannte in seiner Brust, schien ihn von innen aufzufressen. Er war in Gefahr, die Frau ging in Kampfstellung. Wollte sie sich nach dem Fuchs jetzt einen Nachtisch gönnen? War er jetzt dran? Es war nicht gut, wenn er jetzt solche Angst hatte. Es war nicht gut, wenn er jetzt in Gefahr war. Er wollte nicht, wer wusste schon, warum diese Frau den Fuchs gejagt hatte? Und ob er das Tier nun fertig zubereitet auf dem Teller liegen hatte oder sie es sich gleich selbst jagte, eigentlich lag doch da kein Unterschied dazwischen. Dennoch, ihre ganze Erscheinung hatte etwas bedrohliches an sich, der ihn vor Schrecken schlottern ließ.
Kostja hätte wegrennen können, aber er war steif vor Angst. Er drückte sich nur noch so eng wie möglich an den kalten, feuchten Stein in seinem Rücken. Wenn er sich jetzt nur nicht in einen Drachen verwandelte. Er wollte sie doch nicht verletzen - er wollte nie jemanden verletzen, selbst diese Schläger hatte er nicht verletzen wollen. Wenn diese Frau ihn wirklich angriff, hatte er keine Chance. Es sei denn, er verwandelte sich in einen Drachen und diese Begegnung würde tödlich für sie enden. Dann würde er nicht mehr hierbleiben dürfen, wenn er eine Frau tötete. Sie würden ihn zurückschicken. Vielleicht würde man ihn auch einsperren. Was konnten die hier nicht alles mit ihm machen.... Aber diese Frau bedrohte ihn doch. Sein Kopf drohte zu platzen, so sehr verwirrte ihn alles.
Dann tat sie etwas, womit Konstantin nicht gerechnet hätte: sie wich langsam zurück und ließ ihm etwas mehr Platz. War das nur ein Täuschungsmanöver? Eigentlich war der Halbrusse kein unbedingt misstrauischer Typ, aber in seiner Furcht kamen ihm alle möglichen Gedanken. Seine Atmung war immer noch sehr schnell und er hatte das Gefühl, man müsste seinen Herzschlag sehen, so laut pumpte ihm das Blut in den Ohren. Wenn sie ihn jetzt wirklich angriff... Aber das Gegenteil schien der Fall zu sein. Sie schien ihn sogar beruhigen zu wollen. Es war wohl einfach so, dass er sie bei der Jagd überrascht hatte - er hatte noch nie gesehen, wie ein Tier gejagt wurde. Weder von einer Katze, noch von einem Hund oder Wolf oder was auch immer. Selbst im Fernsehen hatte er solche Dokumentationen nie gesehen, auch in Biologie waren sie stets theoretisch geblieben. Von solchen Videos hatte sein Lehrer nichts gehalten. Eigentlich war es mehr der Schock über die ganze Situation gewesen, der ihn so verschreckt hatte. Eine Frau, die einem Fuchs einfach so die Kehle durchgebissen hatte... "W-w-wer s-sind S-S-S-Sie?", stammelte er irgendwie zusammen. Er hatte nicht vor, ihr zu nahe zu kommen, in der Situation schon gar nicht. Das Ziehen und Brennen hatte nachgelassen, ganz langsam beruhigte er sich wieder.
 09.11.10 13:32
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Mic

vMarquise Ida
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Der Junge rannte nicht weg, er schien sich sogar ein wenig zu beruhigen, was Ida überraschte. Er fragte, wer sie sei, und sie antwortete ihm mit ruhiger Stimme und einem kleinen, eleganten Knicks: "Mein Name ist Marquise Ximena Idalina de Saramango de Souza - Ida reicht allerdings". Sie schmunzelte leicht.
Ihre Atmung hatte sich wieder verlangsamt, sie konnte wieder klar denken und er tat ihr furchtbar leid. Wahrscheinlich hatte er noch nie eine Untote beim Jagen gesehen, das war auch eine sehr rare Beobachtung, denn normalerweise überlebten die Beobachter sie nicht. Nicht alle Untoten hatten so viel Selbstbeherrschung wie Ida...
"Ich wollte dich nicht erschrecken und bitte dich inständigst um Verzeihung - ich habe mich jetzt wieder im Griff. Wie ist denn dein Name?". In ihren dunklen Augen war die Mordlust verschwunden und Höflichkeit hatte ihren Platz angenommen, auch ihre Haltung hatte sich wieder zu der vollendeten Damenhaftigkeit gestreckt. Die Untote war ein Gegensatz in sich - wer sie nie in einer solchen Situation überrascht hatte konnte sich mit Sicherheit niemals vorstellen, dass diese Dame, diese Adelige mit bester Erziehung, sich jemals so verhalten könnte.

Sonne fiel zwischen den Bäumen hindurch auf den Friedhof - sie war froh, dass es sie im Moment kaum störte. Wenn sie an heute morgen dachte...aber schnell schob sie den Gedanken beiseite. Er würde ohnehin nicht wiederkommen.
 09.11.10 15:54
vAnonymous
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Noch immer blieb Konstantin auf Abstand, soweit das in seiner Situation möglich war. Langsam weichte das Hemd zwar durch, was in seiner gegenwärtigen Situation aber eher sekundär war. Sein Puls raste noch immer, auch wenn er langsam wieder zur Ruhe und Besinnung kam. Ganz ruhig, alles war in Ordnung. Es war alles gut. Sie wollte ihm nicht an die Gurgel, er war nicht ihr zweites Frühstück. Sie hatte eben gejagt. Jagen war etwas ganz natürliches. Auch wenn sich ihm wahrscheinlich der Magen umgedreht hätte, wenn er den Fuchs auch optisch wahrgenommen hätte. So reichten ihm schon die hörbaren Überreste, um einen leichten Brechreiz auszulösen. Keine Panik, er war nicht der nächste. Wer oder was auch immer sie war, sie war nicht hinter ihm her.
Ihr Nahme war sehr lang und gab ihm nochmal Gelegenheit, sich zu beruhigen. Eine Marquise... interessant. Er hatte schon manchmal mit japanischen Adligen zu tun bekommen, auch wenn es von denen nicht viele gab. Aber einmal hatte er eine echte Prinzessin gesehen und durfte sich ihr sogar ganz kurz vorstellen, bevor er wieder beiseite geschoben worden war. Dennoch nahm er rasch und etwas überhastet Haltung an und versuchte, das unüberhörbare Zittern in seiner Stimme zu verbergen, was ihm nicht so recht gelingen wollte. "Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Ida" Seine Stimme überschlug sich fast, alles in allem war er einfach nur eine verschüchterte und zerbrechliche Erscheinung, welche die Marquise einfach dem Erdboden gleichmachen konnte, wenn sie wollte. Auch wenn sie derlei Absichten wohl eher nicht hegte. Aber er als ein kleiner Schwächling musste immer aufpassen, was er sagte und ob er andere damit nicht provozierte.
Jetzt war Ida jedenfalls ganz anders als vorhin noch. Irgendwie damenhafter, als wäre sie jetzt wieder eher Mensch denn... was auch immer sie war. Es wäre äußerst unhöflich danach zu fragen. Aber sie bat sogar um Verzeihung - das Ganze war doch nur ein ziemlich dummer Zufall gewesen, nichts weiter. Dafür brauchte sie sich doch nicht entschuldigen. Gerade er, der vor alles und jedem Angst hatte, war nun wirklich kein Maß der Dinge. Er wurde rot und wusste nicht wirklich was er sagen sollte. Dann fragte sie ihn nach seinem Namen und er atmete nochmal tief durch. "K-Konstantin. Mein Name ist K-Konstantin Wolkow-Y-Yunoki. Und das war d-doch mehr ein ung-günstiger Z-Zufall, dafür m-müssen Sie sich doch nicht entschuldigen. D-Das kann schon mal vork-kommen..." Eigentlich fand er es ziemlich spannend, dass sie jagte. Ob das andere Schüler hier auch machten? Aber dieses Stottern wieder... das würde er wohl nie los.
 09.11.10 16:25
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vMarquise Ida
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Es amüsierte sie inzwischen fast ein wenig, was für ein Häufchen Elend der Junge im Moment war - hatte sie ihm so damit zugesetzt? Anscheinend war er ohnehin schon schreckhaft, zumindest sah er nicht gerade wie ein selbstbewusstes Muskelpaket aus.

Ihr dunkles, aufrichtiges Lachen prallte von den Kronen der Bäume ab, als er sagte, das könne schon mal passieren.
"Passiert dir das öfter? Dann würd ich mir Sorgen machen. Eigentlich sollte ich dafür sorgen, dass sowas nicht passieren kann - Leute beim Jagen zu treffen ist nie gut. Und bitte, du brauchst mich nicht siezen - ich hab dich eben angeknurrt, ich glaub über den Punkt sind wir hinaus". Amüsiert strich sie sich durch die Haare, die heute sehr wellig fielen, und drehte sie zu einem Knoten auf. Ihr war warm, sie hatte geschwitzt und auf ihren Wangen zeigte sich Röte.

Entspannt setzte sie sich dann auf einen Grabstein - die Toten würden es ihr schon nicht übel nehmen, sie war selbst eine.
"Na, gehst du auch hier zur Schule? Was treibt dich so allein auf einsame Friedhöfe im Wald?". Sie lächelte leicht - wahrscheinlich war er ein Nachtwesen, oder er schwänzte die Schule...auf jeden Fall schien er nicht sehr gesellig, wenn er hier allein rumhing.
 09.11.10 17:34
vAnonymous
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Er beruhigte sich zusehends und löste sich von dem steinernen Kurzifix. Die Situation entspannte sich langsam, auch wenn er nachwievor die gegebene Distanz wahrte. Ihr Zusammentreffen war in einem völlig anderen Rahmen verlaufen als die von ihm und seinen Mitschülern oder dem von Sanchez-Sensei und ihm. Es war nicht gerade der beste Start, jemanden bei der Jagd zu überaschen, schon gar noch wenn man so ein Sensibelchen wie Kostja war. Aber wahrscheinlich war Ida ganz nett - bis jetzt.
Das leichte Rot auf seinen Wangen vertiefte sich, als sie lachte. Irgendwie schien sie amüsiert über seinen Abwink zu sein. Dabei war es doch nur die Wahrheit, es war ein Zufall gewesen. Zufälle gab es doch hin und wieder in der Welt, manche führten zu neuen Bekanntschaften, andere zu neuen Erkenntnissen und wieder andere blieben einem wegen ihrer Einzigartigkeit ewig im Gedächtnis. Zu welcher Sorte dieser Zufall gehörte, wusste Konni noch nicht, aber in einem war er sich sicher: er würde sich nie wieder einen Fuchs betrachten können, ganz gleich ob auf Bildern oder im realen Leben, ohne dabei an diesen Vorfall zu denken. Allerdings hatte er nachwievor das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Dabei sah er nur das, was von dem Ultraschall reflektiert wurde. Seine Schläfe schien zu pulsieren, allerdings wesentlich langsamer als vorhin. Er brauchte die Orientierung jetzt nur, um zu wissen, wo sie war und wohin er den Blick zu wenden hatte.
"Nein, eigentlich nicht" Er lachte nervös, kein Vergleich zu ihrem Lachen. "Aber Z-Zufall ist wohl eine der w-wenigen Faktoren, den man n-nicht vorausb-berechnen kann" Sie war wohl auch Schülerin, er hatte sie aus reiner Höflichkeit und aus Reflex gesiezt. "Ich w-wollte nur höflich sein, F-Fremde sollte man nicht g-gleich Duzen" Er sprach schon ein wenig flüssiger, aber es dauerte immer eine Weile, bis er genug aufgetaut war, um ganz mit dem Stottern aufzuhören. Und ein wenig Herzrasen hatte er immer noch.
Sie war bestimmt recht hübsch, so wie er das einschätzen konnte. So genau hatte er sie noch nicht angepeilt, erst als sie sich setzte, 'besah' er sie sich genauer. Doch, er fand sie hübsch, richtig hübsch. Ihr Name klang irgendwie südeuropäisch, da hatte sie bestimmt braune Haut und schwarze Haare. Südländerinnen waren eigentlich alle hübsch, was ihm seine Mutter so erzählt hatte. Er hatte noch keine Südeuropäerinnen gesehen, wenn Ida eine war, war sie die erste. Aber was er so hören konnte, fand er hübsch. Er nickte auf ihre Frage. "Ja, seit h-heute. Ich wollte n-nur ein b-bisschen rausgehen, einen f-freien Kopf bek-kommen. Ich bin z-zufällig hier ge-gelandet, vielleicht komm ich d-demnächst ö-öfter hierher. N-Nachts muss es hier t-toll sein..." Seine blinden Augen gingen in Richtung der Kapelle, schweiften auf dem Freidhof umher, ohne etwas zu sehen. Aber er schätzte mit Hilfe von Infraschall Entfernungen ab, Ultraschall half ihm, seine Umgebung zu erkennen. Es gab hier echt interessante Grabmäler, das war bestimmt eine Heidenarbeit gewesen... "Und... du? B-Bist du a-auch S-Schülerin?" War sie vielleicht in seiner Klasse?
 09.11.10 18:17
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vMarquise Ida
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Ida musste leicht lächeln - sie konnte seine Nervosität in seiner Stimme und seinem Lachen hören. Hätten sie sich in einer anderen Situation getroffen, hätte sie ihm absolut zugestimmt - doch hier, wo sie beide Schüler waren, und unter den Umständen wäre es einfach unangebracht gewesen, ihn zu siezen, ebenso wie es sich irgendwie falsch anfühlte wenn er sie siezte.
"Du hast gute Manieren", meinte sie ein wenig nachdenklich und mit sanfter Stimme. Er war ihr damit schonmal sympathisch, für die stolze Adelige war sowas wichtig, und das in einer solchen Situation durchzuziehen sprach von guter Erziehung.

Sie lachte wieder, als er meinte, der Friedhof sei nachts sicher schön.
"Du bist aber kein Vampir oder Untoter, oder? Ansonsten wäre das ein ziemliches Klischee". Anscheinend war dieser Konstantin ein kleines bisschen morbide - sie kannte die Faszination, die solche Orte bei Nacht ausübten, auch wenn sie selbst immer eher das Licht geliebt hatte und sie darunter litt, es nicht mehr genießen zu können.

Auf seine Frage antwortete sie mit einem Schulterzucken: "Ja, das bin ich, Nachtklasse Tsutokyo - in welcher Klasse bist du denn?". Vielleicht waren sie ja sogar Klassenkameraden, auch wnen sie ihn im gestrigen Unterricht nicht gesehen hatte.
Der Stein unter ihren Schenkeln war kalt und eine Gänsehaut überzog ihre Beine - durch die Nahrungszufuhr gut gelaunt schlenkerte sie ein wenig mit den Beinen in der Luft, um sie aufzuwärmen. Am Waldrand flogen mit lautem Rascheln einige Vögel auf.
 09.11.10 18:43
vAnonymous
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Leicht neigte er den Oberkörper, um sich für ihr Lob zu bedanken. "Vielen Dank, Ida" Wenigstens etwas, was er konnte: sich benehmen. Eines der wenigen Dinge, für die ihn selbst sein Vater gelobt und belohnt hatte. Selbst kleine Dinge wie ein Nicken, ein winziges Lächeln oder ein kurzer, weicher Blick wären ihm genug gewesen... leider hatte Bao damit ziemlich gegeizt. Manchmal durfte er länger aufbleiben, wenn er sich auf einer der öffentlichen Veranstaltungen, bei denen er vorgeführt wurde, den Regeln entsprechend benommen hatte. Einmal, als er bei einem wichtigen Geschäftsessen der Frau des Geschäftspartners seines Vaters über alle Maßen gefallen hatte, durfte er sogar mal einen ganzen Nachmittag bei Tao bleiben und mit ihm spielen. Aber das waren rare Ausnahmen, er war meistens für seine Fehler bestraft worden und wurde so zu absolutem Gehorsam und Benehmen erzogen. Hinter den goldenen Augen verbarg sich immer die Angst, wieder einen Fehler zu begehen, weshalb er im Zweifelsfall schwieg und sich lieber tausendfach entschuldigte.
Ida schien offenbar auch Wert auf gute Manieren zu legen, er hatte sie eben nur bei der Jagd überrascht. Ansonsten hatte sie wohl auch eine gute Erziehung gehabt. Adlige hatten ja direkt Benimmunterricht, den er auch hatte ertragen müssen. Sie fragte ihn ein wenig im Scherze, ob er denn ein Vampir oder ein Untoter wäre. Daraufhin musste er auch leise kichern. Er hatte zwar Fänge, aber die waren mehr Zierde und Abschreckung. "Nein, das nicht. A-Aber ich würd d-den Friedhof g-gerne mal s-sehen. Und Kapellen s-sind nachts, w-wenn der M-Mond scheint, immer ein b-bisschen my-mysteriös. D-Dann spuken d-die G-Geister" Ein wenig ambivalent war er auch. Zwar hatte er vor vielen Sachen Angst, liebte es aber, nachts auf Friedhöfe zu gehen oder in eine Kirche zu gehen. Er hatte zu beidem fast nie die Gelegenheit gehabt, einen Friedhof hatte er nur an Allerheiligen mal nachts gesehen. Bei einer Kirche war es öfter vorgekommen, wenn er Sonntags seine Mutter zur Abendmesse begleitete und es im Winter früh dunkel wurde. Aber dann waren die Kirchen meistens ausgeleuchtet gewesen, das zählte nicht. Aber er konnte manchmal einen Blick in das leere Kirchenschiff erhaschen, wenn der Priester das Licht ausgemacht hatte. Und es faszinierte ihn jedesmal aufs Neue. Und hier hatte er vielleicht Gelegenheit, ganz allein des Nachts den Friedhof und die Kapelle zu erforschen. Außerdem wollte er den Friedhof nicht nur per Echolot sich betrachten.
"Oh, du auch?" Dann hatte er also noch eine Klassenkameradin kennengelernt. Es wurden langsam immer mehr. "I-Ich bin auch in der Tsu-Tsu-Tsutokyo, meine ich. Ich m-muss noch d-den Unterricht v-von letzter N-Nacht nachholen" Er durfte Amys Notizen nicht vergessen. "Du...du k-kannst auch Yue z-zu mir sagen, wenn d-du möchtest" Konstantin fand er ein bisschen... nun, nicht förmlich. Aber sie hatte ihm ja auch ihren Spitznamen angeboten, da fand er es richtig, wenn er ihr seinen anbot. Und er mochte den Klang seines Spitznamens.
 09.11.10 19:42
Rasse
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vMarquise Ida
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Sie schaute ihn ein wenig verwirrt an, als er auf ihre neckende Frage antwortete.
"Du willst den Friedhof mal sehen? Du siehst ihn doch jetzt, oder? Und Geister... naja, Untote wie ich vielleicht, aber zum Gruselshow spielen bin ich wirklich nur geeignet, wenn ich jage, und das hast du ja jetzt schon hinter dir".
Lächelnd beugte sie sich leicht zu ihm und sagte spaßeshalber: "Buhh!". Sie wollte sehen, ob er noch Angst hatte oder ob sein Stottern einfach ein Teil seiner Art und Weise war. Inzwischen fühlte sie sich wieder zu hundert Prozent wohl, sie könnte jetzt problemlos mit ihm herumtollen, ohne auch nur einen Anflug von Jagdtrieb zu spüren.

Er war also wirklich einer ihrer Klassenkameraden - erfreut sah sie ihn an. Bisher hatte sie in ihrer Klasse noch niemanden wirklich kennengelernt.
"Du bist also noch ganz neu hier?".
Dann bot er ihr seinen Spitznamen an und sie sagte mit sanfter Stimme: "Yue...Mond? Das ist ein schöner Spitzname. Anscheinend magst du die Nacht ja...". Zumindest schloss sie das aus dem, was er vorher über den Friedhof gesagt hatte.

Dann sprang die junge Frau leichtfüßig vom Grabstein herunter und sah ihn fragend an.
"Möchtest du mich vielleicht noch ein bisschen begleiten?". Sie war neugierig geworden, außerdem mochte sie Gesellschaft immer, gerade männliche.
 09.11.10 21:37
vAnonymous
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Es wunderte Konstantin nicht, dass sie jetzt verwirrt war. Micael hatte es eher rausbekommen, weil er in seiner Verwirrung vergessen hatte, ihn anzupeilen und meilenweit an ihm vorbeigesehen hatte. Jetzt erzeugte er ja in regelmäßigem Takt Ultra- und Infraschall, um eben nicht weit an ihr vorbei zu sehen. Aber seine Aussage war schon etwas verwirrend für Außenstehende. "Naja..." Sollte er ihr gleich sagen, wie er zu dem Spruch kam? "Ich sehe... auf meine Weise. Nicht s-so wie du, n-nicht mit d-den Augen. Über Sonar, ich kann n-nichts sehen, wenn d-die Sonne a-aufgegangen ist. Ich würd ihn einfach g-gerne r-richtig sehen. Gomen Nasai, wenn i-ich dich verwirrt habe, ich w-war schon immer t-tagblind. Ich hab m-mich einfach zu s-sehr daran gewöhnt" Das mit den Geistern war mehr ein Scherz gewesen, er glaubte nicht wirklich an Geister. Aber in seinen Schauergeschichten kamen die auch manchmal vor und er konnte damit echt seine Witze machen.
Erschrocken quietschte Yue wirklich auf, als sie ihrerseits einen Scherz mit ihm machte. Er nahm ihr das nicht übel, lachte sogar nachher über sich selbst, auch wenn er rot wurde. Man, war das peinlich! Er erschreckt sich vor etwas, wovor nicht mal Kleinkinder sich mehr erschreckten. Er war wirklich mehr als schreckhaft. Was dachte Ida jetzt wohl vom ihm? Hielt sie ihn jetzt für einen Angsthase? Obwohl, was war er denn anderes?
Er nickte wieder und rang sich sogar ein Lächeln ab. Und wie neu er war. Neu an der Schule, neu in der Welt, neu in der ganzen Gesellschaft. Bisher lebte er in einem goldenen Käfig, aus dem er jetzt eiskalt rausgestoßen würde. Konstantin bereute das nicht unbedingt, aber er fühlte sich verloren. Als sie ihn auf seinen Spitznamen ansprach, lächelte er etwas wärmer und zarter. Er wirkte in manchen Momenten sehr feminin, äußerlich zumindestens. Das war so einer dieser Momente. "Wissen nicht viele, d-dass es Mond b-bedeutet. Ja, ich m-mag die Nacht sehr, aber den Namen hat... ein Freund mir ge-gegeben. Er meinte, ich wäre wie der Mond..." Wie Tao das genau gemeint hatte, wusste Konni nicht, aber er würde schon seine Gründe gehabt haben. Er vermisste seinen alten Freund aus Kindertagen.
Ida bot ihm dann an, sie ein wenig zu begleiten. Warum eigentlich nicht? Wenn sie eine Klassenkameradin war, sollte er sich schon mit ihr verstehen. Außerdem war sie echt nett, nachdem sie ihm solche Angst gemacht hatte. Er hätte jetzt keine Untote hinter ihr vermutet, aber ihn störte das nicht. Er war neugierig, was es hier für Wesen gab. "Gerne, wenn du möchtest. Ich find es hier sehr schön... ähm... Sieht es auch so schön aus für eine Sehende?" Leicht legte er den Kopf schräg und wurde schon wieder rot. So offen wollte er gar nicht fragen.
 09.11.10 22:03
Rasse
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vMarquise Ida
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Interessiert sah sie ihn an, als er erzählte, dass er tagblind sei.
"Sonar? Das kenne ich eigentlich nur von Fledermäusen. Aber ich kann verstehen, warum du dann in der Nacht hier hin willst...schade, dass wir dann so viel Unterricht haben".
Sie wunderte sich darüber, wie es sich wohl anfühlte, wie er sah. Sie würde die Sonne furchtbar vermissen, all die Farben - gleichzeitig gab ein Sonar ein ganz anderes Raumsicht.
"Yue, was nimmst du denn jetzt vom Friedhof und von mir wahr? Entschuldige, ich will nicht aufdringlich sein, aber es interessiert mich wirklich".

Ihr Lächeln wurde intensiver, als er das nächste Mal sprach.
"Als Untote hat man viel Zeit, um Sprachen zu lernen, und bis vor kurzem habe ich in Singapur gelebt. Und woher kommst du, wenn ich dich fragen darf? Deine Name hört sich russisch an...".
Auch sie dachte darüber nach, was das bedeuten könne...wie der Mond. Eine Gestalt der Nacht? Schön? Nun, hübsch war der Junge allemal, auf eine recht androgyne, fast schon weibliche Weise.
"Der Freund muss dich sehr gemocht haben, es ist wirklich ein schöner Spitzname", meinte sie mit einem Glitzern in den Augen, das verriet, was sie dachte.

Mit langsamen Schritten bewegte sie sich auf den Waldrand zu und betrachtete ihre Umgebung genau, während sie ihm antwortete.
"Ich will einmal versuchen, dein Auge zu sein. Und ja, es ist schön hier - zumindest mir gefällt es. Die einzelnen Bäume, die zwischen den Gräbern stehen, und der Wald um uns rum haben noch ganz helle, zarte Blätter, die meisten sind Buchen, auf dem Friedhof stehen vorallem Birken. Ich mag es, dass das Efeu auch den hellen Stamm der Birken bewachsen hat, genauso wie einige Grabsteine, die sonst auch von Moos und Unkraut bedeckt sind. Insgesamt ein malerisches, verfallenes Bild. Die Kapelle genauso, der Stein ist grau und von Moos teilweise versteckt, ein Teil des Daches ist eingefallen". Lächelnd fügte sie noch hinzu: "Der Himmel ist heute ziemlich hell blau und zwei kleine weiche Wolken ziehen darüber, eine sie aus wie ein Tropfen, die andere erinnert mich an einen Teddybären". Sie lachte leise.
"Ich wünschte, ich könnte dir die Farben zeigen, die kleinen Blümchen hier überall - die Vergissmeinicht haben mir schon immer gefallen und sie blühen hier schon. Es ist schade, dass du sie nicht bewundern kannst, wenn du nachts hierher kommst".
Es machte ihr wirklichen Spaß, ihm das zu beschreiben und sie hoffte dass es ihn nicht traurig machte, weil er nicht die Möglichkeit hatte das zu sehen.
 09.11.10 22:36
vAnonymous
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Tagblindheit kam unter Menschen nicht sonderlich oft vor, unter Drachen noch seltener. Was es bei ihm war, wusste er nicht, aber es blieb natürlich immer die Angst, eines Tages völlig blind zu werden. Er nutzte jeden Augenblick, in dem er sehen konnte, daher vollkommen aus, auch wenn seine Augen nur ein Mittel waren, um Farben zu sehen und auch mal ein normales Buch lesen zu können. "Ja, es funktioniert auch so ähnlich wie bei Fledermäusen. Damit vergleiche ich es recht gerne. Das mit dem Unterricht geht schon, ich werd schon Zeit finden, mal hierher zu kommen" Der Unterricht ging ja nur bis drei, das fand er noch erträglich. Da konnte er nachher noch zum Friedhof.
Was er wahrnahm... wie erklärte er das? Wer noch nie mit einem Sonarsystem gearbeitet hatte, verstand sowas nur schwer. "Es ist wie... Wellen, die an einem Ufer reflektiert werden. Ich höre, was andere sehen. Ich sehe die Kapelle, das Kreuz da links, die Grabsteine, ich kann sogar... naja, sehen, was hinter mir ist, wenn ich es richtig mache. Ich nehme Formen, Gestalten, Oberflächen wahr, auch wenn das manchmal täuschen kann. Von dir..." Da wurde er doch ein wenig rot. "Naja, ich kann halt nicht sehen, welche Farbe deine Haare, deine Haut oder deine Augen haben. Aber ich finde, du bist hübsch" Den letzten Satz nuschelte er eher und sofort wurde seine Röte noch tiefer. "Tut mir Leid. Ich weiß jedenfalls, wie du aussiehst", hing er noch an und räusperte sich. Er konnte eigentlich nicht mit Mädchen umgehen, aber sie war wenigstens nicht so wie die anderen Mädchen an seiner alten Schule...
Singapur... dann war sie also viel herumgekommen. Er wollte auch gerne verreisen, aber selbst in Russland war er nie gewesen, obwohl es technisch gesehen sein Heimatland war. Er war nie über die Grenzen hinausgekommen, die sein Vater gezogen hatte - bis jetzt. "Ich... bin zur Hälfte Russe, meine Mutter stammt aus Russland, sie hat mich Konstantin genannt. Aufgewachsen bin ich in Japan, bei Kobe. Aber ich kenne viele der russischen Bräuche und Traditionen, ich kann sogar Kasatschok" Daraufhin musste er selbst kichern, weil das eigentlich ein echtes Klischee über die Russen war. Richtig, er trank gerne Tee aus dem Samowar, auch wenn es furchtbar lange dauerte, liebte Pelmeni und kannte die gängigsten Lieder und Tänze, die ihm Jelena heimlich beigebracht hatte. Und er sprach einwand- und akzentfreies Russisch, wie man es wohl nirgends in Kobe fand. Aber er hatte genausoviele japanische Gepflogenheiten übernommen, was sich in vielen Dingen nicht mal in die Quere kam.
In seinen leicht trüben Augen glänzte es, als er an Tao dachte. Ja, irgendwo hatten sie sich gemocht. Sie waren eben beste Freund gewesen und hatten sich alles erzählt. Was wohl aus dem jungen Japaner geworden war? Vermisste er Yue auch? Und erinnerte er sich an das, was geschehen war? Fragen über Fragen.
Dass Ida ihm beschrieb, welche Farben hier so waren, wie die Wolken aussahen, all diese kleinen Dinge, die für Sehende völlig normal waren, überraschte ihn schon, aber er nahm es an. Hörte sorgfältig zu und lächelte sogar recht offen. Das hatte bisher auch immer nur Tao gemacht, ihm beschrieben, wie farbig die Welt war, die er nicht sehen konnte. Nur Nachts, da konnte er sich manches betrachten. Doch wenn es um sowas wie Blumen ging, das ging dann nur drinnen. Er würde wohl nie eine der Sonnenblumen sehen können, die sein alter Kindesfreund immer so gemocht hatte. Aber in den Gewächshäusern des Anwesens hatte er sich manchmal umgesehen, wenn die Gärtner einen guten Tag hatten. Dennoch - Blumen waren etwas, dass er teilweise nie würde sehen können. "Danke, das ist nett von dir, Ida" Sie hatte wirklich auf viele Details geachtet, die einem Sehenden sonst nicht auffielen. "Ja, die Blumen vermisse ich auch, wenn man von vermissen sprechen kann. Aber ich würde gerne mal eine sehen, eine richtige Wildblume" Sein Blick wurde einen Moment ein wenig sehnsüchtig und sein Lächeln traurig. "Man kann eben nicht alles haben. Vielleicht sollte es so sein..." War das vielleicht eine Art... Strafe? Weil er ein Bastard war? Klar, was konnte er dafür, dass er nie ein echter Yunoki sein konnte? Doch ihm war so oft eingeredet worden, dass er nichts war und nie etwas sein würde, dass er es irgendwann so angenommen hatte. Er war nun mal ein Bastard... Und dennoch bettelte er regelrecht um die Liebe seines Vaters.
 09.11.10 23:15
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