Richards & Runes Penthouse

Runes Erwiderung auf Richards Liebesgeständnis, dass er seine Brille liebte, brachte den Weißhaarigen zum Lachen. Allerdings nur kurz, denn er hatte eigentlich andere Pläne mit seinem Mund. Als er Rune hochhob und nach drinnen trug, stellte dieser fest, dass Richard für einen ersten Kuss doch recht wild war. Eine Sache, die dem Norweger wohl schon damals aufgefallen war, nur dass er jetzt nicht mehr vor Scham errötete die Augen nieder schlug.
"Echt? Kam dir das so vor?", fragte Richard nach und hielt im Flur kurz inne, um ein wenig überrascht zu Rune hoch zu sehen, "Ist eigentlich keine Absicht, vielleicht machen das einfach deine Küsse mit mir. Das fühlt sich so unfassbar gut an, dass ich immer noch mehr will, noch mehr Küsse, noch mehr Berührungen, noch mehr, bis wir eins sind."
Richard reckte seinen Kopf ein Stückchen nach oben und stahl Rune einen letzten, liebevollen Kuss, bevor er breit grinsend seinen Liebsten nun endgültig in ihr Reich trug, um ihn dort auf ihr Bett zu legen und sich über ihn zu beugen, um sich dann langsam und andächtig von seiner Wange, seinen Hals hinunter bis zu seinem Bauchnabel zu küssen. Dabei strichen seine Hände zärtlich an Runes Seiten nach unten bis sie den Rand seiner Shorts erreicht hatten. Kurz hob Richard den Kopf und blickte zu Rune hoch, um von ihm die nonverbale Bestätigung einzuholen, dass ein weiteres Vorgehen okay für ihn war. Erst dann ließ er seine Finger unter den Stoff fahren und langsam herunter streichen, um seine Lippen dann zärtlich auf die bisher noch unberührte Haut zu legen.

Bis sie wieder eins waren? Rune grinste bis seine Lippen von einem sanften Kuss versiegelt wurden. Dieser Kerl war so ein vernarrter Romantiker und das Schlimmste war das es gefährlich ansteckend war.
Runes Brustkorb hob sich von ganz alleine um Richards Küssen entgegen zu streben. Selbst wenn es es gewollt hätte, er hätte einfach nichts dagegen unternehmen können. Das hier fühlt sich einfach viel zu gut an. Richards Küsse schienen durch seine Haut direkt in seinen Blutkreislauf zu dringen, aber es war trotzdem noch nicht genau.
„Måneskin.“ Ein leises Keuchen floh von Runes Lippen. Schon war es um ihn geschehen. Schon dominierte der Wunsch nach Vollständigkeit seine Gedanken. So wie Platon es schon in seinen hochtrabenden Texten beschrieben hatte. Wer hätte den ahnen können das der alte Spinner mit seinen schwulstigen Worten so richtig gelegen hatte?
Rasch, aber immer noch viel langsam hatten Richards Lippen den Vorhof seiner Männlichkeit erreicht. Rune richtete seinen Oberkörper aus den weichen Decken auf und stützte sich auf seine Unterarme um einen guten Blick auf das Geschehen zu haben. Wozu wartete Richard auf seine Einwilligung? Wenn sie eins waren brauchte er die doch nicht? „
Na los, mach uns wieder ganz.“, grinste Rune und vergrub seine Finger in Richards schneeweißen Haaren. Da unten sah er eigentlich ganz gut aus. Dort dürfte er gerne noch ein bisschen verweilen. Immerhin gab es mehr als einen Weg ihre Einigkeit zu zelebrieren und ihn dabei zu beobachten war immer eine ganz besondere Freude.

"Rune?", rief Richard und lehnte sich dann leicht zur Seite, um mit dem Oberkörper im Türrahmen zum Schlafzimmer zu erscheinen, "Ich mach mich dann fertig und..."
Sein Blick fiel kurz auf seine Jäger-Armbanduhr, bevor er wieder zu Rune schaute und wieder lächelte.
"...in etwa zehn Minuten bin ich weg, okay? Wie gesagt es könnte etwas länger Dauern. Wir haben da einen neuen Geschäftspartner in Aussicht und da er von außerhalb kommt, ging es nur so spät. Aber ich werde mich beeilen, damit ich noch vor ein Uhr daheim bin, okay?", fügte Richard an und machte nun ein richtig reuevolles Gesicht.
Schließlich löste er sich doch aus der Tür und kam die paar Schritt hinüber zu Rune ans Bett, um seine Hände auf dessen Wange zu legen und ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken.
"Schlaf du derweil schon mal, immerhin hast du ja morgen wieder Arbeit, da brauchst du deine Energie.", säuselte Richard ihm zu und gab ihm dann noch einen zärtlichen Kuss, bevor er sich mit sichtbar schwerem Herzen von ihm losreißen musste.

Drei Tage waren seit der beinahe fatalen Nacht vergangen und Runes Körper hatte sich inzwischen einigermaßen von dem Schock der vielfältigen stumpfen Gewalteinwirkung erholt. Gerade rechtzeitig um den Kopf wieder im Schichtdienst herzuhalten. Halleluja!
Als würde die Aussicht morgen mit einem grün und blau geschlagenen Körper mit Robbins auf Streife zu gehen seinen Abend nicht schon genug versauen hatte sein Partner auch noch angekündigt das er heute alleine einschlafen musste. Der traf sich nämlich lieber mitten in der Nacht mit einem Geschäftspartner während Rune sich mit ein paar Küssen zufrieden gehen durfte.
Ein bisschen seltsam kam ihn das schon vor.
„Meinst du wirklich das es ist klug wenn euer Geschäftspartner sich daran gewöhnt das ihr selbst zu den unmöglichsten Zeiten für ihn springt?“ Rune hatte diese Bedenken natürlich nur weil er Richard nicht gehen lassen wollte. Er wollte doch ohnehin nicht mehr lange bei seiner Firma bleiben. Was sollte der Zirkus also?
Auf allen Vieren kroch Rune zum Ende des Betts um Richard am Handgelenk festzuhalten und ihn am Verlassen des Raumes zu hindern.
Seine Finger strichen seinen Oberarm hinauf während Rune sich aufgerichtete und seinen Liebsten mit beleidigt vorgeschobener Unterlippe anzuklagen. Er zog ihn ein wenig zu sich um seine Oberarme auf seine Schultern abzulegen.
„Ist diesem Geschäftspartner denn auch bewusst das du zu Hause einen Freund mit Bedürfnissen hast den du wegen ihm versetzt?“

Natürlich war Rune nicht ganz dumm. Die Uhrzeit war wirklich sehr ungewöhnlich, allerdings nicht absolut fernab der Realität. Bei Survey hatte Richard schon oft bis spät in die Nacht Besprechungen gehabt, d.h. so abwegig war es dann doch nicht. Trotzdem hoffte Richard innerlich, dass Rune ihm die kleine Lüge abkaufte.
"Es ist sehr wichtig. Er kommt aus den USA und ist hier nur auf der Durchreise nach London. Morgen früh ist er schon wieder weg, aber da muss ich bei Survey andackeln, also ... Ich brauche ihn, wir brauchen ihn. Ich erkläre dir alles zur gegebenen Zeit.", versprach Richard und schenkte Rune noch ein liebevolles, verständnisvolles Lächeln.
Richard wollte sich schon abwenden und rüber in den Umkleideraum gehen, da schnellte Rune nach vorne und packte ihn beim Handgelenk. Ein bisschen erschrak Richard schon, vor allem bekam er aber in der Sekunde Angst, als er direkt in Runes Augen schaute. Für eine Sekunde zweifelte er tatsächlich an seiner Strategie und wollte alles links liegen lassen, um Rune in seine Arme zu schließen und die Nacht mit ihm zu verbringen. Rune zog Richard richtig zu sich herunter und blickte ihn bittend an, während er seine Arme um Richards Hals schlang. Richards Herz wurde schwer, als Rune ihn so anblickte und sich dann auch noch darüber beschwerte, dass er jetzt ohne ihn hier alleine zurück blieb und das nur wegen diesem blöden Termin.
Wie von selbst wanderten Richards Hände zu Runes Taille und strichen langsam von dort bis zu seiner Hüfte, wo sie liegen blieben. Langsam senkte er seinen Kopf und war schon kurz davor noch einen Kuss auf Runes Lippen zu drücken, aber dann hielt er doch inne und schluckte. Nein, das durfte er jetzt nicht, sonst würde er heute Abend diese Lippen gar nicht mehr verlassen und dann war der ganze Schwindel umsonst gewesen.
"Tut mir Leid.", wisperte Richard seinem Liebsten zu und nahm dann seine Hände von ihm, bevor er ihn mit einem hastigen Kuss aufs lockige Haar wirklich verließ.
Er nahm Runes Arme langsam von seinem Hals und entschuldigte sich noch mit einem Lächeln, ehe er Richtung Tür ging.
"Ich mach das wieder gut, versprochen.", hängte er noch an, während er rückwärts bis zur Tür lief, "Morgen, okay?"
Mit einem letzten Lächeln verabschiedete er sich endgültig, bevor er ins Nachbarzimmer wechselte. Zuerst musste er sich soweit ankleiden, dass Rune wirklich dachte er hätte ein Meeting. Den Schutzanzug hatte er bereits unter seine zurechtgelegten Klamotten gesteckt. Recht zügig war er angezogen und band sich zuletzt noch eine Krawatte um, bevor er in seine Schuhe schlüpfte. In Gedanken war er bei Rune und manchmal warf er sogar einen flüchtigen Blick über die Schulter zur Tür des Ankleideraums. Schließlich verließ er den Ankleideraum und wechselte ins Bad, um sich noch einmal durchs Haar zu kämmen, bevor er ein allerletztes Mal zu Rune ging.
"Wehe du bleibst wach bis ich wieder da bin.", flüsterte er ihm zu, als er ihm einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange drückte, "Du weißt, ich kriege das raus."
Richard lachte leicht und erhob sich dann, um Abschied zu nehmen.
"Bis nachher.", versprach er seinem Liebsten und verabschiedete sich mit einer Kusshand, bevor er den Raum endgültig verließ und die Tür leicht anlehnte.
Im Flur löschte er das Licht in Bad und Flur, aber als er gerade das Licht im Ankleideraum löschen wollte, fiel ihm ein, dass er ja etwas ganz wichtiges vergessen hatte. Schnell warf Richard einen kurzen Blick über die Schulter durch den Spalt in der Tür in das dunkle Zimmer dahinter, dann huschte er schnell und leise in den Ankleideraum, wo er den Zugang zu seiner Waffenkammer öffnete. Die Tasche mit seiner Wechselkleidung und dem Zubehör stand schon abholbereit. Schnell griff er nach der unverkennbaren Sporttasche, die er immer für den Transport seiner League-Sachen verwendete und verließ den Geheimraum wieder. Zum Glück war ihm das noch eingefallen, dachte er sich, während der Zugang sich hinter ihm schloss. Erleichtert seufzte er leise und schulterte dann die Tasche, um den Raum Richtung Unterhaltungszimmer zu verlassen.

Ja ja, sehr wichtig. Wichtiger als seine Bedürfnisse. Rune verdrehte genervt die Augen. Immerhin zeigte sein Plan Richard aufzuhalten bald darauf Wirkung.
Mit einem triumphierenden Grinsen schloss Rune die Augen und freute sich auf den sorgfältig erschmollten Kuss. Dabei würde er Richard packen und einfach ins Bett ziehen. Dann würde er ja sehen wie sehr er noch zu seinem unnötigen Termin wollte.
Doch statt den heißersehnten Lippen erhielt er eine Entschuldigung. Als wäre nicht das schon frustrierend genug landete der einzige Kuss den er noch erhielt auf seinen Haaren.
Mit einem missmutigem Stöhnen ließ Rune sich nach hinten auf das große Bett fallen. „Also gut, lass mich zurück. Ich bleibe hier. Alleine. Unbefriedigt. Wie in guten alten Zeiten.“ ,jammerte er. Es half ja doch nichts. Er würde wohl oder übel alleine einschlafen müssen und wenn er noch auf seine täglich benötigten zehn Stunden Schlaf kommen sollte er langsam damit anfangen.
Kurz darauf kam Richard in voller Montur zurück um ihn daran zu erinnern. „Ja-ha!“ ,grummelte Rune. Mit gespitzten Lippen drehte er den Kopf zur Seite um vielleicht nach dem Kuss auf seine Wange doch noch einen für seine Lippen zu ergattern. Doch Richard war schon dabei ihn zu verlassen und das Einzige was von ihm noch bekam war ein zugeworfener Kuss aus einer viel zu weiten Entfernung. Erneut spitzte Rune die Lippen und ließ die Augenbrauen hüpfen um Richard noch einmal unter die Nase zu reiben was er zurück ließ.
Dann schmollte er noch die fast geschlossene Tür an. Noch brannte Licht durch den Spalt, aber Rune wusste das gleich der frustrierende Moment kommen würde in dem es erlöschen würde. Mit einem traurigen Seufzen fing er an neben dem Nachttisch nach seinem Stromkabel zu wühlen. Als er es schließlich fand und gerade in seinem Nacken befestigen wollte fiel sein Blick wieder auf die Tür. Das Licht brannte ja immer noch. Nicht das aus dem Flur, aber es war definitiv noch nicht dunkel in der Wohnung. Seltsam, eigentlich gehörte Richard zu den wenigen Menschen denen er eine keine Standpauke halten musste weil sie unnötigerweise das Licht anließen. Hatte er es tatsächlich vergessen?
Schnell sprang Rune auf um den Fehler zu beheben. Als er die Tür öffnete war das Licht allerdings schon gelöscht. Dafür erkannte er einen Schemen in der Dunkelheit den er schnell als Richard identifizierte. Allerdings war da noch mehr.
„Rechnest du mit einer Schießerei bei deinem Geschäftstermin?“ Fassungslos bettelten Runes Augen seinen Liebsten an ihm zu erklären das er gerade nicht das tat wonach es aussah. Doch die Indizien waren ziemlich eindeutig. Er hätte nicht einmal ein Detective sein müssen um das zu ermitteln. Aber er wollte es einfach nicht glauben. Er wollte das es eine Erklärung gab. Richard hatte ihn schließlich noch nie angelogen.

Richard war kaum fünf Schritte gegangen, der zuckte er vor Schreck zusammen, als hinter ihm plötzlich Runes Stimme erklang, die in dieser Stille höllisch laut wirkte. Mit erschrocken geweiteten Augen drehte Richard sich langsam um, wobei er sich mit der freien Hand ans Herz fasste.
"Rune, du hast mich vielleicht erschreckt.", keuchte der Weißhaarige und wandte sich Rune zu, der zuerst die Tasche auf seinem Rücken und dann ihn anschaute, als hätte ihn gerade der Blitz getroffen.
Dann fiel Richard wieder ein, was Rune ihn gefragt hatte.
"Ähm...", begann er und suchte eine Ausrede, während er einen Blick zu der Tasche warf, die er über seine Schulter geworfen hatte, "Ach so, nein nein. Ich habe ein paar Sachen aus dem Treffpunkt mitgenommen und sie gewaschen und da ich eh so spät unterwegs bin, dachte ich, ich..."
Richard stockte. Rune blickte ihn an, als wüsste er ganz genau, wonach das aussah und was das bedeutete. Bis jetzt hatte Richard sich schon schrecklich gefühlt wegen dieser Lüge, aber jetzt, wo Rune ihn so anklagend ansah, konnte er seinem Blick nicht mehr standhalten. Schuldbewusst senkte er den Blick auf den Teppichboden, während sich seine Mimik verfinsterte. Einen kurzen Moment lang war absolute Stille in der dunklen Wohnung.
"Tut mir leid.", murmelte Richard erst mit leiser Stimme, die dann jedoch wieder lauter wurde, "Ich... nach der Sache letztens wollte ich, dass du dich zurück hältst, aber du wolltest es nicht einsehen und da dachte ich naja... wenn du nichts weißt... Was hätte ich sonst tun sollen? Ich ... ich will dich einfach nicht verlieren, aber du... dich scheint das nicht davon abzuhalten deinen Hals zu riskieren, vor allem für ... für... Verdammt, wenn du ein Held sein willst, dann lass mich dich wenigstens unsterblich machen! So kann ich das jedenfalls nicht. Ich kann dich nicht mitnehmen, wenn ich nicht weiß, dass du meine Befehle abwartest und dich aus den Kämpfen raushältst!"
Mit einem zischenden Fluch knallte Richard die Sporttasche zu Boden und kickte sie gegen die Wand, bevor er sich mit den Händen übers Gesicht fuhr und hörbar ein und ausatmete.

Richard wirkte wirklich erschrocken und nicht wie jemand der damit gerechnet hatte erwischt zu werden. Die irrationale Hoffnung das er vielleicht gar nichts zu verbergen hatte keimte in Rune. Deswegen ließ er ihn reden, vielleicht hatte er ja wirklich eine Erklärung.
Doch leider war Rune nicht naiv genug um ihm seine Ausrede abzukaufen. Schon kurz darauf bestätigte Richard von sich aus das Offensichtliche und sorgte dafür das Rune starrer Blick zum Boden glitt. Er hatte ihm wirklich eine Mission verheimlicht. Er traute es ihm nicht zu das er sich weiterhin behaupten würde. Er machte sich Sorgen weil er ihn nicht für stark genug hielt. Tränen der Enttäuschung stiegen in ihm auf, aber er schluckte sie wieder herunter. Gerade Richard, der immer so überzeugt von ihm gewesen war und ihm beteuerte wie wichtig er fürs Team war.
Ein Satz reichte aus um Runes Blut zu Kochen zu bringen. Als er den Blick wieder hob lieferte sich seine Wut mit der Enttäuschung auf seinem Gesicht einen Wettstreit um die Überhand.
Er stampfte zornig auf um seinen Gefühlen Luft zu geben aber das reichte noch längst nicht. „Es geht mir nicht darum ein Held zu sein, verdammt nochmal! Ich hab keine Ahnung wie du überhaupt auf den Scheiß kommst! Ich bin garantiert nicht scharf darauf meinen Hals zu riskieren nur um mich zu beweisen!
Ich hab es nur satt tatenlos dabei zuzusehen wie unschuldige Menschen sterben. Ich dachte bei der League wäre das anders! Ich dachte ich wäre einmal keine Spielfigur die Anweisungen ausführen muss!“
Bisher hatte er auf Richard Rücksicht genommen, weil er seinen emotionalen und moralischen Aufruhr verstehen konnte. Doch damit war jetzt Schluss. Rune fühlte sich hintergangen und zutiefst verletzt. Das konnte er jetzt nicht mehr verstecken. „Im Gegensatz zu dir bin ich drei Jahre für solche Einsätze trainiert worden, also hör auf mein Urteilsvermögen zu unterschätzen! Du hättest mich doch nie im Leben da rein gelassen und das kann ich verstehen. Hätte ich wohl auch nicht gekonnt. Deswegen habe ich dir diese Entscheidung abgenommen, damit du nicht in diesen moralischen Zwiespalt kommst.
Ich musste etwas tun, sonst wäre Xandrios krepiert!“
Vorbei waren die Zeiten in denen er sogar gebeten hatte aus dem Getümmel heraus gehalten zu werden. Dafür war Rune sich seiner Fähigkeiten inzwischen viel zu bewusst und das Vertrauen darin zu stark. Erst recht wenn es darum ging Leben zu retten. „Ich kann kämpfen, auch wenn du das nicht willst!“

Obwohl das hier nicht ihre erste Auseinandersetzung war, zuckte Richard leicht zusammen, als Rune plötzlich wütend aufstampfte und dann mit ziemlicher Selbstsicherheit begann Richards Verhalten zu kritisieren. Gut, die Sache mit, dass er kein Held sein wollte, wusste Richard eigentlich schon, aber es hatte nun einmal wirklich so ausgesehen für einen Moment. Aber was hieß hier tatenlos? Die anderen waren zichmal stärker als er, trotz seines bionischen Arms. Xandrios war doch kein normaler Mensch, den die Schatten bedrängt hätten, sondern ein verdammter Mondwolf und wenn es tatsächlich brenzlich um ihn geworden wäre, während Richard nach einem Plan gesucht hätte, dann hätte er sich eben etwas mehr anstrengen müssen und ein bisschen durchhalten bis seine Rettung kam. Damit war allerdings nicht Rune gemeint!
Rune sah sich jedoch durchaus berechtigt einzugreifen, vor allem weil er sich eben nicht nur als Befehlsempfänger sah und etwas mehr Erfahrung mit Einsätzen hatte als Richard. Das alles konnte Richard irgendwo noch akzeptieren, doch als Rune dann klar stellte, dass er Richards Position sehr wohl verstanden hatte und trotzdem rein gegangen war, weiteten sich Richards Augen vor Zorn.
"Du wusstest also, dass ich dich da nie rein geschickt hätte und trotzdem hast du es getan? Ich habe dein Urteilsvermögen noch nie zuvor angezweifelt, aber dein Eingreifen war einfach eine saublöde Entscheidung. Impulsiv und ohne richtigen Plan! Aber jetzt zweifelst du mein Urteilsvermögen an und meinst ich hätte es nicht drauf in der richtigen Situation mal die Eier zu haben den Joker zu ziehen? Verdammt, Rune, du bist nicht der Joker, sondern ich! Bevor du aufs Spielfeld kommst, ziehe ich fünf andere Asse aus dem Ärmel. Aber das tue ich! Du nimmst mir diese Entscheidung nicht ab! Das kannst du vielleicht bei deinen Vorgesetzten machen, wenn ihr Werwölfe jagt, aber nicht bei mir, wenn wir es mit diesen Scheißdingern zu tun haben, klar? Die zerfetzen einen Menschen wie dich in einer Sekunde und nur dank deines Arms und des Anzugs lebst du noch. Verstehst du etwa überhaupt nicht, wie viel Glück du gehabt hast? Ein paar Sekunden länger und sie hätten sich in solch einer Zahl auf dich gestürzt, dass dir dann überhaupt nichts mehr geholfen hätte! Dann wäre finito gewesen, denn alle meine Asse hätten noch zwei Minuten gebraucht, bevor sie wirken, und bis dahin wärst du schon tot gewesen! Kapierst du endlich, was für eine leichtsinnige Aktion das war? Mal ganz abgesehen davon, dass du einfach eigenmächtig dich dazu entschieden hast! Kampferfahrung hin oder her: wenn du dich nicht an meine Anweisung hältst und meinst selbst bessere Entscheidungen treffen zu können, dann kann ich dich bei der League nicht brauchen."
Schäumend vor Wut beugte Richard sich nach unten und griff nach der Sporttasche, um sie wieder hoch zu hieven und über seine Schultern zu werfen.
"Nicht du entscheidest, was unnötiges und was nötiges riskieren ist, sondern ich.", stellte Richard abschließend fest und wandte sich dann zum Gehen.

Ja gut, wenn er ehrlich war hatte er tatsächlich keinen Plan gehabt und vielleicht war die Aktion tatsächlich ein bisschen leichtsinnig gewesen. Das sah Rune langsam ein. Aber barg nicht alles was sie bei der League taten ein gewisses Risiko? Rune war sich von Anfang an dem Risiko bewusst gewesen, so wie jeder andere auch. Er sah nicht ein eine Sonderstellung zu beziehen. Die anderen wurden im Zweifelsfall doch auch aufs Feld geschickt, auch wenn es brenzliger wurde. Er konnte sich nicht einfach damit arrangieren die ganze Zeit nur der stille Beobachter zu sein der sich in Sicherheit wähnte während die anderen ihr Leben riskierten. Es ging nicht darum das er Anweisungen missachtet hatte. Nein, dahinter steckte etwas anderes. Etwas das Rune überhaupt nicht gefiel.
„Du hältst mich für das schwache Glied im Team.“ Verletzter Stolz, ein Gefühl das Rune nicht neu war, aber noch nie so sehr geschmerzt hatte wie jetzt. „Hättest du auch bei den Anderen zu solchen Maßnahmen gegriffen nur weil sie einmal vorschnell gehandelt haben? Ich denke nicht. Akagi hat sich schon viel schlimmere Dinger ohne Anweisung geleistet als ich und der ist immer noch dabei. Versuch es also nicht darauf zu schieben das ich eigenmächtig gehandelt habe!
Ich wollte nicht den Rebellen raus hängen lassen, ich wollte helfen! Ich hab nicht nachgedacht. Das weiß ich selbst, aber....“
Aber das war nicht das was am meisten schmerzte. Bis zu diesem Punkt konnte er jede von Richards Taten nachvollziehen. Er konnte seine Bitten verstehen, auch wenn er ihnen nicht Folge leisten konnte. Doch da gab es diese eine Sache die dafür sorgte das Rune eine zornige Träne die Wange herunter lief bevor er sie aggressiv wegwischen konnte.
„Du hast mich angelogen, Richard!“

Fast im Unterhaltungszimmer angekommen blieb Richard dann doch nochmal stehen, als Rune ihm vorwarf, dass er ihn für das schwächste Glied im Team hielt und ihn deswegen aus allem raushalten wollte. Akagi als Beispiel zu nehmen war dabei ziemlich clever, immerhin hatte der sich wirklich schon einiges geleistet. Richard bereute es jedes Mal, dass er auf die Hilfe dieses Wahnsinnigen zurück greifen musste, aber tat er liebend gerne, solange er Rune dabei aus allem raus halten konnte. Zumindest bis jetzt, doch nun forderte Rune das gleiche Recht auch für sich. Doch, auch wenn Rune gestand, dass die Umsetzung seines Vorhabens etwas kritisch gesehen werden könnte, er beharrte letztendlich auf seinem Standpunkt.
Mit einem hörbaren Ausatmen senkte Richard seinen Kopf. Glaubte er etwa es fiel ihm leicht? Richard hasste es sich zwischen zwei ihm wichtigen Sachen entscheiden zu müssen, doch in diesem Fall stand er eben genau vor solch einer Entscheidung und so sehr es ihn verletzte Rune verletzen zu müssen, es tat nicht halb so weh wie der mögliche Verlust, wenn er es nicht tat. Aber es blieb Richard nichts anderes übrig. Für Rune, für sie beide, musste er heute hart bleiben, auch wenn er damit den Buhmann spielen musste. Runes Anklage, die durchaus berechtigt war, dass er ihn angelogen hatte, brachte den Weißhaarigen trotzdem nicht dazu seine Meinung zu ändern oder gar weich zu werden. Er wünschte sich nichts mehr, als Rune jetzt einfach in seine Arme zu schließen und mit ihm schlafen zu gehen, doch dazu müsste Richard ein paar gravierende Entscheidungen in seinem Leben rückgängig machen und das konnte er nicht. Also blieb dem Ligaanführer nichts anderes übrig, als mit schwerem Herzen seinen Weg fortzusetzen.
"Irgendwann, wenn die schwarze Hand Geschichte ist, werde ich mich dafür bei dir entschuldigen, aber heute nicht.", antwortete Richard mit ruhiger, gefasster Stimme, bevor er sich endgültig abwandte und die Wohnung mit schnellen Schritten verließ.

Das war alles? Ein Versprechen das sich schon alles wieder gerade biegen würde wenn sie eine überdimensionierte Schattenmafia ausgelöscht hatten. Ohne ihn? Hieß dass das Rune jetzt ganz aus der Sache raus war?
Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Die Vorstellung zu Hause zu sitzen während Richard nicht in Gefahr begab war das schlimmste. Er wollte doch helfen. Er konnte helfen!
„Warte!“ ,rief Rune hastig und eilte so schnell ihn seine Beine trugen ins Ankleidezimmer um seine Sachen zu holen und Richard noch zu erwischen bevor er die Tür verlassen hatte.
Im eiligen Schritt zog er ein Hemd über seine Schultern. Als er versuchte die Hose über zu ziehen rannte er schon fast. „Ich komme mit!“ ,beharrte er. Er war nicht mehr wütend, er war auch nicht mehr enttäuscht, er war verzweifelt!
Und er würde keine Widerrede dulden. So sehr konnte Richard ihn gar nicht verärgern das er ihn jetzt ziehen lassen würde. Er hatte es nicht einmal geschafft sich zur Hälfte anzuziehen, doch immerhin hatten seine Finger es geschafft von hinten in Richards Jacket zu greifen. „Ich lass dich nicht alleine!“
Er hoffte nur das Richard tatsächlich einen Moment warten würde, ansonsten musste er nämlich ohne Schuhe auf die Straße. Aber auch das würde er im Notfall tun.
Er konnte nützlich sein, er wusste es einfach. Was wäre wenn ausgerechnet heute der Tag war an dem alles schief ging? Wie sollte er mit diesem Wissen weiter leben? Er musste Richard unbedingt davon abhalten das Gebäude ohne ihn zu verlassen.

Richard war schon an der Wohnungstür angelangt, die Klinke schon halb herunter gedrückt, als Rune plötzlich hinter ihm stand und ihn daran hinderte zu gehen. Er wollte ihn nicht einfach so gehen lassen und für einen kurzen Augenblick hätte Richard fast wieder seinem Gefühl nachgegeben diese ganze Mission heute abzublasen und sich lieber drüben in ihrem Bett an Rune zu kuscheln. Vor allem als er Runes bittende Augen sah, rutschte ihm das Herz gleich einen Meter tiefer.
"Rune, bitte.", bekam Richard nur noch mit halbstarker Stimme zusammen und ließ seine Tasche sinken, um Runes Handgelenke zu umfassen und seine Finger aus seinem Jackett zu entfernen, "Ich... Verstehst du das nicht? Ich kann das nicht. Ich kann dich nicht verlieren. Ich könnte den Tod von jedem in der League, ja sogar der ganzen Stadt, irgendwann überwinden, aber nicht deinen..."
Richards Stimme brach und er biss sich auf die Unterlippe, als er merkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Verdammt, allein die Vorstellung davon ließ ihn emotional instabil werden. Aber das durfte er nicht, er musste jetzt für sie beide eine schwere Entscheidung treffen und dabei hart blieben. Mit einem leisen Fluch ließ Richard Runes Handgelenke wieder los und griff wieder nach seiner Tasche.
"Bitte, Rune, geh ins Bett. Du weißt, dass ich dir versprochen habe immer zu dir zurück zu kehren, also glaub einfach daran, dass ich heute Nacht auch wieder zu dir zurück komme.", fügte Richard mit etwas brüchiger Stimme an, bevor er seine freie Hand an Runes Kinn hob und ihm einen letzten Abschiedskuss auf die Lippen drückte, "Bitte, Rune."

„Nein!“ ,inzwischen erinnerten Runes Proteste gefährlich an ein Schlurzen. Doch er wollte sich nicht so einfach abwimmeln lassen, ganz egal wie sehr er auch sah das Richard mit sich kämpfte. Auch wenn es weh tat ihn so zu sehen, es musste sein. Rune war nicht wichtiger als die Stadt oder irgendein anderes Lebewesen da draußen. Er konnte sich nicht in Sicherheit verstecken, das war völlig ausgeschlossenen.
Richard jetzt alleine gehen zu lassen fühlte sich falsch an. Sogar der Kuss mit dem er sich verabschiedete fühlte sich falsch an und Runes Lippen brachten dabei nichts anderes zu Stande als zu zittern. Ob das Beben aus Trauer oder aus Wut bestand vermochte er unmöglich zu sagen.
„Ich kann helfen! Ich kann nützlich sein!“ ,beharrte Rune mit banger Stimme. „Bitte, Richard. Ihr könnt mich doch gebrauchen!“ ,flehte er nun um Richards Vernunft. Er hatte ihm gelehrt an seine Fähigkeiten zu glauben. Rune konnte nun weniger den je die passive Rolle einnehmen. Nicht so. Richard konnte ihm das doch nicht antun. Hatte er eine Ahnung wie sehr sein Versprechen schmerzte? Wie sehr ihn dieses Gefühl der Ohnmacht erdrückte das Richard ihm einfach auferlegte? „Ich schaffe das! Ich habe schon ganz andere Sachen überlebt!“
Doch nun hielt er Richard nicht mehr fest, auch wenn sein bettelnder Blick das immer noch versuchte. Ganz egal wie er sich entschied, Rune würde die Ohnmacht nicht gewinnen lassen. Er würde ihm folgen, notfalls auch ohne seine Einwilligung.

Richard schien sagen zu können, was er wollte, Rune blieb dabei. Er wollte Richard nicht alleine gehen lassen, er wollte ihm helfen, er wollte nützlich sein, er wollte mitkämpfen. Der Blick des Weißhaarigen senkte sich betrübt und schmerzerfüllt. Nur mit Mühe schaffte er es seine Tränen zurück zu halten. So elendig hatte er sich lange nicht mehr gefühlt. Annähernd vielleicht damals als er Rune bei der Firmenfeier nach Hause geschickt hatte, nur um dann zu merken, dass er völlig im Unrecht gewesen war und genau das gemacht hatte, was ein Feigling machen würde. Anstatt zu dem Problem zu stehen war er davor weg gerannt und genauso nur noch schimmer kam es ihm jetzt vor.
Runes Flehen schmerzte mit jedem Wort, denn Richard wusste, er würde nicht nachgeben dürfen. Aber wie könnte er ihn denn davon überzeugen, dass es notwendig war? Er ließ sich nicht davon abbringen, egal, was Richard sagen würde, das zeigte allein sein entschlossener und doch zugleich flehender Blick. Nein, Rune hatte oft Recht, doch dieses Mal nicht. Nachdem die Anzahl der Schattenwesen pro Einsatz in letzter Zeit so immens angestiegen war, konnte er es nicht riskieren. Es war sowieso schon gefährlich.
"Nein, Rune, das ist mein letztes Wort.", brach Richard schließlich die Bitten seines Liebsten ab und warf ihm noch einen ernsten, aber um Verzeihung bittenden Blick über die Schulter zu, bevor er sich abwandte und zur Tür ging, "Wenigstens so lange die Schattenaktivität so immens hoch ist. Danach können wir nochmal darüber reden."
Jetzt würde er aber wirklich gehen, egal ob sich Rune nochmal an ihn hängen würde oder nicht. Er drückte die Klinke herunter und drückte die Tür zum Foyer auf.