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Die Kammer der Marquise

vAnonymous
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Shakespeare war immer sein Lieblingsautor gewesen. Literatur war allgemein eins seiner Steckenpferde. Und so abstrakt das klang, nichts las Vajk lieber, als einen gutgeschriebenen Liebesroman. Diese Kitschhefte mochte er nicht, aber ein gutes Liebesdrama, da sagte er selten nein. Sehnte er sich nach der Nähe und Zärtlichkeit, die man in diesen Romanen immer fand? Es musste wohl so sein.
Es gab Wesen, die Untote wegen ihres Geruchs nicht ausstehen konnten, wie er von seinem Großvater erfahren hatte. Im Moment konnte er das nicht nachvollziehen. Gut, er war ein Mensch, seine Nase war nicht so fein, wie die eines Tierwesens oder eines Vampirs. Dennoch, selbst wenn er eines dieser Wesen gewesen wäre, hätte er es nicht nachvollziehen können. Die Marquise roch süß, fast von verführerisch süß. Und obwohl sie ungewöhnlich kühl war, störte sich Vajk nicht daran. Es war nur ein Grund mehr, sie festzuhalten und ihr von seiner Körperwärme abzugeben. Ihre Nähe genoss er einfach nur, als wäre sie das einzige Wesen auf der Welt. Als sie seine Umarmung erwiederte, wusste er nicht recht, wie er sich jetzt fühln sollte, entschied sich dann aber für ein Glücksgefühl, vermischt mit diesem nicht mehr ganz unbekanntem Bauchgefühl.
Plötzlich meinte sie nur "Verzeih mir", löste die zugegeben recht innige Umarmung und verschwand mit einem mehr als seltsamen Blick aus dem Zimmer, als wolle sie vor ihm flüchten.
Überrascht, verwirrt und ein Stück auch verletzt sah er ihr nach und fuhr sich übers Gesicht. Er war zu weit gegangen, hatte sich hinreißen lassen, nicht seinem Kopf, sondern seinen Gefühlen zu folgen und wie oft war ihm gesagt worden, dass dies nur Scherereien einbrachte! Trotzdem, allein lassen wollte er sie nicht. Nicht so. Wenigstens entschuldigen wollte er sich. Das war ja wohl das Mindeste, was sie erwarten konnte. Aber sollte er jetzt seine Gefühle verbergen und sich einer Lüge hingeben? Nach einigen Momenten, in denen er seine Haltung straffte und wieder den neutralen Gesichtsausdruck annahm, stand er auf und folgte ihr.

tbc: Heiße Quellen
 15.09.10 23:00
Rasse
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Mic

vMarquise Ida
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cc: Heiße Quellen

Sein Geruch klebte noch in ihrem Zimmer, als sie es wieder betrat, völlig entnervt. Ihre Haare waren zerzaust, sie war gelaufen - sie bekam sein Gescht nicht mehr aus dem Kopf.
War das Liebe auf den ersten Blick? Dass es direkt so weh tat?

Ida hasste die Liebe in diesem Moment. Immer der falsche Zeitpunkt. Und immer nur eine kurze Illusion.

Mit dem Bauch voran ließ sie sich auf ihr Bett fallen, rollte sich immer wieder umher, krümmte sich. Der Opal, den sie noch immer in der Hand trug, brannte. Sie würde nicht wieder weinen, es war ein Schmerz, bei dem man nicht weinen konnte. So viele enttäuschte Lieben, die in ihr brannten, und die Entsagung.

Es brauchte geraume Zeit, bis sie sich einigermaßen im Griff hatte, das Lodern noch immer in ihren Augen. Sie kleidete sich wieder um - dieses Mal nicht in eines ihrer geliebten Kleider, sondern in einen einfachen dunklen Jeansrock, auf dessen Etikett ein edler Designername prangte, dazu ein dünner, enger Rollkragenpullover in dunkelrot. Seidenschal, Sonnenbrille und ein leichter, beiger Trenchcoat vervollständigten das Outfit.

Sie stieg in ihre hockhackigen Stiefel und verließ den Raum. Sie würde ihm die Kette zurückbringen.

tbc: Die Trapezhalle
 16.09.10 20:11
Rasse
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cf: Das Edelrestaurant

Sie war froh, wieder beim Zimmer angekommen zu sein - die Sonne hatte sie wieder geschwächt und sie fror wieder, zitterte.
Schnell zog sie die Vorhänge zu und verdunkelte so das Zimmer komplett, ging dann herum und zündete alle Kerzen an, die im ganzen Zimmer verteilt waren. Dann drehte sie sich erleichtert zu ihrem Begleiter um, entspannte sich und fragte ihn vorsichtig:
"Möchtest du noch reinkommen?".

Sie wusste nicht, ob es angemessen war, noch mehr von seiner Zeit in Anspruch zu nehmen. Es fiel ihr einfach schwer, sich von ihm zu verabschieden - auch wenn sie müde und erschöpft war - gerade jetzt wünschte sie es sich, nicht allein zu sein, auch weil sie dann nicht nachdenken konnte über das, was mit ihr passierte.

Die Marquise ließ sich auf einem der Polstermöbel nieder und blickte ihn müde und sanft an. Sie war die Gedanken leid, ihre Zuneigung vor ihm verstecken zu müssen - so viel, dass er sich denken konnte, wie wohlgesinnt sie ihm war, wusste er ohnehin schon.
Ehe sie es selbst wirklich gemerkt hatte schlief die erschöpfte Untote ein.
 10.10.10 23:31
Rasse
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vMarquise Ida
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Ida erwachte - sie fühlte sich warm und erholt. Und sie war allein. Wohin er wohl gegangen war? Da war ein Gefühl in ihr, dieses Gefühl, das in Frage stellte, ob sie ihn wiedersehen würde. Wahrscheinlich nicht... er war gegangen und hatte sie allein gelassen, weil es vernünftiger war. Weil sie seine Schülerin war. Weil sie eine Untote war.
Sie weinte nicht und war auch nicht traurig, auch wenn dieses Gefühl ganz von ihr Besitz ergriff - es tat nur ein wenig weh. Seine Kette behielt sie bei sich, als sie sich umzog, ein praktisches schwarzes knielanges Kleid mit Taschen und schwarze Lederstiefel.

Sorgfältig machte sie sich fertig, auch wenn da niemand sein würde, für den sie sich fertig machte. Die Untote wollte endlich jagen gehen, im Wald würde es schon schattig genug sein, um nicht direkt wieder einen Schwächeanfall zu bekommen. Und danach würde sie längere Zeit wieder in Ordnung sein.
Sie hatte Lust darauf zu jagen, zu rennen, endlich frei zu sein und nicht mehr zu denken.

Ruhig verschloss sie die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg in den Wald.

tbc: Kapelle
 08.11.10 21:30
Rasse
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Mic

vMarquise Ida
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cf: Naturkunderaum

Ida hatte es einfach nicht mehr ausgehalten, es war vollkommen unmöglich gewesen, dem Unterricht zu folgen, während sich die Bilder und Überlegungen der letzten Tage immer wieder in ihrem Kopf drehten, bis ihr schwindelig wurde. Wenn sie gewusst hätte, dass sie hier einen Mann treffen würde, der ihr Herz noch einmal so in Aufruhr versetzte, sie trotz aller Verletzungen zuvor noch einmal so tief treffen konnte...
Es war eigentlich eine böse Ironie des Schicksals. Eigentlich hatte Ida sich mit ihrem Aufenthalt hier gänzlich von den wilden Jahren, den Zeiten der Liebe verabschieden wollen. Vielleicht eine Liebschaft, hin und wieder, aber keine Gefährten mehr, keine gebrochenen Herzen.
Ihr Kopf schmerzte, während sie das dachte und ihr Zimmer erreichte - es hatte einfach keinen Sinn, zur nächsten Stunde zu gehen. In diesen Minuten durchflutete sie so intensiver Selbsthass, dass es sie selbst erschreckte - kein Wunder, dass Vajk so mit ihr umging, mehr hatte sie auch nicht verdient. Die Marquise, das Flittchen. Ja, manchmal empfand sie tiefe Scham, auch wenn das alles nicht unbegründbar und unbegründet war.
Mühsam versuchte sie, sich selbst im Griff zu behalten, um sich nicht noch mehr verachten zu müssen. Die Sache war keine weitere Träne wert, und es war schon schlimm genug, dass sie sich deswegen gezwungen sah, den Unterricht zu verpassen. Was war bloß aus ihrer Selbstdisziplin geworden?
Nach außen hin beinahe apathisch setzte sie sich ihren Sessel, während es innerlich brodelte. Wie so oft in den letzten Tagen zwang sie sich zur Selbstreflektion, zur Revision von jetzigem Zustand und Gewesenem.
Warum hatte sie sich denn so heftig in Vajk verliebt? Denn das hatte sie, davor konnte sie nicht davonlaufen, so sehr es nun weh tat und sie genau das vorhergesehen hatte. Nun blieb nur kalte Selbstanalyse, und die sagte ihr, dass es Sehnsucht gewesen war. Sehnsucht nach der Zeit, in die sie gehörte, nach einem Menschen, zu dem sie sich wirklich zugehörig fühlen konnte. Sie hatte niemanden, ganz besonders niemanden, der ihre Denkweise verstand. Sie hatte keine Familie mehr, keine Vertrauten. Und sie brauchte so dringend jemanden. Das hatte den Effekt so stark gemacht, auch wenn sie sich recht sicher war, dass es nicht der Grund war, weswegen sie sich in Vajk verliebt hatte. Das war einfach er gewesen, seine Art, auch ihr Aufeinandertreffen, die gemeinsamen Erlebnisse bis jetzt. Sie waren viel emotionsgeladener gewesen als das meiste, was sie mit anderen erlebt hatte.
Und das alles hatte sie blind gemacht.
Am Ende liebten die heutigen Männer doch die ungehobelten, freien, ungezwungenen Mädels, die ihnen keine Probleme bereiteten. Die heutigen? Eigentlich war es doch schon immer so gewesen, doch nie so offen. Es wäre zumindest kaum denkbar gewesen, dass eine Frau wie Ida so brüskiert und bloßgestellt wurde. Aber sie konnte nicht mehr wütend sein. Sie war nur noch traurig, weil es ihr Misstrauen in ungeahnter Tiefe bestätigt hatte.
 13.11.11 0:17
vAnonymous
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Cf: ??

Vajk hatte versucht, ein wenig zu schlafen, aber ob man es wirklich Ruhe nennen konnte, darüber ließ sich streiten. Es war zu viel in zu kurzer Zeit passiert, als das er wirklich an einen friedlichen Schlaf denken könnte. Es hatte zwischenzeitlich einige Momente gegeben, in denen er weder Ein noch Aus gewusst hatte. Er hatte einfach nur da gesessen, vor sich hin gestarrt und seine Gedanken waren umhergeschweift, überall und nirgends. Er hätte nie hierher kommen dürfen. Das könnte er sicher sagen, wenn er einer der Menschen wäre, die alles bereuten, nur weil es unangenehme Konsequenzen mit sich brachte. Nein, er hatte sich nun mal so entschieden und er würde diesen Weg auch bis zum Ende gehen. Sophie... Sie hatte so enttäuscht, verletzt ausgesehen, als er ihr gesagt hatte, dass er eine andere liebte. Er hatte nie amouröse Gefühle für sie gehabt. Natürlich war sie hübsch, geistreich und eine ausgezeichnete Artistin, die er auch für alle ihre guten Eigenschaften schätzte und mochte, aber nicht liebte. Sie war eine Freundin, eine gute Kollegin, der er manchen Scherz verzieh, wo er andere Kollegen mit der kalten Schulter begegnete. Er mochte sie wirklich, sie wusste auch einiges über ihn und seine Gedanken, was andere niemals erfahren würden. Aber er wusste auch, dass sie niemals die Richtige für ihn sein könnte. Er ging dabei nicht mal unbedingt danach, dass er ein Adliger und sie eine Bürgerliche war, das wäre noch das kleinste Problem gewesen. Auch ihr fehlender Feinsinn, er konnte diesen nicht von jedem Menschen auf der Welt erwarten, das war ihm klar. Es war schlicht und ergreifend die Tatsache, dass er sie nicht liebte. Aber dass er es nicht vorher gemerkt hatte... jetzt, wo er es wusste, wurde ihm so vieles klarer, verstand er so viele Blicke, so viele Sätze und Handlungen von ihr. Und er schalt sich selbst einen Idioten, einen Narren, dass er es einfach nicht gesehen hatte. Nicht nur Sophie war verletzt gewesen, er wusste genau, dass er allein mit der Aktion in dem Restaurant ihren Stolz tief gekränkt hatte. Und gerade er... Er seufzte, während er den Gang zu den Schlafzimmer der Mädchen im Nachthaus entlang schritt. Der Marquess hatte schon in Erfahrung gebracht, dass sie dem Unterricht nicht mehr beiwohnte und eigentlich wäre es seine Pflicht gewesen, von ihr eine vernünftige Erklärung dafür zu fordern und wenn sie keine hatte, sie dafür zu Rechenschaft zu ziehen. Doch er vermutete, dass sie schon eine gute Erklärung dafür hatte... und er selbst wusste, weshalb er zu ihr ging. Er würde ihre Entscheidung sie beide betreffend akzeptieren, wie sie auch ausfiel. Er hatte keine Rechtfertigungen für sein Verhalten, so gesehen auch keine wirkliche für das von Sophie. Er wusste auch nicht, was er gegenüber Ida über Sophie sagen sollte... ob er sie in Schutz nehmen sollte oder nicht. Es könnte so viel falsch verstanden werden. Er seufzte leise und strich sich eine silberweiße Haarsträhne hinters Ohr. Es blieb ihm ja nichts anderes übrig, als sich zu stellen. Egal wie es nun ausging. Vor ihrem Zimmer blieb er stehen – der Magier spürte ihre Aura in dem Raum. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er seinen Rücken straffte und angemessen anklopfte.
 19.11.11 18:43
Rasse
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Sie schreckte auf, als sie das Klopfen hörte. Wer wollte so spät etwas von ihr, wo doch alle Mitschüler entweder im Bett oder im Unterricht sein sollten? Entweder ein Lehrer, der herausfinden wollte, warum sie nicht regulär im Unterricht war, was sie allerdings nicht sonderlich schocken würde. Eine gut vorgebrachte Entschuldigung, an einer akuten Migräne zu leiden, tat es eigentlich immer. Wer sollte sie auch zwingen wollen? Die Marquise konnte man wohl kaum wie ein kleines Mädchen behandeln, das würden die Lehrer recht schnell einsehen müssen. Es lag in ihrer eigenen Verantwortung, ob sie sich in der Lage fühlte, am Unterricht teilzunehmen.
Oder, ja oder.... Die Art des Klopfens und ein tiefes Gefühl sagten ihr, dass derjenige vor der Tür stand, den sie nun wohl am meisten und am wenigsten sehen wollte. Ganz bewusst wartete sie deshalb einige Sekunden, kostete die Stille aus und richtete dabei ihre Haare. Sie wollte ihm nicht derangiert vor die Augen treten, falls es wirklich Vajk war, der da klopfte. Dann stand sie auf, glitt lautlos zur Tür, und öffnete.
Auch wenn sie es erwartet hatte, es verschlug ihr trotzdem kurz den Atem, dass es tatsächlich Vajk war. Doch statt hektisch zu reagieren, wie es vielleicht natürlich gewesen wäre, setzte sich wieder ihr Leben und ihre Erziehung durch, und sie schaute ihm einige Sekunden lang ganz offen ins Gesicht. Sie wüsste auch nicht, was sie sagen sollte, nichts war angebracht oder hätte sich nicht albern angehört.
Einen Moment stand sie noch in der Tür, dann öffnete sie diese etwas weiter und bedeutete ihm mit einer eleganten Bewegung und sehr verschlossenem Gesichtsausdruck, einzutreten.
Hinter ihm schloss sie die Tür, ihr Herz klopfte bis zum Hals. Was sollte sie bloß machen? Etwas in ihr wollte ihn einfach wegschicken, doch auch der Anstand machte das nicht möglich.
"Ich denke, Sie werden mein Fehlen im Unterricht entschuldigen, Lord Batthyáni", sagte sie dann, mit leicht stechendem Unterton, ganz bewusst distanziert. Sie war zwar nicht mehr wütend, aber deswegen sah sie sich trotzdem nicht veranlasst, ihm ein gutes Gefühl zu machen. Es lag nun an ihm, auf sie zuzukommen und die Aussprache zu suchen, oder es endgültig zu lassen.
 19.11.11 19:34
vAnonymous
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Vajk war eigentlich eher der Typ Mensch, der eher selten ernsthaft nervös war. Er war schon damals vor keiner einzigen Prüfung wirklich nervös gewesen, da er sich immer gut vorbereitet hatte und es einfach keinen Grund gab, nervös zu sein. Man hatte nur Angst vor dem Unbekannten. Und deswegen war er jetzt auch nervös. Weil er kein bisschen wusste, was ihn erwartete, welche Worte ihm entgegen kommen würden. Nachdem er geklopft hatte, musste er ein weiteres Mal tief durchatmen und dennoch musste er darum fürchten, dass seine Stimme zitterte oder er sich durch sonst ein äußerliches Zeichen verraten würde. Wobei, was hieß in diesem Fall schon verraten? Was hatte er noch zu verlieren? So wie sie reagiert hatte, würde es ihn kein bisschen wundern, wenn sie ihn wirklich nie wieder sehen wollte. Nun, zumindest nicht privat, denn als ihr Lehrer würden sie sich notgedrungen öfter sehen. Aber er wollte auch Gewissheit, er schuldete es ihr auch einfach. Vielleicht war er auch völlig verrückt, immerhin war sie offiziell immer noch seine Schülerin und man könnte ihn wegen dieses Verhältnisses auch unehrenhaft entlassen. Jedenfalls, wenn man es immer noch als ein solches Verhältnis sehen konnte... Doch Vajk war nicht bereit, einfach so aufzugeben. Und wenn er schon aufgeben musste, dann wollte er es klar und deutlich aus ihrem Mund hören.
Als sie ihm dann schließlich nach einer gewissen Wartezeit die Tür öffnete, hielt er dem Blick zwar stand, aber er hatte einen Moment lang die Furcht, dass seine Hände zittern könnten. Dass er nonverbal verraten konnte, wie schlecht er sich fühlte und welche Vorwürfe er sich selbst machte. Als sie ihm bedeutete, einzutreten, bedankte er sich mit einem leichten Nicken und kam dieser Aufforderung nach. Er war schon einmal in ihrem Zimmer gewesen, genau in diesem Zimmer hatte alles seinen Anfang genommen. Fast schon pathetisch, dass es hier vielleicht sein Ende nehmen konnte. Kühl und distanziert, die Situation zwischen ihnen beiden war merklich gespannt. Und sie meinte auch, dass er ihr Fehlen im Unterricht wohl entschuldigen konnte. Sicher war er offiziell deswegen hier... „Wenn Ihr eine dementsprechende Erklärung vorzuweisen habt, dann sicher. Aber... ich bin nicht nur wegen meiner Pflichten als Lehrer hier, Marquise“ Jetzt war es also soweit. Vajk gestand sich Fehler nur schwer ein und noch schwerer fiel es ihm, sich ernsthaft zu entschuldigen. Er hatte beides schon getan und jetzt würde er darum kämpfen, den Weg, den er schon beschritten hatte, weiter zu gehen. Oder würde sich die Niederlage zumindest in klaren Worten und persönlich abholen. Nur wie? Es war zum verzweifeln... „Ich bin um der Gewissheit willen hier. Und weil... Ihr meintet, Ihr wollt mir etwas zurück geben. Doch ich will dazu etwas dazu sagen... ich respektiere Eure Entscheidung, wie sie auch ausfallen möge. Aber ich bin kein Mann, der bei dem geringsten Widerstand aufgibt. Was geschehen ist und was gesagt wurde, kann ich nicht mehr rückgängig machen. Ich kann auch nicht ändern, was Sophie empfindet. Ich kann nur versichern, dass es auf meiner Seite nicht so aussieht – und dass es mir mehr als leid tut, dass es mir nicht früher aufgefallen ist. Für meine Unaufmerksamkeiten gibt es keine Entschuldigungen und ich verlange keine. Aber... ich lasse das, was ich einmal angefangen habe, nicht unvollendet zurück, wenn es nicht unbedingt sein muss. Und gerade diese Angelegenheit liegt mir sehr am Herzen... Ich werde deine Entscheidung respektieren und akzeptieren, wie es die Ehre verlangt. Aber ich würde mir eine zweite Chance wünschen, wenn ich sie vielleicht auch nicht verdient habe“ Er hatte das Gefühl, sich im Kreis zu drehen und er wusste auch nicht, ob es überhaupt noch etwas brachte. Aber er war Ungar und ein Ungar kämpfte für das, was ihm wichtig war. Er sah ihr in die dunklen Augen und wartete ab, welche Wirkung er erziehlt hatte.
 20.11.11 0:14
Rasse
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vMarquise Ida
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Vajk machte einen ruhigen Eindruck, auch wenn ihr kleine Zeichen verrieten, dass er sich nicht sonderlich wohl fühlte - doch das wunderte sie ganz sicher nicht. Es war keine schöne Situation, ob er nun als ihr Lehrer oder privat hier stand.
Er folgte ihr ins Zimmer, doch sie bot ihm keinen Sitzplatz an, ganz bewusst. Zum einen wollte sie nicht zu sehr an das letzte Mal erinnert werden, als er hier gewesen war, zum anderen fühlte sie sich einfach nicht danach, sich nun gemütlich hinzusetzen.
Seine Reaktion entlockte ihr nur ein sehr rasiermesserscharfes Lächeln.
"Ich denke nicht, dass Sie in der Position sind, mir eine Erklärung abzuverlangen."
Bei anderen hätte es vielleicht frech gewirkt, aber für Ida war dieser Satz nur natürlich und angemessen.
Ida war gleichzeitig überrascht und erleichtert, dass er ohne großes Vorgeplänkel sofort zu dem Thema kam, das sie wohl beide gerade am meisten beschäftigte.
Sie hörte ihm sehr zurückhaltend und noch immer distanziert zu, bemüht, keine Regung zu zeigen, auch wenn seine leicht unstrukturierten Worte sie verwirrten. Sie zog sich daraus, dass Sophie wohl wirklich in ihn verliebt war, auch wenn sie nicht genau wusste, was diese Information hier, bei ihr zu suchen hatte.
"Vajk, es interessiert mich nicht, was Sophie für dich fühlt, solange ich mich nicht mit ihr beschäftigen muss. Du könntest sie sogar haben, so wenig du das verstehen kannst, ich könnte das aushalten, selbst wenn du mein Partner wärst. Auch wenn ich nicht lügen will, natürlich wäre ich eifersüchtig."
Sie offenbarte sich selbst, während ihre lebendigen Augen ihm direkt in die Seele zu blicken schienen. Ihr Ton war völlig unaufgeregt, keine Sentimentalität lag darin. Vielleicht würde sie es tatsächlich schaffen, das hier auf die alte und gleichzeitig moderne Weise zu klären, unaufgeregt, realistisch.
"Es geht hier um uns. Vor allem darum, wie du mich behandeln willst. Und diese Frage ist unabhängig davon, wie wir weiterhin zueinander stehen. Die willst eine zweite Chance? Wofür denn? Inwiefern soll ich mich noch entscheiden?"
Sie fühlte sich sehr müde in diesem Moment, zudem rissen in ihr zwei Seiten an ihrer Selbstbeherrschung. Sollte sie sich wirklich ganz vor ihm offenbaren? Die Karten auf den Tisch legen? Aber was blieb ihr schon anderes übrig?
"Wir können offen darüber sprechen, was ohnehin schon offensichtlich war: Du brauchst keine Chance dafür, mich zu gewinnen."
Sie holte einmal Luft, zwang sich, ihn weiter anzusehen.
"Mein Herz hast du doch bei jeder Annäherung in der Hand, ohne dass ich das will, Vaská. Aber wie willst du mir beweisen, dass es für uns möglich und sinnvoll ist, einen Schritt weiter zu gehen? Wofür soll ich dir noch mehr geben? Ist das ein eträgliches Risiko, ist es das wert, oder einfach nur Wahnsinn?"
Sie musste ihm den Rücken zuwenden, ein stechendes Gefühl im Körper. Vielleicht war sie zu ehrlich gewesen, doch auch ohne dieses Geständnis war sie vor ihm verletzlich.
"Ich glaube dir nicht, dass du das kannst. Ich glaube dir nicht, dass du es so ernst meinst, wie es für eine untote Marquise noch einmal sein muss. Ich rechne nicht in Wochen, Vajk. Und wenn ich jemanden liebe, dann ganz und gar. Da gibt es kein Zweifeln und Umentscheiden, kein "zu schwierig". Ich liefere mich meinem Partner aus. Und ich werde es nicht zulassen, auch nur noch einmal nicht bedingungslos geliebt zu werden."
Sie schaffte es, das ohne Zittern in der Stimme zu sagen, aber ihre Schultern zitterten doch ein wenig, wieder einmal erwies sich ihr zierlicher Körper als schwächer als ihre Selbstbeherrschung, ihr Geist.
Ida wollte noch so viel mehr sagen, doch dann schwieg sie und wartete darauf, wie er reagieren würde. Ihr Herz pochte laut, sie fühlte sich elend. Ein Teil von ihr wollte, dass er nun ging und sie in Ruhe ließ, damit die Wunde in ihr wieder heilen konnte, und der andere Teil wollte, dass er die Kraft hatte, sie gegen alle Vernunft zu seiner Partnerin zu machen, von ihr Besitz zu ergreifen. In jedem Fall musste er sich nun entscheiden und handeln, das würde sie ihm ganz sicher nicht abnehmen. Sie würde sich nicht damit zufrieden geben, um alles herumzureden, denn was sie in diesem Augenblick brauchten, war nicht mehr Zeit, sondern Entschlossenheit.
 20.11.11 1:51
vAnonymous
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Sonst, in jeder anderen Situation, wahrscheinlich auch mit jeder anderen Frau, war Vajk die Souveränität in Person, selbstbewusst und mit der Kontrolle über das, was geschah und geschehen würde. Hier konnte er nicht mal abschätzen, was als nächstes geschehen würde, wie sie reagierte, was ihn erwartete. Zwar war seine Haltung immer noch aufrecht, stolz und er versuchte auch, so selbstsicher als möglich zu wirken, einfach aufgrund seiner Erziehung, aber wohl oder übel würde sie ihm ansehen, dass er alles andere als selbstsicher war, wie sehr seine Selbstvorwürfe und der Zweifel an ihm nagten. Es fraß ihn regelrecht von innen auf und der Stress, den er ohnehin noch hatte, machte es nicht besser, ebenso wenig wie die Gewissheit, dass Sophie mehr für ihn empfand als Freundschaft. Das Verzwickte an der Sache war, dass er Sophie wirklich gern hatte, als Freundin und er sie nicht vor den Kopf hatte stoßen wollen. Aber ihr am Ende noch Möglichkeiten offen zu lassen und sie dann zu enttäuschen, das könnte er nicht. Er könnte es einfach nicht...
Den Teil, dass er nicht die Berechtigung hätte, ihr eine Erklärung ab zu verlangen, überging er einfach, vielleicht hatte er diese Berechtigung wirklich nicht. Aber das tat auch nichts, wesentlich überraschter war er von ihren nächsten Worten. Er könnte Sophie haben? Als Mätresse sozusagen? Nein, das ging ihm gegen den Strich. Sicher war es damals nicht unüblich gewesen, sich Mätressen anzuschaffen, aber die Zeiten hatten sich geändert und mochte Vajk auch nicht der charakterlich gesehen beste Mensch der Welt sein, er war eins: treu. Und es verletzte nun wirklich die Ehre einer Frau, was sie ihm vorschlug. Und Sophie hatte genug durchgemacht... und wie ihm immer klarer wurde, mit jedem Wort: Ida auch. Er sah es, hörte es, und was das schlimmste war: er würde nie vergessen, was sie gesagt hatte, wie sie ausgesehen hatte, dieser Schmerz in den dunklen Augen. Der alte Fluch eines fotografischen Gedächtnisses, wie viele hatten ihn im Studium darum beneidet und wie viele sahen nicht, dass es auch Nachteile gab. Dass ihm ihre Worte selbst einen Stich ins Herz verpassten, zeigten wahrscheinlich nur seine silbergrauen Augen, vielleicht noch ein trauriger Zug in seinem Gesicht, nur leicht, kaum zu sehen. Aber sie hatte einen feinen Sinn dafür... sie könnte es sehen, wobei er nicht glaubte, dass es ihre Entscheidung beeinflussen würde. Doch was sie weiter sagte, ließ einen wirklich überraschten, beinahe schon geschockten Ausdruck auf sein Gesicht treten. Obwohl der Begriff geschockt wohl nicht ganz passend war. Eigentlich war es wirklich nur überrascht. Sollte er diese erste Hürde wirklich schon genommen haben? Gott im Himmel, er war langsam am Ende mit seinen Nerven... Er wusste langsam nicht mehr, wie es weitergehen sollte, was von ihm erwartet wurde, was sollte er jetzt noch machen? Was sagen?
Doch als sie ihm unmissverständlich klar machte, was sie verlangte und sich umdrehte, wollte er sie eine Sekunde lang in den Arm nehmen. Vajk konnte sich gerade so zurückhalten, doch als sie geendet hatte und ihr Schultern zitterten, musste er wirklich einiges an Willenskraft aufbringen. Er rekapitulierte: er hatte, wenn er es mit ihren Worten ausdrücken sollte, sie also schon für sich gewonnen. Das war nicht Problem. Das Problem war, dass sie wohl schon einmal in einer Liebe enttäuscht worden war, sie wollte alles oder nichts. Er schwieg, dachte einen Moment lang nach... „Jedes Risiko ist Wahnsinn, in jeder großen Entscheidung steckt Wahnsinn. Und wie ich es beweisen soll, weiß ich selbst noch nicht. Ich kann im Moment nicht mehr machen, als dir zu versichern, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um es zu beweisen. Ich bin Ungar, Ida, und wir sind von jeher als ein Volk mit Temperament und starrem Willen bekannt. Wir geben nicht auf, nur weil es schwer wird. Die Ungarn haben sich nie einfach so ergeben, weder dem Schicksal noch Widrigkeiten jeglicher Art. Und ich halte es damit genauso. Ich bin nicht bereit, einfach so alles aufzugeben. Ich habe keine Zweifel, wenn ich eine Entscheidung treffe, ist sie endgültig, dann gehe ich den Weg, den ich eingeschlagen habe, auch bis zu Schluss, wenn dieser vielleicht auch bitter ist. Ich habe noch zu lernen, es gibt vieles, was ich noch verstehen muss. Und es gibt noch mehr, dass ich tun muss. Aber wenn es dir beweist, dass es Vertrauen und bedingungslose Liebe gibt, auch von meiner Seite... dann würde ich alles aufgeben, was ich habe. Alles außer dir. Denn wie ich dein bin, so werde ich dich zu der Meinen machen und wenn es mich umbringt“ Sie wollte eine Entscheidung, sie hatte sie bekommen. Umentscheiden gab es in seinem Leben nicht und der entschlossene Gesichtsausdruck und das gewisse Funkeln in seinen Augen unterstrich das nur noch.


[Out: Entschuldigung für den Miesen Post nach der tollen Vorlage ._. Ich hab gehangen wie noch was ._.]
 20.11.11 17:41
Rasse
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Gespielt von :
Mic

vMarquise Ida
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Bebend schaute sie ihn an und wollte den drastischen Worten eigentlich kein Gehör schenken, wollte bei Vernunft bleiben und weiterhin an ihrem Glauben festhalten, dass Vajk was er sagte vielleicht jetzt meinte - sicherlich an sich schon ein großes Kompliment - doch innerhalb weniger Wochen oder Monate vergessen haben würde, so wie Menschen und auch Magier nun einmal waren, unstetig, rastlos, vergesslich, veränderlich.
Hätte sie einen Herzschlag, würde ihr das Herz nun beinahe aus der Brust springen. Könnte sie erröten...
Sie drehte sich ganz wieder zu ihm um, schaute ihn an.
"Früher oder später wirst du bereuen."
Sie sagte das ganz ruhig, als Feststellung ohne Vorwurf, und kam gleichzeitig auf ihn zu, schaute zu ihm hoch. Mit einem Kribbeln am gesamten Körper ließ sie sich dann leicht gegen ihn sinken, übereignete sich seinen Armen und schmiegte sich an ihn, die Wange unmerklich an seiner Brust. Ein Fliegengewicht, dass ihn kaum berührte, und doch überlief es sie heiß und kalt. Es war ihre Kapitulation, gleichzeitig überließ sie es ihm, wie er nun weiter vorgehen wollte. Natürlich, der Impuls ihn nun zu küssen hatte ihre Gedanken gestreift, doch da stand es ganz klar Vajk zu, den geeigneten Augenblick zu wählen. Und ob das dieser war, noch bevor so viele Dinge geklärt waren, und während sie beide vollkommen emotional erschöpft waren, darüber ließe sich sicherlich streiten.
Trotzdem war ihre Zärtlichkeit offen spürbar in ihrer Geste, genauso wie ihre Zerissenheit. Ihre Vernunft hätte ihn gern abgewiesen, ihr Gefühl wiederum wäre am liebsten über ihn hergefallen. Doch noch war nichts bewiesen, so sehr diese offene Liebeserklärung sie auch berührte. Sie gehörte nun zu ihm, aber ihre volle Offenheit und ihr Zutrauen würde er erst Schritt für Schritt gewinnen müssen. Sein Bekenntnis zu ihr war ein erster, großer Sprung gewesen.
Sanft suchte sie nach seiner Hand und nahm sie in ihre, hauchte einen angedeuteten Kuss darauf, schloss dann die Augen.
"Sei vorsichtig mit mir. Und denk daran, mein Versprechen hast du noch nicht."
Ida lächelte leicht, als ihr etwas einfiel.
"Bleiben wir bei dem Spielchen - sobald ich deine Kette zum ersten Mal trage, bin ich ganz und gar dein. Für alle sichtbar und doch geheim, wie kitschig..."
Ihr Lächeln wurde breiter und sie atmete seinen Geruch ein, genoss seine Wärme. Kurz fragte sie sich, wann es dem Marquess wohl genug der Kuschelei sein würde, denn sie verspürte keine Lust, wieder von ihm zu weichen. Innerlich lächelnd und fern der Gedanken, die sie die letzten Tage gewälzt hatte, fragte sie sich nun nur noch ganz lakonisch, was sie mit dem kühlen Lord alles erleben würde und wie er wohl auf sie und ihre Art, jemanden zu lieben, reagieren würde. Es würden Welten aufeinandertreffen, denn verglichen mit Ida schien Vajk scheu und unschuldig, auch wenn die Marquise sich gut zu beherrschen wusste. Aber ob sie das immer wollte? In diesem Moment hätte sie ihn gerne ins Bett gezogen, sich an ihn gekuschelt und endlich ausgeruht - doch sie waren noch längst nicht so weit, dass Ida sowas einfach getan hätte. Und selbst wenn, Vajk traute sie durchaus zu, davon nicht begeistert zu sein und sie abzuweisen - was ihrer Liebe zu einem Mann nie geschadet hätte. Denn den eigenen Kopf und die Kraft, gegen sie die eigenen Vorstellungen durchzusetzen, das zog sie an Männern an, und der moderne Typ "Frauenversteher und Softie" interessierte sie nicht einmal ansatzweise. Dann lieber jemand, der in der Beziehung auch mal das Ruder übernahm, auch wenn das Ida gegenüber garnicht so einfach war.
 03.12.11 23:19
vAnonymous
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Vielleicht neigte Vajk im Moment ein wenig zum Drama, aber in seinen 26 jungen Lenzen hatte er sich antrainiert, Gefühle nie direkt zu zeigen. Allgemein nicht zu zeigen, wie es ihm wirklich ging, was er dachte... die letzten beiden Tage hatte er mehr Gefühl und Gedanken gezeigt als in den letzten zehn Jahren seines Lebens. Erst der Tod seiner Mutter, dann Sophie, die ihm mehr oder weniger gestanden hatte, dass sie ihn liebte und dann noch die Geschichte mit Ida. Er war selbst sehr stolz, nervenfest und so schnell brachte ihn nichts aus dem Gleichgewicht, aber im Moment schwankte ihm doch arg der Boden unter den Füßen. Doch jetzt hatte er zumindest Klartext gesprochen, reinen Tisch gemacht und es fühlte sich schon erleichternd an. Aber ob es die richtigen Worte gewesen waren... nun, in dem Fall gab es schlicht kein richtig oder falsch. Es gab nur das, was er fühlte, dachte, das, was er gesagt hatte. Wie sie es auffasste, wie es sich auf ihre Beziehung zueinander auswirken würde, das war es doch, was ihn interessierte. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er sich auch auf eine andere, öffentliche Weise zu ihr bekannt. Doch im Moment war er offiziell noch ihr Lehrer, auch wenn er sich fragte, wer hier gerade wem etwas beibrachte. Es war momentan noch sehr schwierig, sich auch gesellschaftlich zu ihr zu bekennen, ohne die Arbeit und damit auch das Gesicht zu verlieren. Obwohl es wesentlich komplizierter war, sie war selbst adlig und technisch gesehen sogar um einiges älter als er. Aber Ärger mit der Schulleitung konnte das allemal geben... Warum war die Welt eigentlich so furchtbar kompliziert?
Es überraschte ihn ein wenig, dass sie sich so an ihn lehnte... sie war in keinem Punkt so wie die Frauen, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte. Sicher war die eine oder andere ein wenig stil- und niveauvoller gewesen, manche hatte auch Eleganz bewiesen, aber so wie Ida war einfach noch keine gewesen, sie war eine ganz eigene Persönlichkeit, deren Komplexität er noch nicht erfasst hatte. Langsam legte er die Arme um ihren zierlichen Körper, strich ihr mit einer Hand über die schwarzen Haare und schloss die Augen. Irgendwie fühlte er sich etwas müde... „Ich bereue nie eine Entscheidung“ Fast nie jedenfalls, aber im Großen und Ganzen konnte man sagen, dass er nie eine Entscheidung wirklich bereute. Da musste schon so einiges passieren, bevor dies geschah.
Die Hand, die sie eben noch angedeutet geküsst hatte, legte er ihr an die Wange und wieder fiel ihm auf, wie kühl ihre Haut war... wohl wirklich eine Nebenwirkung des untoten Daseins. „Ich werde tun, was nötig ist, um es zu bekommen“ Schlicht aber wahrheitsgetreu und überzeugt. Letzten Endes brachte es nicht viel, um den heißen Brei herum zu reden. Er würde alles dafür tun, sie zu der seinen zu machen, solange es in seinen Möglichkeiten stand. Und er hatte einige Möglichkeiten...
Auf ihre, durchaus richtige, Erkenntnis, dass ihr kleines Spielchen, wie sie es betitelte, kitschig sei, musste er doch leise und dunkel lachen. „Gehört ein wenig Kitsch nicht zum Leben dazu? Und wenn es seinem Zweck dient...“ Ja, der Zweck... seine Information, was anderes war es nicht. Und bis dahin würde es noch eine Weile dauern, eine ganze Weile, in der er einiges investieren musste. Einen Moment lang hielt er sie noch fest, wärmte sie... doch dann löste er sich von ihr. Er kannte sich selbst und seine Selbstbeherrschung gut genug, um auch seine Grenze zu kennen. Und er war müde... nicht, dass er nicht Zeit mit ihr verbringen wollte, sie nicht im Arm halten wollte. Aber im Moment brauchte er auch ein wenig Ruhe, Muse für sich selbst und seine Gedanken, seine Angelegenheiten. Und er wusste auch nicht, ob er jetzt im Moment, nach der ganzen Situation und der Szene mit seiner langjährigen Freundin Sophie schon so einer solche intensiven Nähe bereit war. Vajk war kalt geworden mit den Jahren... vielleicht gab es einen warmen Kern in dem Marquess, aber es dauerte auch eine Weile, bis er zu dem fähig war, was für andere in einer Beziehung normal war. Da machten ihm Erziehung, Stolz und seine kühle Art doch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Er atmete einmal tief durch und sah sie dann an. „Ich sollte gehen... es ist spät und wir brauchen beide unsere Ruhe. Wenn ich mich also verabschieden darf... Ich wünsche dir einen guten und tiefen Schlaf, Teuerste“ Er gab ihr noch einen sanften Handkuss, bevor er sich zur Tür wand und ging. Er brauchte selbst Schlaf und Ruhe... und jetzt, wo zumindest eine Sache geklärt war, konnte er auch darauf hoffen, beides zu finden.

Tbc: Vajks Zimmer
 18.12.11 14:13
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