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Das Schuldach

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Magier

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Leise wiederholte Micael einen von Azraels Sätzen.
"Wie es ist, wenn man in jedem Schatten Terror wittert? Ob ich das weiß?". Er lachte freudlos, kalt, seine Augen leer.
"Doch, Azrael, das weiß ich. Und ich weiß auch, dass du es wahrscheinlich nicht verstehen kannst, aber oft sehne ich mich nach dieser Betäubung, weil für mich da nichts ist, was die Erinnerungen betäuben kann, weder Schlaf noch Alkohol noch Drogen".
Ein eisiges Lächeln hatte sich über seine Lippen gelegt, als er auf die nächsten Sätze antwortete.
"Was bin ich denn? Gibt es etwas wie ein wahres Selbst, dass sich nie verändert? Ich glaube nicht daran, ebensowenig wie an einen Gott, der sich darum schert, was ich tue und wohin mein Weg führt".
Für ihn war das Ich ein Gebilde aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ein sich immer wandelndes, fragiles Konstrukt. Was hatte das Ich eines Kindes noch mit dem des alten Mannes zu tun, der es einmal sein wird? Kaum etwas, in seinen Augen.

Er hielt sich davon ab, auch auf die folgenden Sätze hin zu lächeln - Ivan antwortete nicht, weil Azrael die Antwort eigentlich nicht hören wollte, da war sich der Magier sicher. Er wollte die Erinnerung nicht gehen lassen, wahrscheinlich lebte er die meiste Zeit recht komfortabel in seiner Halbrealität und Micael konnte es ihm nicht übel nehmen. Er wusste nicht, ob er selbst den Willen gehabt hätte, wenn sein Gedächtnis und seine Seele den Menschen, den er am meisten liebte wieder in sein Leben gestellt hätten. Doch es geschah nicht und deswegen hatte er die Wahl nicht.
Dann fragte der Engel ihn, ob er sich verziehen hatte. Er blickte zum fernen Horizont und antwortete hart: "Wie könnte ich? Da sind hunderte von Dingen, die ich mir niemals verzeihen werde, und das ist meine Strafe. Aber ich muss mir auch nicht verzeihen - diese Gefühle machen mich stärker, treiben mich an. Ich bin ein grundsätzlich anderes Wesen als du, wahrscheinlich auch ein grundsätzlich anderer Charakter".
Es gab Seelen, die am Schmerz zerbrachen, und es gab Menschen wie ihn, bei denen es zu ihrer Persönlichkeit gehörte. Er hasste sich selbst und war nicht glücklich, doch er strebte auch nicht danach, glücklich zu werden. Er sah kein Recht für sich, glücklich zu sein.

Nachdenklich sah er den Engel an und sagte dann, ohne dabei verachtend zu klingen: "Entweder ja oder nein. Du bist zu schwach, um es zu wollen, aber auch nicht bereit, dich ganz zu verlieren. Wenn es das ist, was du willst, das was du im Moment bist, dann kannst du aufhören zu kämpfen. Wenn es dir reicht, dir selbst zu nutzen. Ich habe dir gesagt, dass ich dich auf eine Weise um diese Betäubung beneide - sehr sogar. Aber ich habe nie zugelassen, dass das geschieht. Denn mein Wohl ist nicht das wichtigste auf der Welt für mich. Es ist Egoismus, nichts daran ändern zu wollen. Aber ich verurteile dich nicht dafür".
Die Frage, die er dann stellte, verwirrte den Magier einen Augenblick. Hatte der Engel wieder einen Zustand geistiger Umnachtung erreicht? Er hätte gerne gewusst, was genau Azrael damit meinte. Ruhig wandte er ihm wieder sein Gesicht zu und antwortete ihm dann.

"Sollte ich dich schön finden? Für äußere Schönheit, wie andere sie wahrnehmen, fehlt mir jeder Sinn. Ich sehe dich, deine außergewöhnliche Aura, die Art wie du redest und das, was du sagst. Aber Schönheit sehe ich erst, wenn ich jemanden liebe".
Die Welt, in der er gelebt hatte, war voll von dem gewesen, was von allen als wunderschön aufgefasst worden war. Von Gestaltwandlern und magisch Begabten, die jedem das boten, was er am liebsten sah. Aber Schönheit, die ihn berührte, war das nicht. Es war ihm tatsächlich gleichgültig - äußere Attraktivität nahm er nicht wahr, und um mit innerer Schönheit zu ihm durchzudringen brauchte es viel, sehr viel.
 31.10.10 12:02
vAnonymous
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Da saßen sie nun, zwei Wesen, die wahrscheinlich unterschiedlicher nicht sein konnten und sich trotzdem irgendwie glichen, auf verdrehte Art und Weise. Ein Schwarzmagier und ein Engel, der eine Lehrer, der andere Schüler. Und es war nicht der Ältere, der die Lehrerrolle einnahm. Azrael hätte sicherlich auch Wissen, welches er an Micael weiterreichen konnte, allein sein Sprachschatz war für sich genommen etwas Besonderes. Aber etwas konnte Micael, dass Azrael nicht konnte: klar denken. Nüchtern die Welt und alles in ihrer Verbindung betrachten können. Und auch wenn der Magier das nicht wollte und sich Azraels Schleier über dem Verstand wünschte, der Engel fragte sich, ob er innerlich nicht genauso zerissen war wie er. Wenn er jetzt wetten müsste, würde er sich glatt für ja entscheiden.
"Sie haben Recht, ich verstehe Sie nicht. Wahrscheinlich weil ich eine andere Sicht auf die Dinge habe. Es geht jeder anders mit seiner Erinnerung um - und von denen habe ich sehr viele" Früher oder später entwickelte jeder Unsterbliche einen kleinen Tick oder suchte sich eine Aufgabe. Bei Amon war es klar: er war ein hochrangiger Fürst und wahrte jetzt das Gleichgewicht in der Welt zwischen Gut und Böse. Das war sein Lebensinhalt. Sein Vater war verrückt geworden, auch eine Möglichkeit mit dem Leben und seinen Widrigkeiten zurecht zu kommen. Und er war dem Vorbild seines Vaters gefolgt und hatte sich seine eigene Welt geschaffen. Eine Welt, an der Micael teilhaben konnte.
Gott.... ein sehr leidiges Thema in der Familie. Micael würde mit diesem Wort stark aufpassen müssen, wenn er mit Suriel sprach. Der konnte sehr rabiat werden. "Es gibt einen Gott. Es gibt Lucifer. Und es gibt Himmel und Hölle. Das sind Fakten. Und ja: für Gott sind Sie nichts weiter als ein Bauer in einem gewaltigen Schachspiel. Ein Bauer auf der Reservebank wohlgemerkt. Sie selbst sind ihm egal, wie ihm seine Diener egal sind. Solange ihm gedient wird und man keine Fragen stellt, nützt man ihm, das ist alles, was ihn interessiert. Widerworte werden erstickt, grausam ausgemerzt. Niemand kann grausamer sein als ein Gott, der sogar Kinder tötet, um an der Macht zu bleiben. Und genauso grausam können die sein, die ihm folgen" Christliche Nächstenliebe, da konnte er nur lachen. Sie hatten nicht gesehen, was er gesehen hatte. Ein Dämon konnte unheimlich zärtlich sein - und ein Engel so kalt wie das tiefste Eis eines Berges.
Der Mensch vor ihm war keine 30 und hatte eine so aufgewühlte Seele, wie sie ein Unsterblicher hatte. Er war eindeutig im falschen Körper geboren worden. Obwohl, gab ihm die Macht und das Alter eines Unsterblichen, wer wusste schon, was dann passiert wäre. "Ich kenne die destruktive Energie und ich kenne die Wesen ihrer Welt. Nur - glauben Sie mir, es gibt keine pauschale Antwort auf die Frage nach dem Was und Wie. Wesen der dunklen Welt können genauso verzeihen wie Wesen der lichten Welt ohne Gewissen sein können. Aber ich bin wohl der Falsche, um über solche Dinge zu sprechen oder zu urteilen. Ich bin noch zu jung" Für einen Engel war er jung.
Zu schwach, ja, das war er. Er war zu schwach, um sich aus diesem Zustand zu befreien und zu schwach, um einfach zu akzeptieren was war und was immer sein würde. Er war in einem Zwiespalt gefangen, der ihn immer wieder zwischen den Extremen hin und her riss. Egoismus. Ein sehr starkes Wort, dass er da benutzte, aber zutreffend. Irgendwo zutreffend... "Für einen so jungen Mann haben Sie eine Menge Erfahrung, Sire. Eine geistige Erkenntnis, die andere im dreifachen Alter noch nicht erreicht haben. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, aber es ist beeindruckend. Sie müssen meinen Vater kennenlernen. Ich will mich nicht ganz verlieren, noch weiß ich, wer ich bin. Aber..." Er seufzte und streichelte das Rotkehlchen auf seiner Schulter. "Ungewissheit nagt an mir. Die Schande meines eignen Lebens lastet schwerer, als man glaubt. Sie ist es die mir jedesmal erneut den Boden raubt. War mein Finger auch am Abzug, war mein Bein auch schon im Grabe steht am Ende ohne Punkt und Komma doch: verdammt, ich lebe noch" Ja, das fasste es eigentlich ganz gut zusammen, was seine Schizophrenie ausmachte. Schuldgefühle. Am Anfang war es eher ein Spiel gewesen, eine Imitation seines Vaters, die irgendwann Form angenommen hatte. Jetzt war er wohl wirklich verrückt.
Es war ihm klar gewesen, dass Micael nicht verstehen würde, weshalb er diese Frage stellte. Schönheit kam nicht nur von außen, das war ihm klar. Ob er sich erklären sollte? Immerhin konnte es sein, dass Suriel auch diese Frage stellte. "Eine sehr interessante Antwort. Sie sind sehr schwer verletzt worden und das nicht nur durch Verlust. Ihnen fehlt etwas, Halt. Jemand, dem Sie vertrauen können, ein Gleichgesinnter. Sie sind kompliziert, Sire. Es gibt wenige Menschen, die man so schwer durchschauen kann und die eine solche Antwort geben. Sie haben die Frage nicht verstanden, richtig? Eigentlich müssen Sie das auch nicht. Aber wissen Sie, wenn ein Engel im Himmelreich geboren wird, dann ist ihm eine natürliche Schönheit mitgegeben, die Menschen auf seine Seite zieht, egal wie kalt und grausam er ist. Ich bin nicht im Himmel geboren worden. Mir fehlt die natürliche Anziehungskraft und ich will sie auch nicht. Aber Menschen, deren Seele nicht schon die wahre Schönheit erfahren hat, sind Wesen wie mir und Papa sehr zugetan. Schwache Seelen sehen nicht uns, sie sehen nur, wie wir erscheinen. Sie sehen nicht die Liebe, weil sie sie nicht kennen. Sie sind nicht so" Der Magier hatte schon mal geliebt, dass stand fest, wahrscheinlich liebte er immer noch. Aber seine Gefühle, Mitleid, Liebe, Vertrauen, verbargen sich vor ihm und anderen. Er war ein interessanter Charakter, der einzige Grund, weshalb Azrael ihm gegenüber nicht arrogant und abweisend auftrat. Der einzige Grund, weshalb er zuließ, dass er Einblick in seine Welt erlangte. In die Welt, die er sonst sorgsam verschlossen hielt. Weil er fühlte, dass er die andere Seite der Medaille war, die sie beide in einer Gesamtheit darstellten.
 31.10.10 13:31
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Der Engel war ein interessanter Gesprächspartner - er brachte den Magier dazu, Dinge über sich preiszugeben, obwohl er Azrael nicht vertraute. Für Vertrauen war ihm der Engel viel zu fremd und auch zu mächtig, durch sein Alter, seine Erfahrungen. Außerdem wusste er nicht, wie er ihn einschätzen sollte, wusste nicht, wie berechnbar er war.
Interessiert hörte er dem Engel zu, als er über Gott sprach - er hatte das Thema absichtlich aufgebracht, um zu erfahren, was der Engel darüber wusste und dachte. Menschen wie Micael konnten nur vermuten....
"Warum gibt es einen Gott?", fragte er dann schlicht, wertungslos. "Und wie dient man Gott?".
Er hatte seine ganz eigenen Ansichten, was jegliche Wesenheiten anging, ob es nun ein Gott, Götter, der Teufel oder ähnliches war. Für ihn waren das Wesen wie alle anderen auch, mächtig zwar, aber nicht unantastbar.

Ruhig legte sich der Magier dann auf den Rücken, das Gesicht der Weite des Himmels zugewandt. Seine Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt, sein Hemd gab einen Streifen der Narben auf seinem muskulösen Bauch frei und es war ihm völlig egal. Sollte der Engel denken, was er wollte. Er versuchte sich zu entspannen, wieder Kontrolle über seine Emotionen zu erlangen, und langsam gelang es ihm.
"Zu jung? Für Erkenntnis gibt es kein Alter. Und ich denke, dass Wesen in sich immer ambivalent sind - doch es gibt Neigungen. Und die Art, wie man mit Erfahrungen umgeht".
Dann schloss Micael die Augen.
"Weißt du, was ich mich frage? Du hast unendlich viel Zeit zur Verfügung, so viel Zeit, um etwas zu ändern, dein Leben, das Leben anderer, die Welt. Und du kannst die Vergangenheit nicht gehen lassen? Du kannst nicht aufstehen und irgendetwas Gutes tun? Ich weiß, dass etwas Gutes relativ ist. Aber ist da für dich kein Sinn in diesem Universum, der es lohnt etwas zu ändern?".
Vielleicht war es die Naivität eines Menschen, die aus ihm sprach, die Naivität, die andere um ihre Zeit beneidete, weil sein eigenes Leben schon so oft so nah daran gewesen war, vorbei zu sein. Ein paar hundert Jahre, um alles zu ordnen, etwas aufzubauen, vieles zu verändern. Er hätte viel dafür gegeben und alles dafür getan, jedes Jahr zu nutzen. Wahrscheinlich wurde man irgendwann müde, mit den Jahren, mit den Erfahrungen, doch es ging nicht um das eigene Leben und die eigene Zufriedenheit.

Dann erwiderte Azrael etwas zu seiner Antwort - er schwieg eine Zeit lang, dann antwortete er.
"Wahre Schönheit, falsche Schönheit. Ich habe mein Leben lang Dinge nicht als schön empfunden, weil Schönheit nie das war, wonach ich gesucht habe. Ich konnte nie nachempfinden, warum Menschen Dinge oder andere als schön empfinden. Und übrigens". Er wandte sein Gesicht wieder dem Engel zu und öffnete die Augen, sein Blick ernst, aber warm.
"Du musst mir nicht erzählen, wer ich bin. Ich kann es nicht ausstehen".

Micael lächelte unmerklich und schaute wieder in den Himmel, spürte die Sonne auf seiner weißen Haut. Er sollte nicht zu lange hierbleiben, sein südländischer Ursprung ließ ihn furchtbar schnell bräunen und er hasste es, braun zu sein. Seine Narben traten dann nur zu deutlich hervor und benötigten einen noch stärkeren Maskierungszauber, um nicht ständig Aufsehen zu erregen.
 31.10.10 14:34
vAnonymous
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Azraels Blick ging nach oben. Der Himmel war nur ein Synonym fpr eine Paralleldimension, ebenso wie die Hölle. Beide Dimensionen waren allerdings auch den Menshen zugänglich, wenn sie die richtigen Tore fanden. Azrael hatte theoretisch noch die Fähigkeit, ein Tor in den Himmel zu öffnen, er hatte es aber nie gelernt und wollte es nicht. Er wollte nichts mit dem Wesen zu tun haben, das seinen Vater so grausam behandelt hatte und ihn heute noch quälte. "Warum?" Eine gute Frage, über die er nachdenken musste. "Weil die Menschen es wollten. Sie brauchten eine Erklärung für alles und schufen Gott. Es gab die Menschen, bevor es Gott gab. Weil sie glauben, existiert er und weil seine Geschöpfe wissen, dass er existiert. Wissen und Glauben, deswegen gibt es ihn. Dienen kann man ihm auf vielfältigste Weise, je nachdem wo man steht. Die Engel führen seine Anweisungen aus und kuschen unter ihm. Die Menschen beten ihn an und glauben daran, dass er sie eines Tages in ein besseres Leben führen wird. Und seine Gegner, die hassen ihn. Und wissen in diesem Zuge um seine Existenz. Deswegen duldet er auch Wesen wie Lucifer, die Dämonen und meinen Vater" Und das obwohl sein Vater auch schon Engel getötet hatte.
Wieder seufzte Azrael. Das Thema Unsterblichkeit, es hatte viele Vorteile. Er hatte wirklich unendlich viel Zeit um die Dinge zu verändern. Aber erstmal den Willen dazu entwickeln. "Ich werde Ivan wahrscheinlich nie gehen lassen können. Ich will nur wissen, ob er mir verziehen hat. Aber wie soll ich das je in Erfahrung bringen? Ich habe Angst... Angst vor seiner Antwort", gestand er leise. "Ich habe Angst, etwas zu ändern. Ich habe Angst, ihn zu vergessen, wenn ich etwas ändere. Angst zu vergessen, was geschehen ist. Angst, meine Schuld nie büßen zu können" Wieder korch schmerzhafte Kälte in seinen Körper, färbte seine Lippen blau, die Haut leicht violett. Seine Flügel wurden steif und als er sie ein Stück bewegen wollte, krachte es, als wollte das Gebäude unter ihnen einstürzen. "Ich bin jetzt über 450 Jahre alt, Sire. Vor über 150 Jahren ist alles geschehen. Und ich habe immer noch nicht büßen können. Ich werde es wahrscheinlich nie können. Weil ich Angst davor habe, auch die letzte Erinnerung zu verlieren. Dass der Nebel in meinem Kopf in auch noch verschluckt" Seine Stimme zitterte ein wenig, er bewegte sich nicht von der Stelle. Das Rotkehlchen war schon lange aufgeflattert und er starrte ins Leere.
"Ich mache mir gern einen Spaß daraus, die Menschen einzuschätzen. Man will sehen, was man kann und ob man gewisse Erfahrungen anwenden kann. Übrigens - wenn Sie mit Papa sprechen, vermeiden Sie das Thema Gott. Zu ihrem eigenen Besten" Es tat ihm eigentlich ganz gut, sich mal auszusprechen und mal einiges zu gestehen - zumal Micael sonst nicht weit bei ihm gekommen wäre in Magie.
 31.10.10 15:23
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Was Azrael zu Gott sagte, verwunderte ihn ein wenig.
"Tatsächlich? Nun, wenn es einem Wesen gelingt, nicht an seine Existenz zu glauben, in keiner seiner Bewusstseinsschichten - hat Gott dann noch Macht über dieses Wesen?".
Er versuchte zu begreifen, wie diese Mechanismen abgelaufen waren, wie es sich mit dem Machtgefüge verhielt, das sie alle verband. Hatte irgendein Gott Macht über ihn, auch wenn er nicht an ihn glaubte?

Was Azrael dann sagte ließ den Magier mit einem warmen Blick zu ihm schauen.
"Ich weiß, dass du Angst hast. Aber das brauchst du nicht. Ivan ist ein Teil von dir, er wird und soll das auch immer bleiben. Wenn du deine Schizophrenie aber fortschreiten lässt, gerätst du in die Gefahr, die Erinnerungen wirklich unwiederbringlich zu verlieren, ebenso wie dich selbst. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Dinge nicht stagnieren, sondern schlimmer werden, wenn man nicht dagegen ankämpft".
Das hier war eine Aufgabe, für die er nicht geeignet war...er seufzte leise und sagte: "Ach, was erzähle ich dir denn. Ich bin der letzte, der sich anmaßen sollte, irgendwelche klugen Ratschläge zu verteilen. Wahrscheinlich kann ich dir nicht helfen, wieso sollte auch gerade ich das können? Aber ich würde es gerne, weil ich daran glauben will, dass das möglich ist. Weil du mir ähnlich bist und gleichzeitig auch nicht".
Er wusste nicht genau, warum es ihm so wichtig war, daran zu glauben. Vielleicht, weil er dann glauben konnte, dass auch er irgendwann ein bisschen Frieden finden könnte.
Nachdenklich murmelte er noch: "Wahrscheinlich sitzt mir auch das Lehrerbild meiner Heimat noch zu sehr im Kopf - als Magier bekommt man einen Schüler, auf den man sich völlig konzentriert und dessen Mentor man ist. Man kümmert sich um ihn. Das hier, die Klassen, die Anonymität, ist eigentlich nichts für mich. Eine Magieausbildung muss mehr sein als das. Das führst du mir gerade wieder vor Augen. In dem System hier wirst du keine Fortschritte machen, was deine Magie angeht".
Ihm wurde klar, dass er angefangen hatte, Azrael als Schüler zu akzeptieren. Und das war ein Problem. Niemand hier würde die Sitten seiner Heimat akzeptieren, die Art, wie die Leben von Mentor und Schüler verwoben waren und wie intensiv man seine Schüler schulte.

Der Magier lächelte amüsiert, als Azrael ihn schon wieder wegen seines Vaters warnte.
"Nicht nur du hast die Fähigkeit, dein Gegenüber einzuschätzen. Du sprichst viel von deinem Vater - ist er in die Stadt gekommen, um auf dich aufzupassen? Oder damit du auf ihn aufpasst?".
 31.10.10 17:00
vAnonymous
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Azrael konnte nicht mal den Kopf schütteln, als Micael ihn nach Gottes Macht über ihn fragte. Die Kälte war nicht wirklich angenehm, wenn zum Glück auch ungefährlich. Aber sie versteifte seine Gelenke und es fror ihn halt jämmerlich. Er begann leicht zu zittern, was jetzt auch noch die Schmerzen der kalten Muskeln mit sich brachte. „Nein, über Sie hat Gott keine Macht. Sicher, er könnte einen gleichstarken oder stärkeren Engel gegen sie senden, der sie dann hypnotisiert oder sie magisch dazu zwingt, zu glauben. Aber allein die Tatsache, dass Sie jetzt wissen, dass Gott existiert, hat er wieder an Macht gewonnen. Unter uns… Gott selbst hat nie Macht über die Menschen gehabt. Er hat Macht über seine Engel und über alles, was er selbst geschaffen hat. Aber nicht über die Menschen. Die Menschen, die glauben, denken es nur. Gott hat eine gewisse Kraft, um sogenannte ‚Wunder‘ zu wirken. Aber er kann den menschlichen Geist nicht kontrollieren. Nur gewisse Engel können das – aber nicht alle. Nun, innerhalb meiner Art zu mindestens“ Es war ein wenig kompliziert mit der Engelshierarchie und der Kräfte der einzelnen Rassen, aber wenn man einmal das Prinzip verstanden hatte, war es recht einfach.
Micael schien ihm wirklich helfen zu wollen mit seinem Problem, doch die Kälte wurde nur größer. Es rief so viele Erinnerungen wach, mit ihm zu sprechen – und gleichzeitig merkte er, dass es nicht schlecht für ihn war, wenn er sich mal jemanden anvertraute, der kein Mitglied der Familie war. Der Wesen wie ihm neutral gegenüberstand. Und er rief ihm ins Gedächtnis, was er fast schon verdrängt hatte. Ein schlagendes Argument: es würde mit der Zeit immer schlimmer werden und irgendwann würde er völlig vergessen, was gewesen war. Aber Micael gestand sich auch ein, dass er sich nicht wirklich in der Lage dazu fühlte, Azrael zu helfen. Sicher, der Magier hatte selbst genug Sorgen und Probleme. Er war vielleicht nicht der ideale Lehrer in der Hinsicht – aber er hatte einen entscheidenden Vorteil: Azrael redete offen mit ihm. Er integrierte ihn in seine Welt. Und das musste jemand anderes erstmal schaffen. „Sie…könnten es. Ich rede mit Ihnen, nicht wahr?“ Noch immer war sein Körper von der Kälter steif und seine Halswirbelsäule klang, als wollte sie jeden Moment bersten, als er langsam den Kopf zu ihm drehte. „Sie sind die andere Seite der Medaille. Der Gegenpol. Und… sie sind doch mein Lehrer, oder, Sire? Warum nicht auch in dieser Hinsicht?“ Er hatte immer noch Angst, Ivan zu verlieren, ganz aufgeben zu müssen. Aber er wollte hier lernen. Deswegen hatte er den weiten Weg ja gemacht. Und das System, dass Micael kannte, war auch ihm vertraut, er hatte ja bisher auch nur Einzelunterricht erhalten. „Ich weiß, wovon Sie sprechen. Ich würde gerne weiterkommen, nur bin ich mir sehr unsicher, wie dies von statten gehen soll“ Micael kannte bisher nur die Spitze des Eisberges, doch würde Azrael ihn als Mentor ohne weiteres akzeptieren. Mit diesem System kam er ohnehin besser zurecht, als im Klassenverband, wo es stärkere und weniger starke Schüler gab und es zu Spannungen kommen konnte. Ganz zu schweigen von Gruppenbildung.
Ein klein wenig ging die Kälte wieder, aber seine Lippen waren immer noch blau und er zitterte noch immer. Als Micael ihn fragte, wer eigentlich auf wen aufpasste, musste er lachen, wobei er eine Atemwolke ausstieß. War Toten auch so kalt? „Ein wenig von beidem schätze ich. Vater ist eher in die Stadt gezogen, weil er ohne mich nicht leben kann, hat er selbst gesagt. Er passt ein wenig auf mich auf und ich auf ihn. Wir brauchen einander. Ich bin ohne Mutter aufgewachsen und hatte ja nur meinen Vater. Ich liebe ihn sehr und es hat mich sehr gefreut zu hören, dass er hier ist. Und es schmerzt mich sehr, ihn sich quälen zu sehen“ Er zitterte immer noch, aber sehr langsam wurde es besser.
 31.10.10 20:15
Rasse
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Micael hörte Azrael zu, doch er antwortete ihm nicht. Stattdessen setzte er sich auf und schaute ihn an, beobachtete sein Zittern, die Anzeichen von Kälte, die sein Körper zeigte. Ruhig streckte er die Hand aus und berührte die Außenseite seiner Hand, um herauszufinden, ob sein Körper auch tatsächlich die Temperatur herunterfuhr.
"Ist das deine Reaktion auf Dinge an die du lieber nicht denkst? Kälte?". Micael schüttelte kalt lächelnd den Kopf. Es war geradezu lächerlich - warum war es immer Kälte? Wenn Azrael wüsste....
Er wunderte sich, ob der Ring, den Leah für ihn gemacht hatte auch bei Azrael wirken würde - noch immer hatte er nicht herausfinden können, was sie genau gemacht hatte, damit er wirkte, denn nichts anderes hatte ihn wärmen können. Die Finger seiner rechten Hand glitten ganz automatisch zu seiner linken und berührten den hölzernen Ring. Wahrscheinlich war er das wichtigste, was er besaß.

Micael überlegte einen Moment, dann sagte er: "Du musst das wollen, wenn ich wirklich dein Lehrer sein soll. Nicht nur formell, im Klassenverband. Du müsstest akzeptieren, was ich tue und für richtig halte. Könntest du das? Willst du das?".
Die Antwort interessierte ihn, nicht nur weil sie das gesamte weitere Vorgehen bestimmen würde, sondern auch, weil es viel über Azrael aussagte. Würde der Engel wirklich bereit sein, sich auf einen so jungen Lehrer einzulassen? Vielleicht würde er ihm wirklich helfen können, irgendwann, ganz langsam - aber dafür brauchte er das Vertrauen des Engels, das Vertrauen in seine Kompetenz. Und das Vertrauen darin, dass Micael nichts tun würde, was dem Engel schadete. Micael wusste, was er tun würde, doch ob der Engel sich darauf einlassen würde war eine ganz andere Frage.

Der Magier breitete einen Wärmezauber über den Engel aus - ob es ihm half? Zumindest zeigte er ihm so vorsichtig die Fürsorge, die ihm früher fremd gewesen war und die er nur seinen Schülern zeigte, weil er einen Grund hatte.
"Dein Vater ist auch schizophren?". Es war nicht ungewöhnlich, in Familien mehrere Fälle zu finden, erst recht, wenn die Mitglieder alle schlimmes durchgemacht hatten. Und der Vater würde unter Ivans Tod ebenso gelitten haben.
 01.11.10 12:16
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Die Sonne schien und Azrael sah aus, als wäre er erfroren. Eigentlich konnte man sich da auch seine Späße daraus machen, aber mit dem Tod spaßte man nicht und er schon gar nicht. Eine gewisse Würde hatte auch der jugendliche Engel, wenn er auch in manchen Situationen noch sehr wie ein Teenager wirkte. So zum Beispiel im Moment. Er war unsicher, wie er reagieren, was er sagen sollte. Der Mensch vor ihm war zwar hunderte von Jahren jünger, aber schon jetzt wesentlich erwachsener. Zwar war das keine Kunst, er alterte ja auch wesentlich langsamer als Menschen. Irgendwann stagnierte das Alter zwar fast, man alterte so extrem langsam, dass es wirkte, als würde man überhaupt nicht mehr altern und ewig jung bleiben, aber erwachsen werden war kein Prozess des Körpers, sondern des Verstandes und der war so zwiespältig bei Azrael wie sein ganzes Sein. Einmal hatte er das Wissen und die Selbstsicherheit eines Lebewesens, dass schon so lange wie er lebte. Zum Anderen aber war er so unsicher, verwirrt und auch neugierig wie ein Jugendlicher.
Er spürte die Wärme, welche die Hand des Magiers ausstrahle und in solchem Gegensatz zu seiner eiskalten Haut standen. So sher es ihn manchmal störte, daran zu denken, er war nun einmal ein Engel. Ein heiliges Wesen, wenn auch mit getrübter Aura. Nicht so dunkel wie die eines Dämons, aber auch nicht so strahlend weiß wie die eines gewöhnlichen Engels. Er hatte immer noch eine strahlende Aura, eine sehr helle Aura. Und dieser letzte Rest davon, der ihn ihndirekt zu einem Geschöpf dieses größten aller Lügners machte, dieser Rest bescherte ihm diese Kälte. "Es ist ein Beweis meiner Schuld, eine Form der Selbstkasteiung. Weil ich keine Absolution bekommen kann, bestrafe ich mich sozusagen selbst. Sie müssen das nicht verstehen, Sire. Es ist ein wenig kompliziert"
Wille, da war es wieder, dieses Wort. Wille war etwas, das vielen Schizophrenen ein Fremdwort war. Azrael wusste zwar, was es hieß, etwas wirklich zu wollen, aber die Frage würde er nur einmal beantworten können. Wenn er sich jetzt nicht entschied, konnte er es ganz vergessen. Er wollte schon endlich seine Kräfte kontrollieren können, vor allem aber wollte er sie endlich voll nutzen können. Ivans Hand legte sich auf seine Schulter und der kleine Halbengel lächelte. Es war an der Zeit... "Ja", antwortete er kurz, aber mit Überzeugung. "Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet und ich vertraue Ihnen auch nicht" Er musste lächeln. "Es ist zu früh für Vertrauen in Ihre Person. Aber ich habe vorhin gesehen, was Sie können und ich glaube, dass sie schweigen können. Ich vertraue in Ihre Fähigkeiten und in Ihre Erfahrungen. Ich akzeptiere Sie als Mentor, Mesire" Mit dem Master-System kannte er sich aus, auch wenn er er nicht wirklich einen 'Master' brauchte. Mentor war schon das richtige Wort, genauso wie er deutlich sagen musste, dass er ihn akzeptierte. Anders hätte er sich selbst kaum eingestehen können. Ivan klatschte in die Hände und umarmte seinen Bruder von hinten. Wieder knackten die Flügelgelenke grauenhaft, dafür wurde es ihm langsam wärmer.
Moment, ihm wurde erstaunlich schnell wärmer und das nicht von außen nach innen, wie er es sonst gewohnt war. Die Wärme breitete sich von seiner Bauchregion in seinem ganzen Körper aus und kam nicht direkt von ihm. Aber Ivan konnte sowas nicht... hatte Micael...? Musste wohl so sein, anders konnte Azrael sich das nicht erklären. Nun gut, er hatte ihn als Mentor, als leitende Kraft akzeptiert. Aber dass er ihm die Kälte nahm, hätte er nicht vermutet. Ein erleichtertes Aufatmen war die Antwort darauf und er streckte die großen Flügel aus. Was tat die Sonne gut! Was tat es gut, soweit oben an Luft und Licht zu sein! Und was tat die Wärme gut.
Er musste sogar lachen, als Micael sich nach der Geisteskrankheit seines Vaters erkundigte. "Von ihm habe ich es ja erst. Er ist schizophren, wahnsinnig, irre, ein Genie, bezeichnen Sie es, wie Sie wollen, Mesire. Allerdings..." Jetzt wurde er wieder ernster. "Es hat bei ihm andere Ursachen. Bei mir kam es nach und nach, da ich begann, ihm nachzueifern. Irgendwann nahm es bei mir feste Form an, mein Spiel war ernst geworden. Bei Papa war es anders, er ist über Schmerzen wahnsinnig geworden jetzt auf gleich. Bei ihm ist es schlimmer, ausgereifter als bei mir, er schafft es nur noch mit Medikamenten und meinem Onkel, sich zu kontrollieren. Sie fragen sich sicher, weshalb ich Ihnen das erzähle. Ich will Sie nur vorbereiten. Nicht, dass ich nicht glaube, Sie könnten ihn nicht einschätzen. Ich glaube nur einfach, dass er in der Lage ist, auch Sie zu täuschen. Er besitzt unheimliche Fähigkeiten, die auch Sie beeinflussen können. Er kann Sie glauben machen, was immer er will. Deswegen erzähle ich Ihnen das alles. Seien Sie vorsichtig, was sie ihm gegenüber sagen, worauf Sie eingehen"
 01.11.10 14:55
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Ein seltener Ausdruck trat auf Micaels Gesicht - aufrichtiges Mitgefühl.
"Ich glaube schon, dass ich es verstehe. Zumindest kann ich es dir nachfühlen, mehr als du ahnen kannst".
Es war schon ein seltsamer Zufall, dass er gerade auf Micael traf. Micael, der seit er magische Kräfte hatte unter einer Temperaturanomalie gelitten hatte. Ihm war niemals warm gewesen, egal was passiert war, egal welcher Spruch, welcher Trank auf ihn gewirkt hatte. Die Ursachen hatte er bis heute nicht komplett ergründet - die wahrscheinlichste Theorie war ein ganz ähnliches Syndrom wie Azrael es zeigte. Selbstbestrafung - er kannte kein schlimmeres Gefühl als Kälte. Mit dem Ring an seinem Finger konnte er sogar die Wärme der Sonne spüren.

Der Engel akzeptierte tatsächlich - abschätzend beobachtete Micael seine Reaktion. Was wohl werden würde? Es würde sich noch zeigen, ob Azrael bei seinen Worten bleiben würde. Ob er sich nicht einfach weiterhin in seine Schizophrenie zurückzog, ohne etwas zu ändern. Ob die beiden zurechtkommen würden?
"Du hast recht, für Vertrauen ist es viel zu früh. Mit Ja zu antworten ist für mich auch schon ein ausreichender Vertrauensbeweis - ich hätte nicht erwartet, jetzt schon ein so klares Ja zu hören".
Einen Moment überlegte er, ob das jetzt angebracht war, dann sagte er relativ schlicht, ohne den gesamten Schwur seiner Heimat auszuwalzen: "Ich akzeptiere dich als meinen Schüler. Ich verspreche, dir keinen Schaden zuzufügen und dich zu schützen, soweit es mir möglich ist. Was du mir sagst und was geschieht werde ich vertraulich behandeln, das Gleiche erwarte ich von dir. Auf dieser Grundlage werden wir sehen, ob und wie ich dir helfen kann, deine magischen Kräfte zu entfalten".
Damit war es fest - auf eine Weise hatte Micael die Verantwortung für Azrael übernommen, für seine Ausbildung und irgendwie auch für sein Wohl, das eng damit zusammenhing. Er wollte das so - der Engel würde jemanden brauchen, der sich ein wenig um ihn kümmerte und der sich für ihn verantwortlich fühlte. Jemand, der objektiv auf seine Situation blicken konnte.

Zumindest schien Azrael aber auf seinen Wärmezauber anzusprechen - bei ihm war es also nicht ganz so kompliziert. Wahrscheinlich hatte die Magie aber auch nicht so einen allumfassenden Einfluss auf seinen Organismus wie bei Micael.
Der schwarze Magier schmunzelte leicht.
"Sieht so aus, als müsse ich dir bald beibringen, dich magisch zu wärmen. Du kannst sehr froh sein, dass zumindest das bei dir funktioniert".

Interessiert hörte der Magier zu, als sich die Sache mit Azraels Vater weiter aufklärte. Das würde ja eine sehr interessante Begegnung werden.
"Ich werde daran denken, was du mir gesagt hast. Erstmal muss sich ja eine Gelegenheit ergeben, bei der ich ihn kennenlerne. Da wir ja heute Nachmittag zu dieser vermaledeiten Klassenfahrt müssen, wird es sich zeigen, ob ich noch in die Stadt komme".
Der Gedanke an die Klassenfahrt ging ihm auf die Nerven - da war der Unterricht nicht einmal richtig angefangen und schon ging es wieder in irgendwelche Ferien, die für die Lehrer sicherlich ein Albtraum waren.
 01.11.10 17:20
vAnonymous
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Zu dem Rotkehlchen von vorhin, dass wieder den Weg zurück auf seine Schulter gefunden hatte, gesellten sich eine Amsel und ein seltener Seidenschwanz, die ihn neugierig antschirpten und aus den runden Knopfaugen betrachteten. Es faszinierte ihn seit er denken konnte jedesmal aufs Neue, dass selbst die scheuesten Tier und besonders Vögel sich ihm ohne Angst nähern konnten und es taten. Und er hatte das Gefühl, dass die Tiere ihn immer genau verstanden und auf ihn eingingen. Tier waren eben die besseren Menschen... "Ich maße mir nicht an, irgendwas Sie betreffend zu ahnen, Mesire", meinte er leise und mit gewohnt sanfter Stimme, während er den Vögeln übers Gefieder strich. Besonders der seltene Seidenschwanz freute ihn, solche schlichten Dinge brachten einem Unsterblichen immer noch die größte Freude. "Entweder weiß ich oder weiß nicht, aber ich ahne nie. Ahnungen haben schon so manchen Helden in die Irre geführt. Sage nicht immer was du weißt, wisse aber immer was du sagst" Er war eben doch alt - irgendwo.
Man sollte bei Azrael eben immer das Unerwartete erwarten. Man konnte ihn nicht einfach berechnen wie eine Formel. Er war nicht zu berechnen und was er zeigte, war fast immer nur die Spitze des Eisberges, die Hülle seiner kleinen Welt. Doch Micael als sein Mentor hatte jetzt Zugriff auf diese Welt und er würde auch der einzige Lehrer bleiben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es auch andere in dieser Form schaffen würden. Dieser Sascha war sehr nett zu ihm gewesen, konnte sich vielleicht als ein Freund herraustellen. In seiner etwas tollpatschigen und naiven Art war er ein ganz erfrischender Neuzugang in Azraels Bekanntschaften gewesen und bildete einen netten Gegensatz zu ihm. Aber so schnell würde er ihn nicht zu sich durchlassen. Micael hatte das geschafft, weil sie sich irgendwie ähnlich waren. Und weil er ihn verstanden hatte. "Amen" Man, die Kirche hatte das Wort vielleicht verhunzt. Er benutzte es als Abschluss von Pakten und wenn es nur kleine Übereinkommen waren. Und im Moment passte wohl kaum etwas besser als amen. Vielleicht noch das Hebräische Wort Pi'el, aber mit dem lateinischen Begriff konnte Micael sicher mehr anfangen. Damit war es beschlossene Sache und er hatte allem zugestimmt, was Micael vorhatte. Was so ein kleines Wort doch für Wirkung haben konnte.
Das Rotkehlchen hatte es sich in Azraels offener Handfläche bequem gemacht und putzte sich das Gefieder. Es war schon ein niedliches Bild, dieser federbedeckte Tischtennisball mit dem kleinen rötlichen Fleck auf der Brust, der in der blassen Hand des Engels saß und sich das Gefieder säuberte. Azrael musste lächeln. "Vielleicht wäre das sinnvoll, ja...", meinte er leicht entrückt und völlig eingenommen von dem Vogel in seiner Handfläche. Er hatte sich manchmal gefragt, was Tiere an oder in ihm sahen, dass sie so vertrauensvoll zu ihm kamen.
"Ja, der Ausflug, ich hörte davon. Ein wenig früh, möchte ich meinen, aber es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Und es eilt nicht. Wenn man unsterblich ist, kann man auf alles warten" Ob das vielleicht ein Problem war? Azrael war es gewohnt, die Dinge ruhig angehen zu lassen und nichts zu übereilen, geschweige denn sich hetzen zu lassen. Für ihn waren dreißig oder fünfzig Jahre ein Wimpernschlag, für den Magier allerdings war es eine sehr lange Zeit. Er musste sich wohl oder übel auf den menschlichen Rhythmus umstellen. Ein weiterer Vogel, eine japanische Meise, gesellte sich zu ihnen und zwitscherte auch Micael diesmal an und betrachtete ihn. Azrael war inzwischen mit den Vögeln beschäftigt und spielte ein wenig mit ihnen.
 01.11.10 18:19
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"Tatsächlich, du weißt immer was du sagst? Ein löblicher, aber nicht einzuhaltender Vorsatz, kann man sich doch bei den meisten Dingen niemals sicher sein".
Eine halbe Vermutung, eine ungefähre Ahnung steckte hinter jeder Aussage - das Thema konnte man philosophisch weit führen. Er faltete die Beine zum Schneidersitz und fuhr sich durch die Haare, die schon ganz warm geworden waren, ebenso wie seine Kleidung. Noch etwas, das er an Schwarz mochte...
"Warum ist Kälte eigentlich so schlimm für uns? Warum Kälte als Strafe und nicht Hitze?". Er fragte sich das immer wieder, fragte sich, was es mit der Kälte auf sich hatte, dass so viele Wesen sie hassten. Die uralte Angst vor dem Erfrieren? Doch er konnte nicht erfrieren, zumindest nur sehr schwierig. Eigentlich sollte er sich irgendwann an das Gefühl gewöhnt haben, aber es war nie besser geworden.

Nun betrachtete der Magier auch das Vogelvieh, welches sich um Azrael geschart hatte - der Magier hatte keinerlei Bezug zu Tieren, er hasste sie nicht, tat ihnen auch nicht weh, doch er suchte ihre Nähe auch nicht. Das machte auch keinen Sinn, denn sie mieden ihn ganz instinktiv, spürten seine Aura und seine Macht.
"Engel haben wohl Anziehungskraft auf alles und jeden", meinte er leicht amüsiert, während er den Vogel in Azraels Hand betrachtete.

Was Azrael dann sagte amüsierte ihn noch mehr - kopfschüttelnd murmelte er: "Und da wundert ihr Unsterblichen euch, warum sterbliche euch manchmal beneiden. Es gibt auch Nachteile, riesige Nachteile, das weiß ich, aber die schiere Zeit ist einfach etwas, das Menschen wie mir fehlt".
Er wusste auch nicht wirklich, was für einen Vorteil ihm diese Klassenfahrt bringen sollte - ebenso wenig wie den Schülern. Für ihn hatte Reisen nicht sonderlich viel Anziehungskraft, die Schüler würden wahrscheinlich nur Chaos verbreiten und es war ein ganzer Haufen Stress, der da auf ihn zukam.
 01.11.10 19:31
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Der Blick aus den gletscherfarbenen Augen war durchaus als amüsiert zu bezeichnen. "Mesire, ich rede nur, wenn ich mir sicher bin. Und wenn ich es nicht bin, sage ich das auch. Oder ich lasse es. Die Menschen vermuten - unsereins weiß" Hier kam dann doch eine Spur Arroganz zum Vorschein, was er auch nicht versteckte. Er konnte sich eine gewisse Arroganz leisten, versteckte dahinter auch das ein oder andere Mal seine Angst.
Wieso die Kälte... das war eine sehr gute Frage, wenn er so darüber nachdachte. Und im selben Moment konnte er sie sich beantworten. "Kälte ist der Urfeind allen Lebens. Uns Engel macht sie flügellahm. Aber sie vernichtet die Ernten. Es gab irgendwann im 18. Jahrhundert einen schlimmen und langen Winter, im selben Jahrhundert aber auch eine große Hitze. Während der Kälte starben viel mehr Menschen, auch an den Spätfolgen. Und es sitzt als eine uralte Angst in den Menschen und unsereins fest, sie fürchten das Erfrieren, weil es einer der langsamsten Tode überhaupt ist. Und der psychologische Aspekt ist auch nicht zu verachten. Kälte bedeutet Einsamkeit, emotionale Abwesenheit und davor fürchtet man sich auch. Man fürchtet sich davor, allein gelassen zu werden und einsam zu sein" Wenn man so viel Zeit wie Azrael hatte, hatte man eine Menge Freizeit, in der man nachdenken konnte. Und er hatte in seinen klaren Momenten, in denen der Nebel mal Pause machte, oft darüber nachgedacht, warum er sich mit Kälte bestrafte. Und er war zu der einen oder anderen Erkenntnis gelangt.
Die Vögel hüpften auf dem Engel herum, zwitscherten um die Wette, manche schmusten ihm gegen die Wange, das Rotkehlchen zupfte ihm in den Haaren. Ob er eine spezielle Anziehungskraft hatte, wusste er nicht, aber man konnte nicht leugnen, dass selbst der wildeste Tiger in seiner Gegenwart ein schnurrendes Kätzchen wurde. Selbst bei Suriel, der auf die Menschen meist abschreckend wirkte, war es nicht anders, um ihn scharten sich die Tiere ganz besonders. "Ich mag sie einfach. Tiere spüren sehr genau, was in einem vor sich geht und sie kommen zu denen, die sie achten. Und ich kann mich nicht erinnern, einem Tier je wehgetan zu haben oder von einem verletzt worden zu sein. Sie sind so wunderbar unschuldig, finden Sie nicht, Mesire? Sie sind alle so wunderschön, von der winzigen Spinne bis zum stolzen Adler. Und es interessiert sie nicht, was man getan hat und ob man einfach nur ein kranker, gestörter Mörder ist..." Geistesabwesend strich er dem Seidenschwanz über die Flügel und ließ ihn auf seinen Finger hüpfen. Es wurde ihm zwar nicht wieder kalt, aber eine winzige Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel, ohne das er eine Miene verzog. Es hieß immer, die Tränen von Engeln könnten heilen, neues Leben hervorbringen oder die ganze Welt ins Chaos stürzen - nichts von alledem hatte er je beobachtet und er hatte oft geweint.
"Natürlich wundern wir Unsterblichen uns", erwiderte er nur trocken, während er wieder mit dem Seidenschwanz spielte. "Man sollte sich nicht wünschen, etwas anderes zu sein, als das was man ist. Weil man sich dann sehr schnell wieder in den alten Zustand wünscht. Die Sterblichen können mit der Unsterblichkeit und dem Alter nicht umgehen. Sie sehen die Zeit, die man zur Verfügung hat und es stimmt, wir haben Zeit. Aber wir tragen auch jahrhundertealtes Übel mit uns herum, Jahrhunderte beobachten wir die Welt, sehen den Tod und das Leben, sehen die Jahreszeiten immer wieder kommen und gehen. Irgendwann fehlt einfach die Spannung im Leben, wenn man keine Aufgabe hat. Und das vergessen viele oft" Wie beiläufig erwähnte er, während er den Seidenschwanz ein wenig neckte: "Man könnte Ihr Leben um ein Vielfaches verlängern, Mesire. Es ist möglich, doch werden Sie um diese Möglichkeit schon informiert sein" Das Leben magisch zu verlängern war nicht schwer, war aber energieaufwendig und forderte immer einen Tribut von dem, der sein Leben verlängern wollte. Den Zauber kannte Azrael, schon lange.
 01.11.10 20:34
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Das Amüsement war nicht aus Micael Augen zu vertreiben, während er dem Engel antwortete: "Dann verzeihe einem niederen Menschen diese Ansicht - ich hatte nur den Eindruck, dass in dem, was du bisher mit mir gesprochen hast, auch einiges an Vermutung enthalten war. Natürlich kann ich mich irren und du es absolut sicher wissen - das kann ich nicht beurteilen".
Gab es absolutes Wissen über einige Themen? Für den schwarzen Magier war das eine unmögliche Vorstellung, doch er konnte nicht bewerten, ob es für den Engel möglich war. Doch gerade was die Vermutungen über ihn anging war er sich recht sicher, dass der Engel es nicht wissen konnte, weil sie nicht zu hundert Prozent stimmten. Das waren nur Vermutungen, denn er hatte nicht alle Informationen, die er brauchte, um zum Beispiel seine Antwort in Sachen Schönheit einzuschätzen.
Doch er würde jetzt nicht mit dem Engel darüber diskutieren - es war seine Ansicht und vielleicht war sie wahr, Micael konnte es nicht wissen.

Er hörte sich Azraels Ausführungen an und sagte dann nachdenklich: "Der Ursprung liegt wahrscheinlich sehr weit zurück, wenn wir schon sprachlich negative Dinge mit Kälte verbinden - es wird wohl wirklich ein Urtrieb sein. Und es ist interessant, dass es möglich ist, Kälte als schlimmer zu empfinden als Schmerzen".
Es hatte tatsächlich Zeiten gebeben, in denen er die Kälte in sich ohne zu Zögern gegen Schmerzen getauscht hätte, die er ohnehin tagtäglich erlitt. An Schmerzen hatte er sich gewöhnen können, doch an die Kälte nie.

Der Blick des Magiers blieb kalt, als Azrael über Tiere sprach - erst recht, als er die Träne auf seinem Gesicht war. Micael hasste Tränen über alles... er hatte niemals gewusst, wie er damit umgehen sollte, sie weckten in ihm keinerlei Mitleid und berührten ihn erst, wenn er einer Person sehr nah stand.
"Es interessiert sie nicht? Was sie wahrnehmen, ist die Aura. Deswegen meiden Tiere mich - sie spüren, was ich getan habe und wer ich bin. Und bei dir spüren sie deine trotz allem noch sehr lichte Aura, die ihnen zudem signalisiert, dass du Tiere magst. Die Vergangenheit hat für Tiere kein Gewicht, sie sehen die Gegenwart".
Er sprach ruhig, ohne Trost in seinen Zügen. Permanentes Mitleid würde sich der Engel von ihm nicht erwarten können - er akzeptiertes es, dass er mit ihm redete, aber in seinen Emotionen verlieren sollte er sich nicht.

"Und die Unsterblichen? Können sie mit ihrer Unsterblichkeit umgehen? Die Suche nach einer Aufgabe, einem Sinn ist nicht nur den Unsterblichen zueigen. Sie merken es nur mit größerer Wahrscheinlichkeit, wenn sie bei dieser Suche keinen Erfolg haben".
Mit einem freudlosen Lachen antwortete Micael dann auf Azraels letzten Satz.
"Es ist nicht die normale Sterblichkeit, das natürliche Sterben, um das es mir geht. Ich werde niemals so alt werden, dass das eine Frage würde. Eigentlich ist meine Zeit schon abgelaufen, denn jeder schützende Zauber und jede Macht kann gebrochen werden. Was glaubst du, wie viele Leute mich umbringen wollen? Und was glaubst du, wie viele es schon fast geschafft haben? Dass ich hier sitze ist reines Glück - oder Vorsehung, wenn man daran glaubt. Ich glaube es nicht. Es ist nur ein fast schon absurder Auswuchs von Wahrscheinlichkeit. Ich habe keine Zeit, ich bin permanent gefährdet - und ich klammere mich an mein Leben, weil ich glaube, dass ich meine Aufgabe noch nicht erfüllt habe. Auch wenn ich in meinem Leben so viel Übel gesehen habe, dass es dafür reicht, das Leben nicht mehr zu lieben".
Er erschrak selbst darüber, wie offen er in diesem Moment war - doch es hörte sie niemand anderes und Azrael würde schon damit umzugehen wissen, was er sagte. Offenheit gegen Offenheit. Der Engel redete mit ihm und bekam dafür den echten Micael, der die Wahrheit sagte, seine Wahrheit, seine Erfahrungen.
 01.11.10 21:46
vAnonymous
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Ein geistiges Duell zweier Geister, bei dem es weder Sieger noch Besiegte geben würde. In mancherlei Hinsicht waren Sie sich ebenbürtig und Azrael wusste auch, wann es klüger war, sich in Schweigen zu hüllen. Auf die Antwort seines Mentors sagte er nichts mehr, sie würden sich ohnehin nur verrennen. Nicht immer musste er Antworten geben. Sein Lehrer glaubte nicht daran, dass er nur über das sprach, was er wusste. Es lag in seiner Natur, Micael würde diese Eigenschaft in größerer Ausführung noch bei Suriel kennenlernen. Und der wusste wirklich.
Was die Kälte anging, lagen sie allerdings wieder auf einer Wellenlänge. Sie waren sich wirklich ähnlicher als Azrael zuerst vermutet hatte. Ivan hatte wohl Recht behalten als er meinte, er solle sich Micael zum Mentor nehmen. //Klar hatte ich Recht, wann hatte ich denn mal Unrecht?// Auf den Satz erntete der Jüngere nur eine hochgezogene Augenbraue und einen Blick a lá Muss-ich-diese-Frage-beantworten? //Schon gut, dann streich halt das letzte. Musst du immer alles so eng sehen?// "Eng sehen? Ivy, jesteś martwy! Wie sehr kann man sich denn noch irren?" Da war sie wieder, die harte Erkenntnis, die ihn wieder im Griff hatte und die gleichzeitig von der Schizophrenie verdeckt wurde. //Azy, jetzt lass uns doch nicht schon wieder darüber reden. Das endet doch nur wieder darin, dass du dir irgendwo die Birne einschlägst und stundenlang mit niemandem redest. Das brauchst du jetzt echt nicht// Azrael seufzte und musste seinem Bruder rechtgeben. Er würde sich ohnehin noch mit ihm unterhalten, immerhin...
Die Vögel blieben immer noch bei ihnen und eine Schwalbe kam noch zirpend dazu und surrte über ihre Köpfe hinweg. "Sie sind recht hart zu sich, meinen Sie nicht, Mesire?" Während die Schwalbe nun auf seinem Handrücken landete und sich ein wenig mit dem Seidenschwanz zankte, ruhten die Augen des Engels ganz auf den Vögeln. "Mesire sollten sich eine Chance geben. Tiere sehen, wenn man sie mag, nicht wahr? Mag sein, dass eine lichte Aura ihnen eher zusagt, als eine dunkle, aber der schrecklichste und furchtbarste Dämon kann von einem weißen Kätzchen umschnurrt werden. Er muss ihm nur die Chance geben, ihn zu mögen. Mesire nehmen nur an. Und es kann Mesire niemand zum Vorwurf machen, man schlägt immer den Weg ein, den man gehen will. Und wenn Mesire so entschieden haben, ist es gut so" Nicht jeder mochte Tiere oder wollte überhaupt, dass sie ihn mochten. Azrael konnte sich ein Leben ohne Tiere nicht vorstellen, wenn er auch vergleichsweise wenige Haustiere gehabt hatte. Für ihn war es grausam, Tiere einzusperren. Und auch wenn er kein Vegetarier war, er schätzte jedes Tier, dass ihm über den Weg lief.
"Andere Frage, kann ein Sterblicher mit der Sterblichkeit umgehen? Den Sterblichen ist lediglich eine kurze Zeit auf Erden vergönnt, das ist der ganze Unterschied. Ein Unsterblicher könnte nicht damit leben, plötzlich sterblich zu sein, aber wer schon unsterblich geboren wird, der kennt nichts anderes, dementsprechend ist es für unsereins nichts wirklich besonderes" Allerdings waren die nächsten Worte des Magiers interessanter. Verfolgung? Man hatte schon versucht ihn zu ermorden und versuchte es immer noch? "Mesire haben einen starken Lebenswillen. Der macht viel wett. Aber jetzt verstehe ich, was Mesire meinten, als Sie vorhin davon sprachen, Sie würden das Gefühl kennen, in jedem Schatten Terror zu wittern. Nur ist Ihr Terror real..." Das machte einige Aussagen schon logischer. "Da habe ich es fast schon besser, bisher kann ich nicht behaupten, dass mich jemand ermorden wollte" Aber es warf ein etwas anderes Licht auf den Magier. Kein schlechtes, das nicht. Eher ein erhellendes, dass Azrael half, ihn besser zu verstehen. Und auch langsam half, seine Weltsicht zu verändern. "Mesire sollten einfach Ihren Lebenswillen bewahren, er hat Sie doch erst soweit gebracht, nicht wahr? Allerdings hat der Schüler wohl keine Berechtigung, sich in das Leben seines Mentors einzumischen. Wenn Sie gestatten, Mesire, ich bewundere Sie. Man kann viel in ihren Augen lesen und Sie verstecken gleichzeitig so viel. Auf Menschen wie Mesire bin ich sehr selten getroffen. Ich bitte darum, diese Worte nicht als Schmeichelei aufzufassen. Ich gebe nur meine Meinung zum Besten"
 01.11.10 22:52
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Azrael schien wieder mit Ivan zu reden, was der Magier einfach hinnahm, dann sprach Azrael weiter über die Tiere. Micaels Blick wurde sarkastisch, er schüttelte leicht den Kopf und antwortete ihm leise: "Es macht keinen Unterschied. Egal, wie sehr ich ein Tier mag - seit meiner Ausbildung lassen sie sich nicht mehr von mir berühren. Schon vorher waren sie scheu, egal wie zahm ansonsten, aber es gab einen Punkt, ab dem nicht einmal die Katze mit der ich groß geworden bin noch näher als zwei Meter an mich gekommen ist". Sein Gesicht war unbeteiligt, er zuckte leicht mit den Schultern. Es machte ihn nicht wirklich traurig, es war einfach nur eine logische Konsequenz dessen, was er war und getan hatte. Der Punkt, von dem er sprach, war sein erster Mord gewesen, und die Experimente, die er sein Leben lang betrieben hatte. So viele Morde, die folgten... Micael hatte auch den Verdacht, dass Tiere noch ein wenig mehr spüren konnten als die Aura, die er als Mensch wahrnehmen konnte. Denn selbst mit maskierter Aura wussten sie es...

"Ob ein Sterblicher mit der Sterblichkeit umgehen kann? Nun, da ist der Wunsch, ihr zu entfliehen, und da ist die schlichte Verleugnung. Doch die meisten Sterblichen lernen dadurch auch, ihre Zeit mehr zu schätzen, einige früher, andere spät, vielleicht zu spät. Welchen Wert hat eine einzige Sekunde, Stunde, ein Tag schon für dich? Für mich ist jede Minute, in der ich noch lebe, in der mein Ring nicht zerbricht und ich etwas tun kann, das irgendeinen Sinn für mich hat, etwas wertvolles. Zu spüren, dass man sterblich ist, verändert viel".
Für ihn war es eine Erfahrung, die Azrael wahrscheinlich fehlte, diese Bedrohtheit des Lebens, die Nahtoderfahrungen. Das war nichts, was man durch reden, überlegen, ansehen erhalten konnte. Das war nichts, was man sich einfach vorstellen konnte. Es änderte die Menschen, veränderte sie manchmal so sehr, dass nicht einmal ihre Familie sie wiedererkannte. Wie viele waren so aus den Kriegen gekommen...
Erst jetzt wurde ihm klar, dass er das mit dem Ring erwähnt hatte - nach außen zeigte er nichts, aber innerlich war er schockiert. Er musste mehr aufpassen - Sie durften es nicht erfahren. Und er wusste, Sie konnten überall sein. Das Siegel musste er noch immer tragen.

Ein kleines, bitteres Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, bei dem was der Engel als nächstes sagte.
"Was macht der Lebenswille wett? Er hält mich davon ab, mich jetzt von diesem Dach zu stürzen oder mich auf irgendeine andere, spektakuläre Weise umzubringen. Du kannst froh sein, nie erlebt zu haben, wie sich echte Verfolgung anfühlt".
Nun, wahrscheinlich hätte der Engel das niemals ertragen können - selbst Micael war so oft kurz davor gewesen, einfach aufzugeben. Und er würde auch, wenn da nicht jemand wäre, dem er es schuldig war....

Amüsiert den Kopf schüttelnd ließ er sich dann wieder auf den Rücken fallen.
"Es gibt kaum etwas das sich mehr in das Leben einmischt als ein Schüler - und du tust es auch schon, die gesamte Zeit, mit diesem Gespräch. Vielleicht will ich deswegen, dass du mein Schüler wirst, du bekommst das schon sehr gut hin".
Er schmunzelte noch ein wenig, dann richtete der Magier die ernsten schwarzen Augen auf den Engel.
"Da ist nichts zu bewundern, Azrael. Lebenswille? Den hat selbst die primitivste Mikrobe auf ihre Art. Nur den Menschen ist es zueigen, ihn auch verlieren zu können".
 02.11.10 15:48
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