Shoufengs & Sisyphos' - Zimmer

Der Untote war wirklich froh, dass er seinen besten Freund, ja schon Bruder, wiedergefunden hatte. Es grenzte an ein Wunder, jedoch fand Aodh es immer noch besser, als einem völlig Fremden gegenüber zu stehen. Dazu kam noch, dass die Situation ihn noch immer verwirrte, wenn Aonghas nun hier bei ihm, fühlte er sich nicht gleich mehr ganz so hilflos. Jedoch staunte Aodh noch immer ein wenig, dass es überhaupt zu diesem Treffen kommen konnte. Es war eigentlich unmöglich, dass sie wieder erwacht sind, hatte der Seraph doch einen Bann über alle Mitglieder des Totenbeschwörerzirkels gelegt. Dass Aodh wieder erwacht ist, konnte er sich nur durch die riesige Anzahl an Artefakten, zwischen denen sein Sarg in der Lagerhalle gelegen hatte, erklären. Warum Aonghas nun mehr oder weniger lebendig vor ihm stand, war ihm erst ein Rätsel, doch dann fiel sein Blick auf Lilith. Natürlich könnte es auch an etwas anderem gelegen haben, aber der Untote erklärte sich das Wiederauferstehen seines Freundes durch die Anwesenheit seiner Begleiterin. Immerhin waren Dämonenfeen als Gefährten nicht häufig, ja eher schon selten. So lauschte der Lich umso gebannter nun Sisyphos und nickte schließlich. “Die Frage ist durchaus berechtigt. Die Menschen waren jedoch nur indirekt an unserem Tod Schuld. Nun, wie es sich leicht vermuten lässt, hatten die Dörfer und Städte sehr unter uns, also dem Zirkel gelitten. Es verschwanden schließlich immer Leute, die wir für unsere Zwecke brauchten, was den Menschen nicht gefiel. Wie du schon sagtest, konnten sie aber nichts wirklich dagegen tun. Während sie Schwerter hatten, konnten wir ihnen mit Magie und Untote als unsere Diener. Ihnen blieb also nichts übrig, als zu beten. Sie beteten, dass Gott einen Engel schickt, der sie alle von uns befreit. Und so kam es auch. Durch all diese Gebete machte plötzlich ein wahrhaftiger Seraph auf und Jagd. Und er war allemal in der Lage, uns zu besiegen. Er fing und einzeln ab, sodass wir keine Chance hatten. Deshalb wollte ich auch zu dir, dass wir ihm gemeinsam gegenübertreten, doch du warst schon nichtmehr am Leben.“ Aodh sah seinen Freund kurz bedauernd und traurig an, dann fuhr er ruhig fort. “Deshalb wurden wir auch begraben, weil kein Hexenfeuer uns tötete. Wir konnten jedoch nicht wiederauferstehen, da der Seraph einen Bann über uns legte, damit eben jenes nicht geschieht. Ich kann mir meine Auferstehung nur durch eine große Anzahl von Artefakten erklären, die in der Nähe meines Sarges waren. Ich weiß nicht genau, warum du wieder auferstanden bist, aber ich vermute, dass es mit Lilith zusammenhängt.“, er lächelte und sah zu der Dämonenfee auf der Schulter des Anderen. “Jedoch bin ich froh, dich wiederzusehen Aonghas.“, mit freundlichen, ehrlich glücklichem Gesichtsausdruck sah er seinem alten Freund in die Augen. Es war zwar schade, dass dieser sein Gedächtnis anscheinend verloren hatte, aber Aodh wurde versuchen, ihm alles zu erklären, was er nicht mehr wusste, er fühlte sich schuldig dazu. Das lag auch vielleicht daran, dass er sich die Schuld an dem Tod seines Freundes gab, da er nicht rechtzeitig dagewesen war, aber jetzt im Moment zählte nur, dass die beiden sich wieder gegenüberstanden.

Damals hatte wohl keiner von den Schwarzmagiern wirklich daran geglaubt, dass die Menschen sie irgendwann besiegen und gar töten und bannen könnten. Umso überraschender kam der Seraph, umso mehr hatte er sie überrumpelt mit seiner Erscheinung und vielleicht auch deswegen hatte er sie einer nach dem anderen töten können. Keiner von ihnen war überhaupt auf einen Angriff vorbereitet gewesen. Geschweigen denn, dass sie auf einen Überfall eines mächtigen Engels gewartet hatten. Doch Aodh hatte sich selbst auch nicht verzeihen können, dass er nicht bei Aonghas gewesen war. Dass sie nicht beide zusammen gegen das himmlische Wesen gekämpft hatten, zusammen hätten sie doch eine Chance gehabt. Eine geringe, aber doch eine Chance und vielleicht hätten sie ihn nicht besiegen aber zumindest fliehen können. Doch er war zu spät bei seinem Freund gewesen und auch wenn Aodh derjenige des Zirkels gewesen war, der am längsten überlebt hatte, so hatte der Seraph schließlich auch ihn zur Strecke gebracht und seine Magie gebannt. Begraben in geheiligter Erde wurde er und so über die Jahrhunderte dort nicht angerührt, allein gelassen und vergessen, bis dann das Forscherteam den ganzen Friedhof umlagern wollte. Zu Aodhs Glück war er dann zwischen den ganzen Artefakten gelandet, die ihn wiederbelebten sozusagen. Und zu seinem noch größeren Glück hatte er diese Akademie gefunden. Aber das größte Glück, was ihm wohl jetzt und auch jemals wiederfahren war, war das Wiedersehen Aonghas. Gut, die Umstände waren etwas anders als erhofft, aber nichtsdestotrotz war Aodh unsagbar glücklich für diese Tatsache. Er sah zu Lilith und lauschte ihren geflüsterten Worten, nachdem er geendet hatte. Er verstand sie, schließlich war er eine lange Zeit der beste Freund von Aonghas gewesen. So nickte er lächelnd ihr zu und ließ ihren Kuss zu. Er erinnerte sich daran, dass sie das schon einmal damals getan hatte, er wusste nicht mehr, in welchem Zusammenhang, aber das war egal. Diese Geste strahlte eine Vertrautheit aus, die Aodh einfach nur genoss. Er fühlte sich wohl bei den beiden und war sich sicher, dass er hier glücklich werden konnte. Zwar wusste er nicht im Ansatz, wie viel seiner alten Fähigkeiten er noch hatte, doch das zählte jetzt nicht besonders viel. Hauptsache, die drei waren wieder zusammen. Aodh blickte seinen Freund wieder an, als dieser seine Frage stellte und blickte dann etwas bedauernd und betrübt herein. “Nein, ich war der von uns, den der Seraph zuletzt tötete. Er hat jeden von uns erwischt…“, Aodh blickte traurig drein und seufzte innerlich. Auch seine zweite Familie war tot. Doch diesmal hatte man ihm wieder eine zweite Chance gegeben und anscheinend diesmal in einer Welt, die nicht danach aussah, in gleich wieder zu treten und ihm etwas zu nehmen. Es gab zwar nur noch Aonghas und Lilith, doch das reichte ihm, solange man sie ihm nicht erneut nahm. Aodh war froh, dass er ausgerechnet die beiden wiedertraf. Sie waren seine engsten Vertrauten gewesen und das waren sie noch immer, obgleich Jahrhunderte vergangen sein mochten, in denen er in einem Grab gelegen hatte. “Ich kann nur dasselbe sagen. Ich bin glücklich, nicht völlig allein hier plötzlich zu sein. Zwar sind deine Erinnerungen leider nicht …da, doch ich werde versuchen, dir alles zu erzählen, was es gab, damit es keine Lücken mehr gibt in deinem Gedächtnis.“, vielleicht wiederholte er sich wirklich, doch es war ihm in diesem Moment egal, denn er sagte die Wahrheit und man konnte es aus Aodhs Sicht nicht oft genug wiederholen, wie glücklich er war.