cf: Vajks Zimmer
Die ersten Sonnenstrahlen waren schon zu sehen und es war kühl. Perfektes Wetter und perfekte Tageszeit, um mit seinen Übungen zu beginnen. Um die Uhrzeit waren die meisten noch nicht wach oder kümmerten sich um andere Dinge, als einen weißhaarigen Ungarn, der sich im Tai Chi übte. Der Rasen war noch leicht feucht von dem Regen letzte Nacht, aber den Adligen störte das nicht. Er stellte sich locker in die Mitte des Rasens und atmete tief durch. Schon jetzt war er um einiges ruhiger und begann, die Welt um sich herum abzuschalten. Nur er und der Untergund, der feuchte Rasen, existierten noch. Dann setzten seine Bewegungen ein. Fließend und gleichzeitig kraftvoll bewegte sich der geschmeidige Körper des schlanken Ungarn und die ersten paar Minuten war es auch nur ein normales Tai Chi. Viele Leute meinten, diese Art von Sport sei nur ein Schattenboxen, das keine Kraft erforderte. Aber es war wesentlich anstrengender als es aussah. Die flüssigen Bewegungen waren das Ergebnis eines zehnmonatigen Trainings, das er in Osaka angefangen hatte und jetzt mit eiserner Disziplin fortsetzte. Nach einigen Minuten dann begann die Verbindung von Tai Chi mit seiner magischen Praxis. Wasser, Feuer und Licht, alles in einer Art von Band hinter seinen Händen hergezogen unterstrich die flüssige Bewegung und half ihm gleichzeitig, seine Konzentration zu stärken. Ob ihn dabei jemand beobachtete, war ihm egal. Seine Gefühle hatte er unter Kontrolle und seinen tiefen Schmerz sah man ihm nicht an.
Neben der Entspannung und Beruhigung kamen ihm auch langsam klare Gedanken. Wegen der Stunde letzte Nacht würden die Schüler ihm nicht böse sein. Aber er hatte einer Schülerin noch was versprochen. Klar, die junge, untote Marquise hatte Bücher gehabt, die ihn interessieren könnten. Er sollte wohl mal bei ihr vorbeisehen, jetzt war immerhin noch die beste Tageszeit. Sie würde wohl noch wach sein. Er führte erst sein Training zuende und machte sich dann nachher auf den Weg zu den Schülergebäuden.
tbc: Die Kammer der Marquise