Mit höchster Konzentration stand die schwarzhaarige Vampirin in dem stille Labor und untersuchte das Blut, dass sie zuvor einem Dämon entnommen hatte. Scheinbar litt er an einer selten Anomalie und da Emilia sich als Studentin der Mikrobiologie und Hämatologie, sowie als Vampirin inzwischen hervorragend mit dem Blut ihrer Patienten auskannte, hatte sie diesen speziellen Fall übernommen. Sie ließ sich ihre Konzentration von den arbeitenden Laborantinnen nicht nehmen, als sie mit ihren rubinroten Augen durch das Mikroskop sah und die einzelnen Bestandteile des Blutes zählte. Die Anzahl der Erythrozyten war unauffällig, während die Leukozyten eindeutig vermehrt in der klaren Blutflüssigkeit herum schwammen. Mit größter Sorgfalt zählte Emilia die einzelnen Bestandteile durch, notierte sich die Abweichungen ehe sie sich seufzend auf ihrem Stuhl nach hinten sacken ließ. Einen solch schwierigen Fall hatte sie schon seid langer Zeit nicht mehr gehabt, weshalb sie langsam mit ihrem Latein am Ende war. Allerdings war sie keinesfalls gewillt aufzugeben, weshalb sie sich ein zweites Röhrchen des Blutes nahm und dieses in zwei weitere Reagenzgläser aufteilte. Das eine stelle sie in die Zentrifuge, während sie das andere an ihre Lippen ansetzte und das Blut in sich aufnahm. Das Rot ihrer Augen wurde dunkler, während sie die warme Flüssigkeit ihre Kehle hinab laufen ließ. Es war zwar nicht gerne gesehen von ihren Kolleginnen wenn Emilia das Blut eines Patienten zu sich nahm, aber jedes Blut hatte seinen ganz eigenen Geschmack und wenn etwas nicht stimmte dann konnte die schwarzhaarige Vampirin das schmecken. Alkohol war ein besonders abartiger Blutverschmutzer, weswegen Emilia diese Wesen mied. Aber dieses Blut hier, sein Geschmack war beinahe verblasst. Etwas ähnliches hatte die schwarzhaarige schon einmal erlebt, weshalb sie mit ihrem Stuhl rüber zu ihren Büchern rollte. Schnell überflog sie einige Kapitel ehe sie die Stimme einer Kollegin hinter sich vernahm und seufzend ihre Augen von der schwarzen Schrift hob. „Kann man dir vielleicht helfen?,“ fragte diese lächelnd, während sie über die schulter der Vampirin schaute und erst danach sie fragend belächelte. Emilia nahm nur äußerst selten und dann auch nur ungern Hilfe an, aber in diesem Fall könnten vier Augen vielleicht mehr sehen als zwei. „Kannst du bitte den Wert der Granulozyten und der Monozyten bestimmen lassen? Unter dem Mikroskop ist deutlich erkennbar das es sich hierbei um einer Vermehrung der Leukozyten handelt. Es würde mir wirklich helfen zu wissen welcher Bestandteil genau vermehrt ist,“ erklärte die schwarzhaarige abwesend, während sie ihre Arme verschränkte und wieder auf das Buch sah. Es war ein interessanter Fall wenn der Körper eines Dämons nicht mehr heilend auf die Wunden reagierte, denn normalerweise hatten paranormale Wesen so wie auch sie selber erhöhte Selbstheilungskräfte. In der Anamnese des Patienten war nur auffällig gewesen, dass er sich in letzter Zeit zurückgezogen habe. Er fühlte sich schlapp und als würde etwas mit seiner Energie nicht stimmen. Emilia konnte die Aura des Dämon zwar spüren, allerdings fehlte ihr das Wissen um einschätzen zu können was genau dabei nicht stimmte. Ihre Kollegin hatte inzwischen nur noch genickt und sich dann an die Arbeit gemacht. Und genau das hatte auch die Vampirin wieder vor, sodass sie sich erhob und in einem abgeriegelten Raum des Labors verschwand. Sie wollte das Blut mit ein paar anderen Flüssigkeiten versetzen. Vor allem die Reaktion von geweihtem Wasser auf das Blut des Dämons interessierte die Vampirin, sodass sie sich daran machte alles zusammen zu suchen.
Allerdings kam die Vampirin nicht weit, als sie plötzlich ein unangenehmes Ziehen in ihrem Körper verspürte und sich keuchend in den Stoff ihres Kittels krallte. Was war denn jetzt los?! Sie hatte den ganzen Tag über keinerlei Probleme gehabt und plötzlich fühlte sie sich, als würde sie jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren. In ihrem Kopf hallte ihr wahrer Name wieder und mit einem Mal umfing sie die Finsternis, die sie zuvor schon hatte kommen sehen. Erst einige Augenblicke später wagte sie es wieder die Augen zu öffnen und als sie sah wer da nur einige Meter vor ihr stand, ließ sie auf knurren. „Lilith verdammt! Was sollte das werden?!“ Emilia war ganz und gar nicht in Spiellaune, vor allem weil sie noch immer nicht verstand was sie hier zu suche hatte und wie zum Teufel sie hier hin gekommen war. Als sie plötzlich eine Haarsträhne von sich sah, wurde die Vampirin ruhiger. Weiße Haare? Normalerweise waren die Haare Emilia's schwärzer als die tiefste und dunkelste Nacht doch im Augenblick waren sie so weiß wie frisch gefallener Schnee. Sie hob ihre Hand und wickelte sich eine Strähne ihrer Haare um den Finger, als ihr plötzlich die Erinnerung daran in den Sinn kam, wie sie ihren wahren Namen gehört hatte. Lilith hatte doch wohl nicht.. Doch sie hatte. Alles deutete ganz daraufhin das ihre beste Freundin einen Weg gefunden hatte Emilia's wahren Namen herauszufinden. Und noch dazu hatte sie auch gleich ein Ritual entdeckte um die Vampirin zu sich rufen zu können. Na klasse, sie würde niemals wieder in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können, aber das würde Lilith schon noch zurück bekommen. Sollte sie mal auf der Arbeit sein und dann plötzlich von dort verschwinden. Wie sollte sie das denn bitte ihren Kollegen erklären? „Wie zum Teufel bist du bitte an meinen Namen gekommen?! Und was zum Teufel tue ich hier?!,“ fauchte Emilia ihre beste Freundin sichtlich erbost an. „Ich war auf der Arbeit Lilith! Wenn du keinen guten Grund hast warum ich hier bin, drehe ich dir eigenhändig den Hals um!“ Die roten Augen der Vampirin fixierten ihre beste Freundin die in ihrem hellblauen Kleid vor ihr stand. Das sich auf diesem Kleid Blutspuren befanden störte Emilia nicht mal, immerhin roch es in dem ganzen verdammten Raum nach nichts anderem.