Brücke

Ein Schatten fiel auf die Felsen. Ein kleiner Schatten von weit oben. Der Uhu hatte das Gebiet schon den Großteil der Nacht überflogen, begleitet von… einem Raben? Die flogen nachts doch überhaupt nicht! Aber nichtsdestotrotz flog dieser hier neben der Eule, die selbst für ihre Unterart groß war.
Die Steinstatue im Gras erblickend setzte der Uhu zum Landeanflug an. Quasi lautlos landete er mit leichtem Flügelschlagen auf der Statue und der Rabe tat es ihm gleich.
Mit irritierten, Bernsteinfarbenen Augen starrte Bendigeidfran auf den Körper unter sich. Was er für Stein gehalten hatte, schien doch eher Haut zu sein. Er nahm Blickkontakt mit Cigfran auf und ließ einen leisen Ruf ertönen: „Hast du so was schon mal gesehen?“ Der Rabe hüpfte näher und klackerte belustigt mit dem Schnabel: „Nein, aber in der Stadt wuselt heutzutage doch alles Mögliche herum. Willst du es aufwecken?“ Bendigeidfrans Augenbrauen hoben sich und er plusterte sich ein bisschen auf, als er antwortete: „Dazu sehe ich keinen Grund. Es hat ja nichts kaputt gemacht. Ich denke es schläft.“
Für jeden Wissenschaftler musste die Szene bizarr wirken: Ein Uhu und ein Rabe, die jeweils auf ihre eigene Art miteinander kommunizierten und den jeweils anderen problemlos zu verstehen schienen.
Vorsichtig fühlte Bendigeidfran den Körper unter sich, bedacht, ihn nicht mit seinen Klauen zu schneiden. Er entschied kurzerhand, dass ihm Gefühl allein keinen Aufschluss geben würde und breitete erneut die Flügel aus, um sich zu erheben.
Diesmal zog er sich allerdings nicht mit kräftigen Flügelschlägen bis hoch in die Luft, sondern nur etwa zweieinhalb Meter über den Boden. Während er sich noch im Flug befand, verwandelte er sich: Die breiten, gefiederten Schwingen wurden zu Armen und sein Körper wurde länger und nahm menschliche Proportionen an. Der Schnabel zog sich in sein Gesicht zurück und wurde Teil seines markanten Kiefers und die orangenen Augen schrumpften und färbten sich leuchtend rot.
Der Vampir hatte seine Wandlung vollendet. Er drehte sich um und trat erneut an die Kreatur, die sich in seinem Wald niedergelassen hatte, heran.
Was auch immer dieses Wesen war, es besaß eine beeindruckende Größe und wenn Ben hätte raten müssen, hätte er vermutet, dass diese Größe mit beachtlicher Kraft einher ging. Dennoch, bedroht fühlte sich der alte Vampir nicht. Das Ding sah an sich ja ganz friedlich aus, und selbst, wenn sich Bendigeidfran irrte, bedroht fühlte er sich nicht. Er hatte über die Jahrhunderte viel gesehen und er hatte seine Wälder schon vor schlimmerem verteidigt, als nur einem schlafenden Steinriesen.
Während er allerdings damit zufrieden gewesen wäre, die fremde Kreatur nur zu beobachten, schien Cigfran anderes im Sinne zu haben. Der Rabe hüpfte auf die Schulter des Kolosses und pickte ihn ein paar Mal mit dem Schnabel an. Mit strengem Blick nahm Bendigeidfran Blickkontakt mit dem Raben auf und krächzte: „Habe ich nicht nein gesagt?!“ „Hast du? Ich hab ja gehört.“ Entgegnete der Rabe mit klackerndem Schnabel, während er sich erhob und auf Bens Schulter flog.

Nach seinem abendlichen Bad wollte Ortho eigentlich nur ein wenig dösen, um sich zu trocknen, bevor er nach Hause ging. Aber als er sich erst einmal gemütlich ins Gras gelegt hatte, übermannte den Halbtroll die Müdigkeit, und nach einiger Zeit schlief er wie ein Stein.
Zuerst Träumte Ortho nicht. Doch nach einiger Zeit war ihm als würde er einige Gestalten sehen die auf ihn zuflogen, von Windstößen begleitet. Vögel vielleicht. Vögel die sich verwandelten. Natürlich war dies nur ein Traum. Es kam zwar manchmal vor dass sich Vögel auf Ortho niederließen, aber dass es auch im Traum geschah war neu. Besonders wenn sie dann nicht mal ihre Form behielten. Und das leise Kreischen der Vögel war auch nicht besonders angenehm. Und das wo Ortho eigentlich im Schlaf seine Ruhe wollte.

Als der Halbtroll gerade wieder in Schwärze abdriftete, piekte es ihn an der Schulter. Dösig zuckte Ortho mit dieser, um das Gefühl loszuwerden. Kurz darauf stach was immer es war wieder zu, und Ortho wurde endgültig geweckt. Er Grunzte verwirrt, und Wedelte mit der rechten Hand an der linken Schulter, um zu verscheuchen was da Piekte. Dabei blinzelte er sich Wach, und sah gerade noch wie er einen Raben traf, der nicht mehr ganz ausweichen konnte. Jedoch geriet der Vogel nur kurz ins Trudeln, und fing sich danach wieder, um auf der Schulter eines Mannes zu landen.

Ortho sah den Mann im Dunkeln nicht gut, und sah sich um. Wo war er nochmal? Wieso war es dunkel?
Während er sich weiter umsah, und langsam die Erinnerung an seinen Abend zurückkam, versuchte er Aufzustehen ohne in den Neuankömmling hereinzutaumeln. Aufgrund seiner unproportionalen Extremitäten war das größte problem am Liegen für den Halbtroll das Aufstehen. Er rollte sich halb weg, und legte sich erst auf einen Arm, um dann die Andere Hand aufzustützen, um die Beine unter seinen massigen Körper zu schwingen. Das sah keineswegs elegant aus, und gelang auch nicht immer gleich gut. Er stolperte ein Wenig, und musste ein Paar Schritte gehen um sein Gleichgewicht zu finden.
Nachdem er sich gefangen hatte, drehte sich Ortho wieder in Richtung des Neuankömmlings, und ging wieder ein paar Schritte auf ihn zu. Langsam gewöhnten sich auch seine Augen an das Sternenlicht, und er konnte mehr als nur eine Silhouette erkennen. Der Mann sah vorwiegend Menschlich aus, aber hatte einige andere Merkmale, einen dünnen Schwanz und Hörner konnte Ortho ausmachen. Der Halbtroll dachte sich wenig dabei; es war halt jemand der nicht ganz Menschlich war. Aber wer war das schon so Ganz. Und Menschen, gerade hier im Ort, sahen sowieso alle so unterschiedlich aus, was machte da so ein extra Horn.

Plötzlich fiel Ortho wieder ein dass er Baden gewesen war. Er sah an sich herunter, und erblickte zu seinem Glück seinen Lendenschurz.  Immerhin musste er dem Fremden nicht nackt gegenübertreten. Das war schon zweimal vorgekommen, und war beide Male sehr Peinlich gewesen. Er sah zu seinem Gegenüber, der ihn aus roten Augen musterte, und dabei schrecklich Autoritär aussah. Als würde er hierhergehören und Ortho bei irgendetwas verbotenem erwischt haben.

Dem Halbtroll vielen seine Manieren wieder ein. „Öhm, hallo.“ Mit noch etwas brüchiger Stimme begrüßte er den Mann, während er noch einen Schritt näherkam. „Ich bin Ortho, wer bist…“ Er runzelte kurz die Stirn. Igor hatte da noch etwas erwähnt „wer bist sie?“. Seine Stimme klang jetzt wieder voller, Brummte tief über die kleine Lichtung. Er streckte seine enorme Hand aus, und bot dem Fremden damit an sie zu schütteln. Begrüßungsrituale verstand er inzwischen sehr viel besser.
Er sah nochmal den Waldweg entlang, und auf den Flecken Graß den sein Körper plattgelegen hatte, sowie die Spuren die er am Ufer hinterlassen hatte als er aus dem Wasser kam. Zuletzt viel sein Blick auf den Raben, der ihn von der Schulter des Mannes ansah. „Ich war nur Baden, entschuldigung.“

Cigfran krächzte empört, als die enorme Hand ihn im Flug erwischte und dabei beinahe gegen Bens Brust geworfen hätte. Der Vampir jedoch konnte sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Geschah dem Federvieh gerade recht, wenn er sich nicht zurückhalten konnte und an dem Steinriesen rumpicken musste. Dennoch strich er dem Raben beruhigend übers Gefieder, nachdem der sich auf seiner Schulter niedergelassen hatte und ging sicher, dass Cigfran nicht ernsthaft verletzt worden war.
Soweit sah alles gut aus, der Ghul putzte zwar hektisch seine Federn, aber das war eine normale Angewohnheit seinerseits wenn etwas unerwartetes passierte und seine freche Art ungeahnte Konsequenzen nach sich zog. Verletzt war er nicht und damit verzieh Ben den Schlag, den sein gefiederter Gefährte erfahren hatte relativ bereitwillig.
Der Riese – oder was auch immer er war; um ehrlich zu sein war sich Ben da immer noch nicht ganz sicher – war nun definitiv wach und erhob sich ungelenk und der Vampir machte einen Schritt zurück. Selbst als er noch im Gras gelegen hatte, hatte Ben sehen können, dass er groß war – definitiv größer als er selbst. Aber erst, als das Wesen schließlich auf den Beinen stand, wurde Ben klar, wie groß es tatsächlich war. Das Ding überragte ihn ja fast um die Hälfte seiner eigenen Körpergröße.

Falls es sich allerdings doch als feindselig herausstellen sollte, hatte er wenig Sorge: Es war sichtlich ungelenk und schwerfällig, während er selbst schnell und geschickt war, von dem Nutzen seiner Klauen einmal ganz abgesehen. Dennoch, wenn er es nicht musste, würde sich der Vampir auf keine Konfrontation einlassen, dafür war er nicht hier.
Er beobachtete ruhig, wie der Riese – er wirkte immer noch ein bisschen benommen – versuchte, sein Gleichgewicht zu finden. Mit jeder Sekunde, die er dieses Wesen betrachtete, wurde ihm klarer, dass diese Kreatur wohl kaum bösartiger Natur war. Sie nahm sich viel zu viel Zeit damit um auf die Füße zu kommen. Wahrscheinlich nahm das Wesen ihn nicht einmal als Bedrohung an. Nicht, dass so etwas wie er viele natürliche oder übernatürliche Feinde haben dürfte.
Aber eins wurde klarer und klarer, während das Wesen ihn musterte: Es war allem Anschein nach Vernunftbegabt. Vielleicht kein Genie, aber das war schwer auf einen ersten Blick abzuschätzen. Ben war kein Gelehrter und so war es nicht an ihm, den Intellekt seines Gegenübers einzuschätzen.

Und dann sprach der Riese. Seine Stimme schien etwas brüchig und er schien immer noch etwas benommen. Ortho, ein interessanter Name; Ben fragte sich insgeheim, woher das Wesen doch kam. Aber so geradeheraus würde er diese Frage nicht stellen, da hatte er wahrscheinlich keine Antwort zu erwarten. Er erwiderte den Händedruck seines Gegenübers – seine eigene Hand verschwand fast in der Pranke des Wesens – und stellte sich ebenfalls vor: „Mein Name ist Bendigeidfran, ich bin einer der Hüter dieses Waldes.“
Kaum merklich runzelte der Vampir die Stirn. Im Vergleich zu der des Riesens klang seine Stimme ungewohnt hoch. Er war es gewohnt die tiefste Stimme im Raum zu sein, was allein manchmal ausreichte, um Leuten einen gewissen Grundrespekt einzuflößen, aber in diesem Fall würde das definitiv nicht funktionieren.
Allerdings musste es das scheinbar auch gar nicht. Das Wesen war ungewohnt respektvoll für jemanden der größer und – rein physisch gesprochen – stärker war als er. Ben zuckte mit den Schultern, was von Cigfran mit einem empörten Klackern seines Schnabels kommentiert wurde, und entgegnete mit ruhiger Stimme: „Ich sehe keinen Grund, aus dem du dich entschuldigen solltest. Ich hindere niemanden daran, den Wald zu genießen, solange ihm und seinen Geschöpfen der gebührende Respekt gezollt wird.
Um ehrlich zu sein war ich neugierig, weil du mir aus der Ferne wie eine Steinstatue erschiens und ich mich nicht erinnern konnte, dass bei dieser Brücke irgendeine Art Denkmal errichtet worden war. Cigfran hier hielt es nur für eine gute Idee, zu versuchen, dich aufzuwecken.“ Ben deutete auf den Raben auf seiner Schulter, der erneut krächzte und den Steinriesen aufmerksam beobachtete.

Ortho schämte sich immer noch ein wenig dafür, den Raben geschlagen zu haben. Er fühlte sich Schuldig, aber der Vogel rückte sich auf der Schulter des Mannes zurecht, und schien unverletzt zu sein. Immerhin. Ortho wollte weder den Vogel verletzen noch den Mann dem er auf der Schulter saß verärgern.
Trotzdem er nicht glaubte dass sein langhaariger Gegenüber etwas ungewöhnliches von ihm wollte, fühlte er sich beobachtet, ein wenig durchleuchtet. Ortho kannte das von einigen anderen. Leute die ihn oder andere Trolle nicht kannten waren oft neugierig. Aber dieser Mann schien ihn nach allen möglichen Kriterien einzuschätzen, noch bevor er überhaupt mit ihm sprach. Nervös Trat der Halbtroll von einem Fuß auf den anderen.
Nachdem er seinen gegenüber per Händedruck begrüßt hatte, darauf bedacht nicht zu fest zuzudrücken, begann dieser zu sprechen. Seine Stimme war sehr angenehm, sanft, und in den tieferen registern angesiedelt. Er stellte sich als Hüter des Waldes vor, und mit seinem Namen. „Bendregrei…“ Er unterbrach sich, und räusperte sich, bevor er erneut versuchte. „Ben-di-grei-fram.“ Er war sich immer noch nicht sicher wie er den Namen sagen sollte. Es würde wohl ein bisschen dauern bis er es richtig konnte.
Hüter des Waldes war etwas was er verstand. Jedes Gebiet brauchte jemanden der auf es aufpasste. Bei Trollen hatte jeder Stamm einige Trolle als Öhrka’ah ausgeschickt, um teile des umliegenden Gebiets zu beschützen. Einen ganzen Wald zu Hüten, das war beeindruckend. Immerhin war der Wald um Cadysa nicht gerade Klein. Das war schon etwas mehr als die Schule um die er sich als Hausmeister zu kümmern hatte.
Während Bendigeidfran weitersprach nickte Ortho, und hörte Konzentriert zu.
Ortho Nickte erneut. Den Wald respektieren. Das leuchtete ihm ein. Es war immer besser Leute und Dinge gut zu behandeln. Immerhin wollte ja keiner schlecht behandelt werden. Als Ben ihm erzählte er hätte wie ein Denkmal ausgesehen, musste der Halbtroll laut auflachen. Es war ein kurzes, donnerndes Auflachen. Ein Denkmal. So hatte er das noch nicht gesehen.
„Wegen Entschuldigung, ich habe der Rabe gemeint“. Ortho machte das noch mal kurz klar. Er hielt es für angebracht, nachdem er ihn immerhin geschlagen hatte. „Verstehen er mich?“ Er sprach zwar zu dem Mann, sah aber dabei den Vogel an. Er wusste nie so genau wer ihn verstehen würde, und wer nicht. Normalerweise taten Vögel das nicht. Aber soweit er wusste saßen Vögel auch nicht auf den Schultern von Fast-menschlichen Begleitern.
Der Halbtroll sah sich um. Der Wald war leer, und es wurde immer Dunkler. Nur die Sterne leuchteten über dem Fluss. Er sah wieder zu dem Mann, der vor ihm stand, und erinnerte sich wieder an seine Manieren.
„Freue mich dich kennenzulernen, Bendifran“ Er hoffte das er den Namen richtig aussprach. Er wollte sein Gegenüber nicht unnötig verärgern. „Es ist gut zu wissen dass einer für den Wald da ist. Alle Orte sollten das Haben. Und Danke für aufwecken. Ich wollte eh Zuhause schlafen.“ Der Halbtroll kratzte sich am Kopf. Er war wohl weggedöst, obwohl er sich eigentlich nur kurz hatte trocknen wollen. Nun war es doch schon spät geworden.

Erneut schmunzelte Ben etwas, als der Steinriese versuchte, seinen Namen auszusprechen. Normalerweise war er immer etwas verärgert, wenn Leute sich verhaspelten oder seinen Namen gar abkürzten, aber in diesem Fall störte es ihn nicht wirklich. Ortho war gerade erst aufgewacht und dazu kam, dass Englisch ihm allgemein etwas schwerer zu fallen schien.
Dennoch, ganz so konnte der Vampir das nicht stehen lassen, immerhin hatte er auch seinen Stolz. Er wiederholte seinen Namen noch einmal, diesmal langsam, damit Ortho ihn auch richtig hören konnte: „Ben-di-geid-fran. Aber du warst schon ziemlich nah dran.“ Er grinste leicht und offenbarte dabei seine Reißzähne. Er hatte nicht vor, den großen einzuschüchtern, aber er bevorzugte es mittlerweile, seine Zähne permanent auszufahren und wenn er sie zurückzog, fühlte sich das ungewohnt an.
Cigfran krächzte auf seiner Schulter und Ben drehte den Kopf, um mit seinem Raben Blickkontakt aufzunehmen. Er machte ein klackerndes Geräusch, als er fragte: „Was willst du denn, verfluchtes Federvieh?“ „Hey!“, krächzte der Rabe verärgert und hackte fast schon spielerisch nach Bens Ohr, bevor er sich dazu herabließ, die Frage seines Meisters zu beantworten: „Ich hab nur gehört, dass du deinen Namen wiederholt hast. Das machst du sonst bei keinem.“ „Stimmt, aber die meisten sprechen sonst auch relativ schnell und flüssig. Vielleicht ist Sprache für seine Art schwer.“, antworte Ben, diesmal mit einem leichten Krächzen, ehe er sich wieder Ortho zuwendete, während der Rabe den Schnabel unter seinen linken Flügel steckte und den Steinriesen einfach aus wachen Augen beobachtete.
Ben konnte förmlich spüren, dass der Vogel sein Gegenüber nicht mochte, aber das lag wohl eher daran, dass der ihn vorhin aus der Luft geschlagen hatte, als an irgendwas anderem. Wenn Cigfran jemandem wirklich missbrauchte und ihn als Gefahr betrachtete, verhielt sich der Rabe anders.
Orthos Lachen ließ den Vampir allerdings einen Satz zurück machen und für einen Moment spürte er sein Biest im inneren Rasen. Er verstand, dass der Große nicht von einem Moment auf den anderen eine Gefahr darstellte, aber die donnernde Stimme schmerzte in seinen Ohren. Für einen kurzen Moment schloss Ben die Augen und trat mit seinem Biest in Kontakt, um es zu beruhigen, dann blickte er wieder zu Ortho hoch, der jetzt noch einmal klärte, wofür er sich entschuldigt hatte.
Seine Frage war angebracht, immerhin schien Ben ohne jegliche Barriere mit seinem Ghul zu kommunizieren, aber das lag an einer seiner Gaben. Der Vampir schüttelte den Kopf und erklärte: „Nein, er versteht dich nicht. Er kann ein paar Wörter aufschnappen, deren Klang er kennt, und Körpersprache lesen, aber mehr nicht. Ich bin mir sicher, er versteht, dass es dir leid tut, sonst würde er sich anders benehmen.“ Ben stupste Cigfran leicht an, welcher daraufhin anfing, sich das Federkleid zu putzen und weder Ortho, noch seinen Meister weiter beachtete.
Kaum merklich zogen sich Bens Augenbrauen zusammen, als der Steinriese seinen Namen erneut falsch aussprach und diesmal sogar eine ganze Silbe fallen ließ, aber er entschied sich, dass es es wahrscheinlich nicht wert war, ihn noch einmal zu korrigieren. Insbesondere, da seine Ausrutscher eindeutig kein Zeichen von mangelndem Respekt waren. Und so seufzte der Vampir nur kaum merklich und nickte mit dem Kopf, ehe er sagte: „Das ist vermutlich eine gute Idee. Eine Frage hätte ich allerdings noch, bevor du gehst: Was für eine Art Wesen bist du? Ich habe so etwas wie dich noch nie gesehen.“ Er musterte Ortho noch einmal, während er die Antwort erwartete und überlegte, ob er als sterblicher irgendwelche Legenden gehört hatten, die auf sein Gegenüber passen würden.