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Brücke

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dem CT-Team

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Brücke
Eine Brücke, die über einen recht tiefen Fluss mitten im Wald führt. Der Fluss ist ein Zufluss zu dem nahen See und gerade, wenn es viel geregnet hat, ist er recht gefährlich. Im Winter muss man aufpassen, nicht auszurutschen. Es gilt als Mutprobe unter den örtlichen Jugendlichen, im Sommer von der Brücke in den Fluss zu springen. Nicht selten läuft man deshalb hier auch der Polizei über den Weg, meistens Patrouillen aus Beamten, die Strafen abbummeln müssen. Auch Rettungskräfte sieht man mit trauriger Regelmäßigkeit hier.
 26.07.17 10:43
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20. Juni, Vormittags
Regenwetter
Radu&Rei

Er war seit gestern Nacht wieder im Land, nachdem er einige Wochen in Rumänien verbracht hatte. Seinem Bruder war es nach ein paar Tagen wieder deutlich besser gegangen und ob jetzt die Gebete, die der wirre Radu zu allen Heiligen, die ihm noch aus seiner Kindheit bekannt waren, geschickt hatte, oder die zahlreichen Blutwäschen und Spülungen geholfen hatten, war im Endeffekt auch egal gewesen. Der blonde Basarab hatte sich bald erholt und war sogar vergleichsweise glücklich über den Beistand seines Bruders gewesen. Aber auch wenn es Baba nach einer Woche wieder gut gegangen war, hatte Radu seine Rückkehr aufgeschoben… War noch zweieinhalb Wochen bei seinem Schöpfer und seinem Bruder zu Besuch geblieben. Litovoj hatte sie einigermaßen in Frieden gelassen und tatsächlich Anstand bewiesen. Radu hatte viel zu erzählen und Basarab hatte sich geduldig angehört, was vor der Abreise des Jüngeren passiert war…
Jetzt trottete er durch den Wald und seine Gedanken schweiften immer wieder mal hierhin, mal dahin. Seiner Herrin hatte er vor seiner Abreise eine frische Leiche – sein Opfer vor dem langen Flug - in die Krypta gelegt, hatte alle seine Habseligkeiten, die er nicht auf der Reise brauchte, in seinen Sarg gelegt, damit sie der Lady aus den Augen waren und sie hatte sich an seiner Abwesenheit wohl nicht weiter gestört… Was ihn aber auch nicht verwunderte. Viel mehr fragte er sich, ob Draco und Rei ihn vermisst hatten… Er hatte sich über die ganze Zeit nicht gemeldet, nicht angerufen, keine Nachricht geschickt. Der Abstand hatte ihm wehgetan, aber irgendwo spürte er auch, dass sie alle es gebraucht hatten. Besonders nach dem Abschied. Sie hatten sich böse gestritten und die Stimmen in Radus Kopf wurden immer lauter… Dass Draco niemals für ihn etwas empfinden könnte… Dass er sich doch auf seinen Platz besinnen sollte, nämlich unter den Stiefeln anderer. Was er sich einbildete, gleichgestellt mit irgendwem zu sein, der so viel mächtiger war als er…
Auf der Brücke über dem Fluss im Wald hielt er schließlich an, lehnte sich über das Geländer und holte zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag sein Handy raus. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er Draco und Rei sagen sollte, dass er wieder da war… Und beriet sich erstmal mit Baba. Der riet ihm dazu, ehrlich zu sein, denn das Donnerwetter würde sonst nur noch hässlicher werden… Also seufzte der Vampir, fuhr sich übers Gesicht und schrieb an die zwei eine kurze Whatsapp, während er versuchte, die Stimmen zu ignorieren.

Bin wieder in der Stadt. Gehe ein bisschen im Wald spazieren. Hoffe, ihr seid okay. Sehen uns später.

Er wollte fast noch ein ‚Hab euch lieb‘ ansetzen… fand das dann aber zum einen ekelhaft kitschig und zum anderen klang es sogar für seine Verhältnisse bescheuert. Also schickte er die Nachricht einfach ab und sah dann in den Fluss unter sich. Es regnete schon den ganzen Tag und der Fluss war ziemlich voll…
Spring doch einfach.
Dann ist alles vorbei. Du ersäufst und hast keine Sorgen mehr.
Den beiden tust du auch noch einen Gefallen.
In der Hölle ist es auch nicht schlimmer als hier.
Dieses Mal waren die Stimmen nicht mal nervig… sie waren leise, schmeichelhaft, fast wie der Rat einer Mutter oder eines lieben Freundes. Springen schien irgendwie… logisch. Es schien wie eine gute Alternative zu dem ganzen Shit zu sein, der einen Sturm in seiner sonst so einfachen Gefühlswelt verursachte.
 26.07.17 11:31
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20. Juni, Vormittags
Regenwetter
Radu & Rei

Seit sie begonnen hatte intensiv allerhand bewusstseinserweiternde Drogen zu konsumieren, war Rei nicht mehr so schnell gerannt wie jetzt. Ihre Beine erinnerten sich an ihre Stärke aus alten Zeiten, wo sie unter die drei besten Sprinter der ganzen Schule gesprintet war. Ihr Herz und ihre Lungen hingegen schienen vor Anstrengung zu ächzen, doch das alles war unwichtig, weit entfernt, ein leicht hinnehmbares Risiko, das sie lieber in Kauf nahm, als die andere Option.
Reis Schuhe gaben ersäufende Geräusche von sich. Sie waren nass, ebenso wie ihre Strümpfe und sogar der Saum ihres knielangen, grauen Rocks hatte einige Spritzer abbekommen. Die schwarze dünne Übergangsjacke, die sie sich schnell übergeworfen hatte begann langsam durch zu weichen, hielt allerdings zumindest ihren Kopf vorerst trocken, auch wenn bereits einige Strähnen vorne tropfnass herunter hingen.
Rei musste kurz inne halten. Sie war etwa zweihundert Meter dem Waldweg gefolgt, der sich nun allerdings aufteilte. Ihr Atem war gut sichtbar in der kalten Luft, zum Glück war die Luft schön frisch vom Regen und den vielen Bäumen, sodass sie schnell wieder Energie hatte, um weiter zu rennen. Verdammt, sie würde ihn verpassen. Sie würde ihn nie finden, im Kreis rennen und am Ende noch eine Grippe mit nach Hause schleppen.
"Verdammt, verdammt, verdammt...", hechelte sie und die Trauer schlug ihr mit einem Vorschlaghammer mit Anlauf in die Rippen, dass es ihr die Tränen in die Augen schoss.
Sie brüllte wutentbrannt, dass ein paar Vögel im Dickicht aufschreckten und davon flatterten, dann rannte sie weiter. Der Weg am See entlang war der längste, dafür konnte man dort einen besseren Überblick gewinnen und am oberen Ende trafen dort ein paar Wege zusammen, die Chancen lagen also ganz günstig.
Der graue Himmel spiegelte sich im See und ließ das Wasser wie flüssige Melancholie aussehen, die durch die kreisziehenden Tropfen des Regens aufgewühlt war. Alles war klitschnass und Rei spürte, wie ihre Nase mit dem Regen um die Wette tropfen wollte. Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Oberlippe und rannte weiter. An der Wegkreuzung angekommen, blieb sie noch einmal stehen und blickte in jede Wegrichtung. Ihr Atem ging schwer und langsam bekamen ihre leicht zitternden Beine Gänsehaut.
Eher zufällig wählte sie den mittleren Weg, der kerzengerade im Wald verschwand. Sie rannte den Weg entlang und wäre fast gestürzt, als der Weg eine scharfe Biegung nach links machte. Rei konnte sich gerade rechtzeitig wieder fangen und rannte weiter. Nach zweihundert Metern teilte sich der Weg schon wieder, am liebsten wäre sie einfach stehen geblieben und hätte so lange seinen Namen gebrüllt, bis der ganze Wald es wusste. Mit zusammengebissenen Zähnen und von heißen Tränen feuchten Wangen rannte sie weiter bis der Weg wieder eine Biegung nach links machte und ein Ende in Sicht kam.
Erst als sie näher kam erkannte sie, dass es keine Lichtung, sondern eine große Brücke war und erst später fielen ihre zwei weiße, bekannte Streifen ins Auge. Eigentlich hätte es Sinn gemacht nun etwas langsamer zu werden, aber ihre Beine hatten sich so schön eingespielt, dass sie bis zum Ende der Brücke volles Tempo beibehielt und erst dort abrupt zum Stehen kam.
Ihr Herz raste wie wild, ihre feuchten Augen waren geweitet, ihr Körper zitterte vor Anstrengung und Kälte, ihr Atem war ein angestrengtes Hecheln, das nun allerdings augenblicklich stockte. Rei starrte den Vampir an, als könne sie nicht recht glauben, dass er dort wirklich stand. Sie wagte es kaum, doch alles in ihr schrie sie an nicht so feige zu sein, also wagte sie es doch die letzten Schritte auf Radu zu zugehen. Mit jedem Schritt hoben sich ihre Mundwinkel immer mehr, während sich ihre Augen mit Tränen füllten.
Ohne jedes Wort, allerdings hörbar weinend schlang sie ihre Arme um Radus Oberkörper und vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke. Ihre Arme bewiesen mehr Kraft als sie selbst erwartet hätte, doch mit dem richtigen Willen war alles möglich und ihr Wille wollte kein Loslassen gestatten.
Dass sie vor Nässe und Kälte Gänsehaut hatte und ihre Augen brannten, garantierte ihr, dass es kein Traum war und die Erleichterung darüber ließ alle im letzten Monat aufgebauten Dämme brechen.
 26.07.17 16:45
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Etwas entfernt hörte er, wie jemand rannte, wahrscheinlich ein Jogger. Radu hatte das Handy wieder zurück in die Jackentasche gesteckt und starrte in die fließenden Wassermassen unter ihm, die vom Regen noch weiter aufgewühlt wurden. Er konnte nicht schwimmen, hatte es einfach nie gelernt und konnte sich kaum über Wasser halten. Wenn er jetzt sprang, würde der Fluss ihn verschlingen und auf den Grund ziehen. Manchmal fragte er sich, ob ein Vampir ersaufen konnte. Theoretisch schon, er konnte ja auch ersticken… hohe Vampire, mächtiges Blut, die brauchten nicht mehr zu atmen, die konnten es ohne Luft aushalten. Die konnte man nicht umbringen, indem man sie einfach unter Wasser hielt. Radu war kein solcher. Er war ein einfacher kleiner Diener… Seinem Bruder ging es gut, seine Herrin schalt ihn ohne hin nur die ganze Zeit… Rei und Draco… Radu fiel auf, dass er noch in seinem Leben so traurig gewesen war und so sinnentleert durch den Tag gegangen war. So kannte er sich selbst ja nicht mehr… das Gejohle in seinem Kopf von aberhundert Stimmen war da schon fast beruhigend. Es war eine gewohnte Konstante…
Während er sich so vom Regen durchnässen ließ, hörte er dann, wie jemand an ihm vorbeirannte und dann stoppte. Und fast gleichzeitig drang durch den schweren Vorhang aus Regen ein Geruch, der ihm so vertraut war und den er doch irgendwo fürchtete. Rei stand vor ihm, bis auf die Knochen nass, frierend… und weinend. Aber am Leben und der Geruch gehörte zu ihr. Nur war sie völlig aufgelöst… Einen Moment fragte Radu sich, was denn passiert war, dass sie durch den Wind war… aber dann wurden die Stimmen wieder lauter und fragten empört, was das Weib hier wollte. Und dass sie jetzt ja keine Szene machen sollte. Letzteres hoffte Radu ein wenig auch, er konnte das gerade nicht brauchen….
Und dann umarmte sie ihn plötzlich und ihm fiel als erstes auf, wie kalt sie war… Warum hatte sie nicht auf ihn gewartet, er wäre heute sowieso noch zu ihr gekommen, später eben… Fast schon ohne sein bewusstes Handeln legten sich seine Arme um den zierlichen Frauenkörper und drückten ihn an sich. Er roch an den nassen Haaren und hätte sich am liebsten die Jacke ausgezogen und ihr gegeben. Aber das hätte auch nicht viel gebracht, er war selbst klitschnass. Es gab so viel, was er ihr sagen wollte, wie sehr er sie und Draco vermisst hatte, wie sehr er mit sich gehadert hatte, dass ihm die Trennung, wenn sie auch nur kurz gewesen war, wehgetan hatte. Dass er aber auch die Zeit gebraucht hatte, dass Dracos Worte und sein Handeln ihn verletzt hatten, wie viel er nachgedacht hatte, wie viel sie ihm bedeuteten und zwar beide. Wie gerne er ihr einfach nur gut tun würde, sie im Arm halten wollte und ihr das Leben schön machen wollte. Wie sehr ihm auch Draco am Herz lag…
Draco…
„Hey“ Das war alles, was er  zu sagen hatte. Ein einfaches Hey zur Begrüßung, während er die zitternde Frau an sich drückte. Und in ihrem Geruch etwas nicht fand, was er sonst immer dort gefunden hatte… Dracos distinktives Aroma nach Moschus, verkohltem Sandelholz und Bittermandel fehlte. „Ist… ist was mit dir?“, fragte er dann noch vorsichtig, besorgt. War Draco in seiner Abwesenheit etwas zugestoßen? Aber sie sah so gesund aus wie eh und je… nass und durchgefroren, aber gesund...
 27.07.17 9:02
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Radu schien noch nasser zu sein als Rei, er stand hier auch sicher schon länger als eine viertel Stunde. Vielleicht sogar länger. Rei klammerte sich an ihn, Radu legte seine Arme um sie und drückte sie an sich. Ein paar Sekunden liefen ihr noch heiße Tränen über die Wangen, aber dann legte sich das Schluchzen langsam und sie entspannte sich.
"Hey.", hörte sie Radu sagen, aber es fühlte sich wie ein sanftes Streicheln an, dass sie tröstete.
Sie lockerte ihre Umarmung etwas, sodass sie mit einem breiten Lächeln, aber immer noch nassen Augen zu Radu hochsehen konnte.
"Hey.", antwortete sie mit etwas rauer Stimme, lächelte glücklich und schniefte kurz.
Ihre tiefblauen Augen hingen an den gelb funkelnden Augen des Vampirs, sie atmete seinen schweren, leicht holzigen Duft ein und wünschte sich er würde sie nie mehr loslassen. Lieber ... küssen...
Radu schien nicht so begeistert davon zu sein sie zu sehen, auch wenn er sie ebenfalls umarmt hatte. Reis Lächeln verschwand langsam und ihr Blick bekam einen Hauch von Angst. Sie hatte nicht vergessen, was passiert war und sie gab sich selbst immer noch die Schuld daran, dass sie so auseinander gegangen waren. Andererseits hatte sie gehofft, er könne es insoweit unterscheiden, als dass sie und er einfach zwei selbstständige Wesenheiten waren und nicht in allem, eigentlich sogar in den wenigsten Dingen, überein stimmten. Aber ihr Gesicht schien Radu an ihn zu erinnern und an das, was passiert war. Wie sehr er verletzt worden war.
Rei senkte den Blick. Sie konnte Radus Abwehr regelrecht spüren. Das hier war nicht das herzliche Wiedersehen, dass sie sich heimlich in ihren Tagträumen zusammen gemalt hatte.
Als Radu sie plötzlich fragte, ob was mit ihr los sei, hob sie wieder den Blick. Erst dachte sie er würde sich über ihre Tränen wundern und nicht verstehen, wie sehr sie ihn vermisst hatte, wie glücklich es sie machte ihn wieder zu sehen und zu berühren, selbst wenn ihr Treffen von einer unschönen Erinnerung überschattet wurde. Doch der Ausdruck in seinen Augen verriet etwas anderes und als sie verstand, was er meinte, senkte sie mit einem etwas traurigen "Oh." wieder ihren Blick und ließ langsam ihre Arme sinken.
"Es ähm... es hat sich viel verändert in der Zeit, in der du weg warst.", begann sie, atmete tief ein und aus und versuchte sich merklich zu beruhigen.
Ihr Blick bekam etwas starres und zugleich trauriges, als erzähle sie nun die Geschichte eines tragischen Unfalls.
"Er... Erst hat er aufgehört zu reden...", sie schüttelte leicht den Kopf, " ...hat mich nur mit seinen ausdruckslosen Augen angestarrt."
Rei hielt kurz inne und atmete abermals tief ein und aus.
"Dann ... hat er irgendwann gar nicht mehr den Blick gehoben, sondern einfach nur... starr in die Leere geschaut. Ich dachte in den ersten zwei Wochen: Hey, er bereut tatsächlich mal etwas, merkt was er angerichtet hat, macht sich ernsthafte Gedanken, aber..."
Rei schüttelte wieder leicht den Kopf und ihr Blick wurde ausdruckslos.
"... das war es nicht. Nicht nur. Er... hatte plötzlich diesen fixen Gedanken, dass es keinen Sinn mehr macht an irgendetwas zu glauben oder auf irgendetwas zu hoffen. Ich kenne dieses ... Gefühl der Hilflosigkeit. Jeder hat das irgendwann einmal. Meistens ist es die Angst, die einen doch noch irgendwie über Wasser hält und dann wacht man irgendwann auf und ist wieder ganz normal. Aber... wenn man diese Angst verliert... dann fällt alles in sich zusammen."
Reis Herz wurde schwer und sie war kurz davor wieder in Tränen auszubrechen, konnte sich jedoch zusammen reißen. Sie biss sich innen auf die Oberlippe, ballte die Hände zu Fäusten und blickte dann traurig und bittend zu Radu auf.
"Er hat aufgegeben.", quetschte sie erstickt durch zurück gehaltene Tränen hervor, "Seinen Traum vom Menschwerden hat er abgeschrieben und quält sich stattdessen Tag für Tag damit sich an all seine Fehler in der Vergangenheit zu erinnern. Solange bis die Schuld ihn erdrückt."
Rei vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und krallte ihre Finger in ihre Haut, während sie ihren Kopf nach vorne neigte bis er auf Radus Brust traf.
"Ich hör ihn nachts weinen und weiß nicht, was ich tun soll.", sprach Rei erstickt durch Tränen und schniefte, "Es tut mir alles so Leid. Ich wollte nicht, dass es so kommt. Ich wollte die zwei letzten Monate meines Lebens damit verbringen die Augen zu verdrehen und breit zu grinsen, während ihr zwei herum turtelt...", sie nahm die Hände wieder herunter, schlang ihre Arme um ihren eigenen Körper und schaute mit schmerzerfüllten Augen zu Radu auf, während ihr eine heiße Träne über die Wange rann.
"... und nicht heulend im beschissenen Regen stehen und die letzte Liebe in meinem Leben bitten meinen Freund zu retten, damit wenigstens die beiden ein Happy End haben können."
 27.07.17 22:07
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Hätte er doch eher zurückkommen sollen? Hätte er gleich zu ihr gehen sollen? Draco fehlte und je mehr sie erklärte warum, desto mehr wurde sich Radu seiner Schuld bewusst... Nicht nur er war verletzt worden, Draco hatten seine Worte tief getroffen und er fristete seine Zeit mit Rei nur noch ab. Die wiederum machte sich Vorwürfe, weil sie dem Dämon nicht helfen konnte. In Radu tobte das reinste Chaos... Irgendwie verarbeitete er in den faulen Windungen seines untoten Gehirns, was Rei da sagte, während seine gelben Augen sie nur anstarrten. Sein Körper reagierte kaum, seine Gedanken waren einfach überfordert...
Er hatte keinem von beiden je wehtun wollen, er wollte nicht, dass Rei weinte. Er wollte nicht, dass Draco sein Ziel, ein Mensch zu werden, aufgab. Da hatte Radu einmal einen Anfall von Minimalintelligenz und dann richtete er damit nur Unheil an.

Zu nichts bist du nütze!

Dummkopf! Idiot! Sieh doch, was du anrichtest!

Du hättest einfach springen und ersaufen sollen!

Etwas anderes als zerstören, töten und verletzen kannst du doch gar nicht!

Und was anderes solltest du auch nicht tun!

Vielleicht solltest du sie mitnehmen!

Ja, sauf mit ihnen ab! Mach ihrem Leiden ein Ende!

Wieder kreischten die Stimmen in seinem Kopf und Radu verzog das Gesicht zu einer schmerzvollen Grimasse. Er bekam Kopfschmerzen und sie bohrten sich in seinen Kopf wie ein unnachgiebiger Stahlbohrer. Es tat so weh... Er presste sich winselnd die Hände an die Schläfen und taumelte ein paar Schritte zurück. Vielleicht war auch Rei nur eine Einbildung seines wahnsinnigen Verstandes. Ein Trugbild und alles, was sie sagte, war nicht wahr. Aber sie weinte doch und sie sprach von Liebe... Radu schrie, laut und schrill, jaulte unter dem Druck in seinem Kopf auf, verkrampfte seinen ganzen Körper.

Na los! Bring sie schon um!

Dann hat alles ein Ende!


"Nein... nein..." Wieder heulte er wie ein Schakal in der Falle auf. "Das... das ist meine Schuld... und dafür büße nur ich... Dafür werde nur ich bestraft... Lasst sie in Ruhe!" Er hätte ihr so gern so viel gesagt, hätte Draco am liebsten gepackt und geschüttelt für den Unsinn, den er da dachte. Immer fester presste er die Fäuste an die Schläfen, bis er Sterne sah. Aber die Stimmen hörten nicht auf, brüllten nur noch lauter. "Draco... Draco, hilf mir...", fiepte er halb erstickt. Er erinnerte sich, wie klar er immer war, wenn Draco da war. "Rei... Draco ist doch immer Mensch gewesen... Und... und du darfst nicht aufgeben... und er... und du...hhhnnnggg..." Er musste nur noch ein bisschen durchhalten, nur noch die richtigen Worte finden. Nur noch ein bisschen sich zusammenreißen und widerstehen. Der Vampir kratzte seinen letzten Rest Willen und klaren Verstand zusammen, während der Regen unnachgiebig auf ihn niederprasselte. "Ich... ich bin doch zurückgekommen. Und wenn ich nicht so dumm wäre... wäre ich gleich zu euch gekommen und... und wenn ich stärker wäre... wenn ich besser wäre... dann hätte ich euch, dich, ihn in den Arm genommen und nie mehr losgelassen... Und dann wären wir nicht hier..." Er spuckte aus und atmete schwer, gekrümmt vornüber gebeugt. Aber aus Freude, dass er verständliche Sätze formen konnte, musste er doch lächeln. Es war eine schreckliche Fratze, die er da abgab... "Aber... aber er soll nur wissen... dass er nicht aufgeben darf... wer aufgibt, der hat schon automatisch verloren... Er muss weiterkämpfen und... du... du kannst ihm noch helfen... Ich bin nur ein dummer kleiner Vampir, ein dummes Spielzeug... Aber bei ihm und bei dir, da hab ich mich immer wichtig und ernstgenommen gefühlt... Selbst beim letzten Mal... als er mich angegriffen hat... Das... das zeigt doch, dass er nur Angst hatte... Aber die braucht er nicht haben... Ich komme zurück, immer zurück..." Der Druck in seinem Kopf nahm nicht ab, aber auch nicht zu. Ein Teilerfolg. "Und... ich war noch nie jemanden so wichtig, dass er mir wirklich drohen wollte... Und auch wenn es mir wehgetan hat, es... Er ist besser als er denkt... Und er kann ein Mensch werden... wer geliebt wird und wer lieben kann... der ist menschlich... glaube ich... das hat mal irgendein kluger Mann gesagt... Oder vielleicht war's ne Frau... Ich will nicht mehr ohne euch leben müssen... Und auch wenn du bald nach Hause gehen musst... ich will dich in der Zeit so lieben können... wie ich Draco liebe..." Mit dem letzten Wort wurden die Stimmen wieder so laut, dass ein Flugzeug neben ihm nicht mehr Lärm verursacht hätte. Brüllend vor Schmerz und Verwirrung taumelte Radu über die Brücke. Immer näher an das hüfthohe Geländer. Bis er dagegen stieß und das Gleichgewicht verlor.
Der Vampir fühlte, wie er fiel. Er fühlte den harten Aufprall auf dem tosenden Wasser... er fühlte, wie das Wasser über ihm zusammen stürzte und unter sich begrub. Aber nichts zählte so wirklich... er war in sich selbst gefangen, weil er Draco getötet hatte... und noch nie hatte ein Tod ihn so sehr aus der Fassung gebracht...
 28.07.17 9:09
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Als Rei zu Radu aufsah, verzog dieser schmerzerfüllt das Gesicht und presste sich die Hände an die Schläfen. Er hämmerte sich regelrecht gegen den Schädel und Rei wollte ihn schon an den Handgelenken und packen und davon abhalten sich vielleicht weh zu tun, aber der Vampir wich von ihr zurück.
Sie zögerte erst, kam dann aber auf ihn zu, während Radu davon sprach selbst Schuld zu sein an all dem, dass er dumm und schwach wäre und es doch alles anders hätte sein können.
"Radu...", stammelte Rei mit sorgenvoller Stimme und wollte ihn beruhigen.
Sie hatte nicht vergessen, was er damals gesagt hatte und diese Stimmen, sie quälten ihn mehr, als sie sollten, mehr als sie durften, mehr als Rei es zulassen wollte. Es trieb ihr die Tränen in die Augen Radu so zerrissen und aufgelöst zu sehen. Er schien zu leiden und das zu wissen ließ Rei leiden.
Sie wollte ihm irgendwie helfen, doch was sollte sie tun? Sie blieb nach ein paar Schritten stehen, während Radu versuchte ihr klar zu machen, dass er das ganze irgendwo doch verstanden hatte und dass Aufgeben keine Option war und ebenso Angst unnötig sei, denn er würde immer wieder zurück kommen. Er sprach davon wie wichtig er den beiden war und machte auch deutlich, dass er offenbar nicht sehr anders fühlte und deswegen Aufgeben keine Option war und erst recht nicht getrennt voneinander sein.
Rei liefen die Tränen über die Wangen, aber ihr Mund zeigte ein glückliches Lächeln. Sie schluchzte einmal, dass ihr ganzer Oberkörper erschüttert wurde und kam wieder einen Schritt auf Radu zu. Sie wollte ihn in den Arm nehmen und an sich drücken und er sollte sie an sich drücken, aber Radus Qualen hatten wohl gerade erst begonnen. Der Schmerz in seinem Kopf schien ihn regelrecht um den Verstand zu bringen und Rei bekam es mit der Angst zu tun.
"Radu!", rief sie und sprang auf ihn zu, doch sie erreichte ihn zu spät.
Mit weit aufgerissenen Augen streckte sie die Hand nach ihm aus und wollte ihn greifen, erwischte ihn aber nur noch am Hosenbein, doch der Stoff war so nass und glatt, dass er ihr im selben Augenblick wieder entwischte. Ihr Herz stoppte in dieser Sekunde. Sie lehnte über dem Geländer und konnte im ersten Moment gar nicht recht begreifen, was passiert war. Ihre erschrockenen Augen starrten dem Vampir hinterher, wie er in den grauen Wassermassen landete und sie über ihn zusammen schlugen. Ihr Körper war wie zur Salzsäule erstarrt und ihr Verstand brauchte ein paar Sekunden, bevor eine unglaubliche Angst in ihr hoch schoss  und sie ihre Fingernägel in das Holz des Brückengeländers schlagen ließ. Sie wollte gerade auf das Geländer steigen, da zog ein Schatten über sie hinweg. Erschrocken hielt sie inne und starrte dem mannsgroßen Schatten hinterher, wie er hinunter dem Vampir hinterher ins Wasser sprang und verschwand.
"DRACO!", brüllte Rei, lehnte sich über das Geländer und suchte das Wasser nach einem Anzeichen von den beiden ab.

Mit jeder Sekunde, die der Schatten im Wasser verbrachte, nahm er mehr und mehr Gestalt an. Die gelben Augen des Vampirs waren zum Glück ganz gut zu sehen trotz des durch den Regen aufgewühlten Flusswassers, das so trübe war, dass man praktisch nichts erkennen konnte. Der Schatten hatte eine menschliche Gestalt angenommen, auch wenn der Kopf immer noch von restlichen Schatten zusammen gesetzt wurde, hatte er genug Gestalt, um den Vampir an der Jacke zu packen und mit sich zu ziehen. Die Strömung war durch den langanhaltenden Regen um einiges stärker geworden, sodass er richtig dagegen ankämpfen musste, um zum Ufer zu kommen.
Er sammelte all seine Kräfte, seine Augen begannen wie zwei Osterfeuer zu brennen und langsam ging es voran. Mit aller Kraft stieß er sich vom aufgewühlten, weichen Boden ab und tauchte auf, den Vampir mit an die Oberfläche ziehend. Er legte seine noch teilweise mit Schatten überzogenen Arme um Radus Schultern und zog ihn zum Ufer. Es kostete ihn einiges an Kraft den schweren Körper des Vampirs an Land zu ziehen.
Triefend nass, etwas zitternd und schnaufend vor Anstrengung setzte er sich neben den Vampir, stützte seine Ellenbogen auf seine leicht angezogenen Beine und wischte sich mit der rechten Hand das Wasser vom Gesicht und die nassen schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Dann kam Rei schon zu ihnen gestolpert, kniete sich neben Radu ins nasse Gras und prüfte, ob er noch atmete und ob er Wasser geschluckt hatte. Erst als sie sich sicher war, dass es dem Vampir gut ging, registrierte sie erst, dass sie selbst ziemlich schwach war. Siewagte sie einen Blick zu seinem Retter. Der saß immer noch immer da und strich sich das Wasser vom Körper.
Als Rei zu ihm schaute, hielt er kurz inne und blickte über die Schulter zu ihr und Radu.
Bis auf ein paar wabernde Schatten um seine schwarzen, leicht gelockten Haare herum, sah er fast wie ein ganz normaler 20-jähriger Kerl aus. Groß gewachsen, schlank mit angedeuteten Muskeln besonders an den Oberarmen, ein schmales, ernstes, männliches Gesicht mit charakterstarker Nase und sinnlichen Lippen, durchaus nicht unattraktiv, allerdings nicht gerade freundlich gesinnt, was seine dichten, schwarzen Augenbrauen deutlich machten. Seine Augen waren leuchtend blau geworden, stachen aber nicht minder als die zwei Flammen, welche zuvor dort gebrannt hatten.
"D-Draco...", stammelte Rei, die ihn ein wenig überrascht musterte.
Der junge Mann wandte den Blick wieder ab, zog geräuschvoll die Nase hoch und wischte sich mit dem rechten Ärmel seines schwarzen Langarmshirts über die Oberlippe.
"Ich hasse diesen Namen.", grummelte er mit tiefer, leicht kratziger Stimme, jedoch ohne den üblichen Höllenbass im Unterton.
Dann wandte er den Blick wieder über die Schulter dieses Mal jedoch zu Radu und seine stechend blauen Augen fixierten die gelben des Vampirs.
"Na, dröhnt die Birne jetzt immer noch?", fragte er etwas sarkastisch, jedoch ohne eine Miene zu verziehen.
Rei starrte den Kerl an, den sie immer nur als Draco den Dämon gekannt hatte. Gut, wenn man genau hinsah waren in den Schatten, die wie schwarze Flammen aus den Spitzen seiner Haare aufstiegen und um seinen Kopf waberten, hin und wieder die groben Umrisse seiner Hörner zu sehen und auch seine schwarze Kleidung schien sich an manchen Stellen zu bewegen, aber das da vor ihr war ein Mensch, ein junger Kerl, vielleicht etwas aufsässig, frech und großspurig, aber doch kein Dämon!
Er war sogar noch viel näher an einem Menschen dran, als sie sich jemals hätte vorstellen können und er redete tatsächlich!
 28.07.17 17:01
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Warum Radu nie schwimmen gelernt hatte, war schnell erklärt: Es hatte sich nie ergeben. Sein Bruder und die Zigeuner hatten seinerzeit genug damit zu tun gehabt, ihn zu ernähren und auf ihn zu achten. Es hatte immer etwas... wichtigeres gegeben als Schwimmen zu lernen.
Und endlich, als die Wassermassen über ihm zusammenschlugen, verstummten die Stimmen. Erleichtert wollte Radu aufatmen - aber da war nur Wasser! Nach einigen Sekunden bekam er es endlich mit der Angst zu tun. Den Sturz, den Aufprall, all das war über dem Druck in seinem Kopf, dem Dröhnen, den tausenden Stimmen einfach untergegangen, wie ein Film an ihm vorüber gezogen. Aber jetzt, als er begann Wasser zu schlucken und der Erstickungstod nahe war... Egal wie sehr er sich wehrte, der Sog des Flusses zog ihn unerbittlich und erbarmungslos weiter auf den Grund.
Er würde sterben. Irgendwo war das tröstlich. Es würde endlich alles vorbei sein, kein Herzschmerz mehr, keine Stimmen mehr im Kopf, niemand mehr, der sich um ihn kümmern musste. Aber... er würde auch nie wieder Draco und Rei im Arm halten können. Er würde Baba nie wieder sehen. Er würde seiner Herrin nicht mehr dienen können. Er würde Rei nicht beistehen können, wenn sie starb. Er würde nicht mehr Dracos Energie spüren können... Er würde sie beide nie wieder sehen...

Gerade, als die Panik um sein Leben ihn ohnmächtig werden lassen wollte, spürte er, wie jemand ihn packte. Packte und mit sich zog und einen Moment lang glaubte der Vampir, die Dämonen würden ihn jetzt an seinen angestammten Platz in die Hölle bringen, wo er zu büßen hatte für alle die Untaten in seinem Leben. Aber er wurde nicht nach unten gezogen sondern an die Oberfläche. Zwei strahlend blaue Lichter... nein, Augen formten sich aus der Dunkelheit, blaue Augen mit einem Feuer darin, dass ihm so vertraut vorkam. Aber wer hatte so blaue Augen? Sein Bruder war nicht hier... der war in Rumänien geblieben...
Dem Tod näher als dem Leben fühlte er dann, wie er aus dem Wasser gehoben und ans Ufer gelegt wurde. Radu fühlte die Luft um sich herum und einen Moment später spuckte er hustend einen ganzen Schwall Wasser aus, den er in seiner Panik und seinem Kampf ums überleben geschluckt hatte. Würgend und japsend schnappte er nach Luft, spuckte aus und jeder rettende Atemzug brannte wie Feuer in seinen Lungen. Es dauerte einen Moment länger, bis er seine Sicht zurück bekam und vorher kam sein Geruchssinn zurück. Er konnte Rei riechen... und vor allem, was ihn mit tiefer Erleichterung erfüllte, er roch Draco.
Er hörte Draco.
Er war nicht tot!
Radu packte einfach einmal nach links und einmal nach rechts, krallte sich in die Oberteile der beiden und zog sie in einer doppelten Umarmung zu sich hinunter. "Oi, scorpia mea, dragul meu, trăiești..." Ihm war vollkommen egal, dass keiner der beiden verstand, was er da von sich gab. "Slavă Domnului, trăiești... Nein, dröhnt nicht mehr, du bist da, ein Glück bist du da..." Er drückte beide Gestalten an sich, gab beiden einen Kuss auf die Schläfe und schnappte mit geschlossenen Augen nach Luft. Obwohl er eins doch öffnete und auf die ungewohnte Gestalt des jungen Mannes hinab sah, die wohl Draco war... vielleicht das, was Draco einmal gewesen war. Er war schön... er stand in keiner Hinsicht seiner Wirtin nach. Aber die Erschöpfung und die Erleichterung machten sich in Radus Körper breit und brachten ihn dazu, auch das geöffnete Auge wieder zu schließen. "Danke...", krächzte er dann gerade noch aus der Kehle, bevor er wieder hustete und schwer atmend versuchte nicht zu kotzen.
 30.07.17 1:42
vAnonymous
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Rei gab aus Überraschung einen mäuseähnlichen Laut von sich, als sie plötzlich gepackt und hinunter gezogen wurde. Draco - beziehungsweise das was von ihm übrig geblieben war - war zwar auch ein bisschen überrascht, allerdings nicht erschrocken, da er ja die ganze Zeit über zu Radu gesehen hatte. Der Vampir drückte beide an sich und es fühlte sich an, als würden drei nasse Schwämme kuscheln wollen.
Rei schien das auszublenden. Sie war schon wieder dabei in Freudentränen auszubrechen. 'Draco' schaute Radu stattdessen ein wenig verwundert und mit einem Hauch Sorge an. Er wirkte so erleichtert und als er ihnen beiden einen Kuss aufdrückte, dachte er tatsächlich für eine Sekunde daran, dass irgendetwas während seiner Abwesenheit passiert sein musste. Hatte Rei irgendwas gesagt, dass ihn nun so erleichtert sein ließ, jetzt da er sie beide in den Armen hielt? Oder war das einfach nur Wiedersehensfreude?
Weiter dachte er allerdings nicht darüber nach, denn der Vampir fixierte ihn mit seinem Blick, der ihm durch Mark und Bein ging. Er wurde sichtlich nervös und musste schlucken.
"Was jetzt?", brüllte sein Gehirn, während sein Körper durch Radus Hand auf ihm nur noch nervöser wurde.
Er war so nah bei ihm und er schaute ihn direkt an. Ihn, nicht Rei oder ihn durch Rei. Ihn. Er wagte sich kaum zu atmen.
Erst als Radu erleichtert und wahrscheinlich auch erschöpft die Augen schloss und Danke sagte, verschwand diese ungewöhnliche Angst wieder und er konnte es wagen die Nähe seines Lieblingsvampirs zu genießen. Die alte Angst blieb jedoch. Ebenso wie die Schuld.
Rei drückte dem Vampir einen liebevollen Kuss auf die Wange, legte ihren Kopf auf Radus Brust und lachte heulend. Er ergab sich der Umarmung und ließ seinen Kopf ebenfalls auf Radus Brust sinken, doch sein Blick ging schuldbewusst zur Seite. In seinem Schädel hallte immer wieder der gleiche Gedanke wider: Das hast du nicht verdient.
Sein Gesicht verfinsterte sich und ehe er sich versah kullerte ihm eine Träne aus dem rechten Auge und bahnte ihren Weg über seine Wange, von der sie auf Radus Jacke tropfte. Für einen Moment blieb er noch in Radus Umarmung liegen, doch dieser eine stechende Gedanke ließ ihn nicht los.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten und der Hass kroch wie Ameisen aus Eis über seine Venen.
Er konnte nicht anderes. Er hob seinen Oberkörper, löste sich aus der Umarmung und legte den Arm, der ihn gerade noch fest gehalten hatte zum anderen auf Reis Rücken. Rei hob leicht den Kopf und schaute Draco etwas verwundert mit nassen Augen an. Seine blauen Augen blickten in die ihren und beide waren gefüllt mit Tränen. Es war kein Wort nötig, sie beide wussten, was sie einander sagen wollten und was der andere fühlte.
Als er sich abwenden und den beiden den Rücken kehren wollte, packte ihn Rei trotzdem am Arm und zog ihn ein kleines Stückchen zurück. Überrascht hielt er inne und schaute fragend zu Rei, deren Gesichtsausdruck und Blick verriet, dass sie es bitterernst meinte.
"Draco... Schluss mit Weglaufen.", sagte Rei mit ernster, aber leicht brüchiger Stimme.
Ihm stockte der Atem und die Angst kroch in ihm hoch, dass er Rei nur erschrocken anstarren konnte. Er dachte nur noch daran zu fliehen und sich zu verkriechen, aber Rei war in ihrem Walküren-Modus und da konnte er sich nicht einmal mehr in ihr verstecken. Reis Arm zitterte leicht, sein Ausbruch hatte sie geschwächt. Zwar nicht mehr so stark wie früher, allerdings immer noch merklich. Das hielt die Weißhaarige allerdings nicht davon ab den Dämon am Kragen zu packen und zu sich runter zu ziehen.
"Radu hat dir längst vergeben.", fügte Rei an und ließ dann sein Shirt langsam los.
Er schaute etwas verunsichert und überrascht zu dem Vampir, konnte seinen Blick allerdings nicht erhoben halten. Für ein paar Sekunden saß er mit schuldbewusstem, gesenktem Blick dort neben Radu im nassen Gras und ließ den kalten Regen seinen Körper einweichen. Seine Stirnpartie und sein gesamter Körper begann zu zittern.
"Es tut mir alles so Leid!", brüllte er und beugte sich nach vorne bis seine Stirn das nasse Gras berührte.
Seiner Kehle entrann zwischendurch tiefes, abgehacktes Schluchzen und ein Sturzbach aus Tränen füllte die Hände vor seinen Augen mit Wasser.
"Ich kann das nie wieder gut machen.", jammerte er und mit jedem Schluchzen erzitterte sein ganzer Körper, "Ich habe so viele schlimme Dinge getan. Ich habe es überhaupt nicht verdient, dass du mir vergibst..."
Das Schluchzen wurde so stark, dass man kaum verstehen konnte, dass er "...oder mich liebst." hinzufügen wollte. Er schlug seine Fingernägel in seine eigene Kopfhaut bis es schmerzte.
Rei wusste nicht recht, was sie tut sollte. Sie fühlte sich ein wenig schuldig, dass sie ihn dazu gebracht hatte so hemmungslos zu weinen, aber andererseits war das nach all der Zeit unbedingt notwendig und besser, als wenn er weiterhin gefühlskalt geblieben wäre.
Die andere Sache war, dass sie jetzt besser schweigen sollte. Sie wusste, dass er nicht nur den rauen Abschied mit Radu meinte, aber wenn dann sollte er selbst dieses Thema ansprechen und Radu erklären und nicht sie. Eigentlich hatte sie noch nicht einmal das Recht von all dem zu wissen und vielleicht wäre es besser nicht alle Leichen auf einmal aus dem Keller zu holen.
 30.07.17 14:31
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Eigentlich war ihm gerade nur wichtig, dass er noch lebte, dass Rei da war und dass Draco sich anscheinend nicht komplett aufgegeben hatte. Dass es immer noch regnete, seine Lunge brannte, er immer noch Wasser hochhustete und dass er sich mit dem Dämon noch bösartig gestritten hatte vor seiner Reise war völlig egal geworden. Es war eine Hintergrundinformation, eine Randnotiz. Radu lebte im Hier und Jetzt und da hatte er Rei und Draco im Arm... Wobei er Draco so noch nie gesehen hatte. Immer, wenn der Dämon sich doch mal gezeigt hatte, war er eher eine Verdichtung von Schatten gewesen, eine beeindruckende und furchteinflößende Gestalt, ein Kriegergebilde. Der Mann in seinem Arm, der nervös zu ihm aufsah und sich doch vor dem Blickkontakt scheute, war nichts von alledem. Der war einfach nur ein schönes, junges Wesen mit Augen wie zwei Gasflammen.
Rei weinte und Radu drückte sie etwas fester an sich, während er pfeifend Luft holte. Das würde er noch einige Tage lang spüren, seine Regeneration war zwar für einen Menschen beachtlich, verglichen mit anderen Vampiren dafür eher unterirdisch.
Rei hatte ihn gesucht. Wollte zu ihm. Und allein das ließ ihn glücklich sein. Aber warum stand Draco jetzt auf. Radu war noch zu schwach, sein Körper, der vor einer Minute noch im Todeskampf gestanden hatte, noch zu träge, um zu reagieren. Aber Rei nahm ihm das ab. Sprach davon, dass es genug der Flucht war und dass er sich endlich dem stellen sollte. Was stellen?
Natürlich hatte Radu seinem Scorpia vergeben, es gab ja auch nichts weiter, worüber es Groll zu hegen gäbe... Sie hatten sich eben gestritten, weil Draco Angst gehabt hatte. Eine Weile hatte Radu geglaubt, der Dämon würde nicht so für ihn empfinden wie der Vampir es tat, aber da hatte sich wiederum der Rumäne geirrt. Draco hatte ihm das Leben gerettet... Und bat jetzt völlig aufgelöst um Verzeihung, schluchzte und weinte. Nicht ohne Anstrengung stützte Radu sich auf seinem Ellenbogen auf und sah zwischen Rei und Draco hin und her. Er verstand nicht, was hier vorging, warum Draco oder die schöne Gestalt im Gras, die wohl Draco war, jetzt so völlig durch den Wind war und in seinem Gesichtsausdruck spiegelte sich diese Ahnungslosigkeit zu gut wider. Er sah ein wenig aus wie ein Kaninchen, während sein halb abgesoffenes Hirn langsam die Mühlen in Bewegung brachte.
"Hey... hey..." Vor ein paar Wochen war er es wohl gewesen, der genauso im Gras gekauert hatte, fertig mit der Welt und alles um sie herum. Und so wollte er Draco nicht sehen... "Ist schon gut. Wirklich. Ich bin auch kein weißes Lamm mehr... Rei hat Recht, ich hab dir schon lange verziehen. Und... erinner dich... ich lebe im Hier und Jetzt. Vergangenheit und Zukunft, das sind für mich... wie soll ich sagen... sind schon wichtig, aber..." Während er nach Worten suchte, legte er Draco eine Hand auf den Kopf und streichelte ihm beruhigend über die Haare. "Also was ich meine... du bist doch jetzt da oder nicht? Und es gibt nicht viel, was ich nicht auch schon gemacht hab... Und solange... solange du nicht aufgibst... Kann alles gut werden... oder?" Fragend sah zu Rei, sie war besser mit sowas als er. Vielleicht konnte sie verständlich machen, was er sagen wollte. Dass ihn nicht interessierte, was Draco getan hatte, solange er nicht vergaß, wofür er auch bereute. Reue war wichtig, wenn er ein Mensch sein wollte... Radu bereute nichts. Das war ein wahnsinnig unmenschlicher Zug an ihm.
 31.07.17 9:09
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Radu versuchte den Dämon zu trösten und legte ihm eine Hand auf den Kopf. Draco bekam nur die Hälfte von dem mit, was Radu ihm sagte, so losgelöst heulte und schluchzte er. Schließlich nahm er seine Hände vom Gesicht, legte sie aufs nasse Gras und setzte sich langsam wieder auf. Seine Augen waren gerötet und die zuvor stechend blauen Augen schienen nun mehr grau als blau und verschwommen. Das ganze Gesicht war nass und nasse Strähnen seines schwarzen Haars klebten ihm im Gesicht. Er schluchzte immer noch, aber zumindest war der Schwall aus Tränen schwächer geworden.
Mit dem rechten Unterarm wischte er sich übers Gesicht.
"Hast du... hast du unschuldige Menschen umgebracht?", begann er mit tränenerstickter und brüchiger Stimme zu sprechen.
Er schluchzte, dass sein ganzer Körper erzitterte und schniefte dann. Wieder wischte er sich übers Gesicht und strich dabei auch die nassen Strähnen beiseite.
"Hast du sie wie Tiere gejagt? Sie bestimmen lassen, wer als nächstes stirbt? Hast du mit eigener Hand aus Rache ihre Leben beendet und mit ihrem Blut die Wände beschmiert, bevor du alles in Brand gesteckt hast?", fragte er mit ansteigender Lautstärke.
Wieder kullerten dicke Tränen über sein Gesicht und er schlang seine Arme um seine Taille, während er wieder zu zittern begann. Er biss die Zähne zusammen und krümmte sich nach vorne.
Rei starrte ihn erschrocken an. Ihr kam in den Sinn, was Radu damals im Park zu ihr gesagt hatte. Sie soll angeblich ein reines Herz haben? Langsam begann alles Sinn zu ergeben. Immer hatte sie sich für eine Sünderin gehalten, aber so wie es aussah hatte sie nicht halb so viel auf dem Kerbholz wie die beiden Jungs. Sie wagte sich nichts zu sagen, besonders weil sie da nicht mitzureden hatte, wie sie fand. Als Radu sie allerdings anschaute und sie den etwas überfragten und bittenden Ausdruck in seinen Augen sah, raffte sie all ihren Mut zusammen.
"K-Kannst du das nicht hinter dir lassen? Ich meine... du warst in der Hölle. Du hast selbst davon erzählt, wie viele schreckliche Dinge man dir dort angetan hat. Denkst du nicht, du hast vielleicht schon deine Strafe für all das verbüßt?", fragte Rei vorsichtig und warf einen kurzen Blick zu Radu.
Ruckartig hob der Dämon den Kopf und starrte Rei fassungslos an.
"Es gibt keine Wiedergutmachung für so etwas. Und selbst wenn... es würde nicht ändern wer ich bin.", sprach er mit Verzweiflung in der Stimme, "Sieh mich doch an!"
Rei hatte schon damit gerechnet, dass seine Kleidung aus Schatten bestand, allerdings nicht damit, dass sie sich eigentlich über seinen ganzen Körper wie eine zweite Haut zogen, die nun langsam abzublättern begann wie alter Verputz.
Die Schatten blätterten bis zu seiner Hüfte ab und gaben den Blick frei auf unzählige Narben, die sich wie Gebirgszüge über den gesamten Oberkörper und die Arme zogen, überdeckt von eintätowierten Schriftzügen, geschrieben in der Sprache der Hölle, welche alle in einer Sigille über seinem Herzen begannen und sich von dort über seinen ganzen Oberkörper zogen wie Dornenranken. Sie wuchsen sogar den Hals nach oben und stückweise ins Gesicht hinein.
Rei zuckte erschrocken zusammen und schlug die Hände vor den Mund. So viele Narben und sogar Brandmale und all diese Tätowierungen. Auch wenn sein Gesicht sich kaum verändert hatte, die Narben an seinen Schläfen und am oberen Rand seiner Stirn verrieten ihr, dass man auch seinen Kopf gefoltert haben musste.
Rei konnte nicht hinsehen. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und begann zu weinen.
Er selbst wagte den Blick nicht zu heben. Seine eisblauen Augen betrachteten die alt bekannten Narben und Tätowierungen auf seinen Unterarmen. Als er Rei weinen hörte, warf er ihr einen reumütigen Blick zu und ließ die Schatten langsam wieder nach oben wachsen bis seine Haut wieder so makellos aussah wie zuvor.
"Tut mir Leid...", entschuldigte er sich und senkte traurig wieder den Blick, "...das bin nunmal ich."
 31.07.17 21:23
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Mit Reue konnte Radu nicht viel anfangen. Das konnte er einfach nicht, schon als Mensch war ihm Reue ein Fremdwort gewesen. Er konnte sich schuldig fühlen, aber nie bereuen was er tat. Irgendwas war da wohl schon seit seiner Geburt verknackst gewesen. Denn Fehler waren für ihn nur die Taten, die seine Herren verärgert hatten. Wie es als Mensch gewesen war, konnte er nicht genau sagen... er wusste, dass sein Bruder ihm des Öfteren auf die Finger gehauen hatte, oder auch die alten Zigeuner. Aber seine Grausamkeit hatte keiner bändigen können. Und mit der Wandlung war diese nur in ihr Maximum ausgereizt worden.
"Uhm..." Was Draco da beschrieb klang für ihn nach einem klassischen Kriegstag. Und Kriege hatte er zu Dutzenden miterlebt. Es war immer ein Festfressen geworden, wenn Krieg geherrscht hatte. Seine Herren, sowohl Litovoj als auch die Cryptcrawler-Familie hatten es immer begrüßt, da sie den hyperaktiven Vampir dann aus den Füßen hatte. "Ja, ja, nein, aber ich hatte immer Spaß daran, die Kinder zusehen zu lassen, wie ich die Eltern töte und die Mütter durchziehe, manchmal in der Reihenfolge, nein... oder doch, warte, ein paar Mal, aber nicht grundsätzlich und natürlich! War immer ne Riesensauerei, besonders wenn das Herz noch schlägt wenn du denen den Kopf abreißt" Radu grinste einen Moment lang, bevor er sich räusperte. Das war dann doch nicht ganz angemessen gewesen... Draco zeigte ernsthafte Reue und soweit der Dumpfmuff von einem Vampir das begriffen hatte, war es wichtig für ihn, zu bereuen. Weil er ja menschlich werden wollte und der Hölle entkommen. Das war ein Anspruch, den Radu nicht an sich hatte. "Sorry", murmelte er noch hintendran.
Rei schaltete sich dann wieder ein und Radu musste ein weiteres Mal bestaunen, wie klug das Hexlein war und wie sie verstand zu sagen, was Radu nur so vor sich her gestammelt hatte. Als könne sie seine Gedankenfetzen zu einem stimmigen Bild zusammensetzen. Sie war ein besonderes Hexlein... Und dass sie in absehbarer Zeit sterben würde, stach ihm ins Herz.
Draco dagegen hielt ziemlich stur dagegen, dass es nie wieder eine Gutmachung für das geben würde was er getan hatte - und offenbarte unter seine Maskerade eine einzige Kraterlandschaft. Die Schrift war nichts neues für ihn, Litovoj hatte ähnliche Inschriften in die Wände seines Kellers gemeißelt und auf seinem Sarg stand wohl auch sowas ähnliches. Und wenn sich Radu nicht völlig irrte, hatte er doch auch einen Kreis mit diesen Zeichen auf der linken Schulter tätowiert. Für ihn war das zwar unlesbar, aber es erschreckte ihn auch nicht weiter. Er legte eher interessiert den Kopf zur Seite. "Huh!", meinte er stumpf, als hätte ihm grad jemand erzählt, dass Meerschweine gar keine Schweine waren. "Mein Schöpfer kann das lesen. Der hatte auch nen Schriftzug auf der Schulter, ich glaube er hat einen Pakt geschlossen oder sowas" Litovoj war nicht gerade ein Meister der dunklen Künste gewesen, aber alt und experimentierfreudig. Und ein bisschen verrückt, aber wer war das nicht.
Die Narben waren schon recht zahlreich und das Rei den Anblick nicht ertrug konnte Radu zwar irgendwo verstehen, aber ihn selbst störten sie nicht... Oder besser gesagt, er war nicht sonderlich erschrocken. Seine eigenen Foltermale waren durch die Regeneration gut verschwunden, sonst sähe er vermutlich auch so aus... "Du hast Recht", sagte er auch nur knapp und nüchtern auf die Aussage, dass er das nun mal wäre. Allerdings behielt er den Arm um Rei und streichelte ihr über die Schulter, als sie schluchzte. Sie war eben ein Mensch... ein unschuldiger sterblicher Mensch, so etwas regte sie natürlich auf. "Wir sind, was wir sind. Du kannst nicht ändern, was du bist, aber wer du bist. Schuld, Sühne, Buße... weißt du, das gibt's, solange ich denken kann und noch viel weiter darüber hinaus. Klar, ist gut, wenn du Fehler nicht wiederholst. Aber das unter deiner Haut, ja, das bist du... und das ist nicht schlimm, nicht für mich" Er überlegte einen Moment, bevor er Rei die Augen zuhielt und seine Kräfte zusammen sammelte. Dann fletschte er die Zähne und sein Gesicht begann, sich zu verzerren. Es blieb noch seins, schien aber plötzlich viel hagerer und langgezogener, die Wangenknochen standen hervor und die Wangen fielen ein. Die Augen wurden völlig pupillenlos und färbten sich in einem intensiven, toxischen gelb, die Lippen waren dünn und zurückgezogen, die Ohren liefen spitz zu und seine Haut wurde fast durchscheinend, so dass man die Adern sehen konnte. Sein Gesicht war viel mehr eine groteske Maske geworden, aus der das spitze Raubtiergebiss blitzte wie ein Sägeblatt. Das ganze Spektakel dauerte nur ein paar Sekunden, dann formte Radu sein Gesicht wieder zu dem gewohnten gebräunten Konterfei zurück. "Wenn es danach geht... sind wir beide Monster. Ich bin schon lange tot, weißt du? Wer stirbt und zurückkommt vom Tod, der ist kein Mensch mehr... aber deshalb können wir menschlich sein..." Radu bildete sich ein, dass mal in irgendeinem seiner Videospiele gehört oder gelesen zu haben. Er war zwar dumm wie ein Stein und manchmal genauso gefühlsarm, aber er merkte sich Dinge schnell und zuverlässig. Er lies Reis Augen
 02.08.17 12:29
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Der Dämon schaute ein wenig erstaunt auf, als Radu erzählte, wie viel Spaß er daran gehabt hatte grausam zu sein. Allerdings schien er zu merken, dass das im Augenblick nicht gerade weiter half. Es eher verschlimmerte. Trotzdem konnte er nicht umhin eine gewisse Bewunderung für den Vampir zu empfinden, wohingegen ein anderer Teil von ihm Angst spürte.
Nachdenklich senkte der Dämon den Blick. War er vielleicht doch nicht das größte Monster hier?
Radu sprach weiter darüber, dass sein Schöpfer diese Schriftzüge lesen konnte, dass es wahrscheinlich eine Art Vertrag sein könnte und - was wohl am allerwichtigsten war - dass es ihn überhaupt nicht störte. Daraufhin legte er eine Hand über Reis Augen und als der Dämon aufsah weiteten sich seine Augen vor Verwunderung.
Er hatte dem Vampir sein wahres Gesicht gezeigt und als Gegenzug zeigte Radu ihm nun das seine. Dieses Gesicht, dass er so oft geküsst hatte, das er manchmal in seinen Träumen gesehen hatte, verwandelte sich von einem Moment auf den nächsten zur grotesken Maske, welche dem Gesicht eines Anfängerdämons äußerst ähnlich sah. Anstatt sich zu verkrampfen oder erschrocken zusammen zu zucken, starrte er den Vampir an, als hätte er etwas sehr entscheidendes begriffen.
Dieses sehr tiefe Gefühl der Verbundenheit, das er nun spürte, ließ ihn ruhig werden, entspannt, seinen Verstand klar und brachte sein wimmerndes Herz zum Schweigen. Seine stechend blauen Augen hatten die gelben Augen des Vampirs im Blick und ein Teil von seiner alten Stärke kehrte zurück. Sein Gesicht bekam einen entschlossenen Ausdruck.
"Wenn es danach geht... sind wir beide Monster. Ich bin schon lange tot, weißt du? Wer stirbt und zurückkommt vom Tod, der ist kein Mensch mehr... aber deshalb können wir menschlich sein...", fügte Radu an und jeder Satz wirkte auf den Dämon wie ein Mantra, ein neues Lebensmotto, das er sich am liebsten in die Haut hätte brennen lassen.
Immer noch lagen seine Augen auf denen von Radu und als er nun die Augen schloss und sich langsam Kopf voraus auf Radus Oberkörper legte, zierte sein Gesicht ein recht zufriedener Ausdruck und sogar ein leichtes Lächeln. Rei hatte ihre Hände wieder herunter genommen und beobachtete voller Erstaunen, wie der zuvor völlig aufgelöste Dämon seine alte Ruhe und Kraft wieder fand und sogar wieder in Radus Arme zurück kehrte. Dann begriff sie, dass sich etwas geändert hatte für ihn. Etwas entscheidendes. Sie wusste zwar noch nicht exakt die Ausmaße dessen, vielleicht weil sie selbst etwas außerhalb des Kreises der beiden Monster stand.
Aber zumindest schien sie sehr zuversichtlich, was ihren letzten Wunsch betraf und das stimmte sie froh. Während der Dämon sich erleichtert an Radu schmiegte und sogar zu lächeln schien, nahm Rei vorsichtig Radus zweiten Arm von sich und legte ihn auf Draco, sodass sie wieder in der ursprünglichen Umarmung des Vampirs verweilten. Dann schaute sie zu Radu auf. Sie lächelte und ihr Blick sprach von Glück und sogar Stolz auf die beiden, aber auch einen winzigen Hauch Traurigkeit.
Dann schweifte ihr Blick zu dem Dämon. Sie legte ihm eine Hand auf den Kopf und gab ihm einen Kuss auf den Scheitel. Er war nach all der Zeit ihr bester Freund geworden und sie wünschte sich für ihn alles Gute und dass er wie jetzt für immer in Radus Armen liegen könnte. Denn das schien ihn nun auf jeglicher Ebene glücklich zu machen und das hatte sich der Dämon nach allem wohl verdient.
"Danke, Liebster.", murmelte der Dämon und sein Lächeln wurde strahlend froh.
Rei war fast schon wieder dabei zu heulen, als sie das hörte und legte einen Arm um seine Schultern, um so den Kreis der Umarmung endgültig zu schließen. Ihr glückliches Lächeln milderte sich allerdings, als sie spürte, dass der Dämon dabei war sich aufzulösen. Er öffnete die eisblauen Augen, hob den Kopf leicht und schenkte Radu ein bezauberndes Lächeln, während seine Haut begann dunkelgrau zu werden, dann schwarz, sodass nur noch zwei blaue Flammen daraus hervor stachen. Daraufhin schien er die Augen zu schließen und kraftlos auf Radu zusammen zu brechen, wobei sein Körper in Schatten zerstob, welche über Radu zu Reis Schatten wanderten, wo sie verschwanden.
Ein wenig besorgt verfolgte Rei die Schatten mit ihren Blicken, sah dann aber wieder geradeaus, als sie bei ihr angekommen waren. Für einen Moment herrschte bis auf den prasselnden Regen Stille.
Dann kehrte ihr Lächeln zurück, sie lachte sogar leicht.
"Er ist tatsächlich eingeschlafen.", sagte sie und schaute lachend zu Radu, "Scheint, als hättest du ihn mit dem was du gesagt hast gerade glücklicher gemacht, als ich mit allem, was ich je getan habe."
Ihr Lächeln blieb, doch ihr Gesicht bekam einen Ausdruck, der verriet, dass sie wohl nichts mehr für den Dämon tun konnte, vielleicht sogar niemals wirklich etwas bewirken konnte. Radu hingegen, vielleicht selbst wenn er es gar nicht gewollt hatte, er hatte ALLES verändert.
"Danke.", bedankte sich auch Rei bei Radu und gab ihm einen Kuss auf die Wange, wobei sie die Arme hoch nahm und um seine Schultern legte.
Die Umarmung half ihr dabei den Vampir aufzurichten, sodass er zumindest saß. Einen Arm legte sie um seinen Hals, strich sich mit dem anderen ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht und wollte ihm dann helfen aufzustehen.
"Wenn wir hier noch länger sitzen, kriegt selbst ein gestandener Vampir wie du eine Grippe.", witzelte sie und zog ihn auf die Beine.
Da wurde ihr erst bewusst, wie schwach sie selbst war. Sie verlor fast das Gleichgewicht und ihre Beine waren wie Pudding, aber hier in der nassen Kälte wollte sie nicht unbedingt bleiben. Ob Radu etwas dagegen hätte, wenn sie ihn erst einmal mit nach Hause schleppen würde? Jedenfalls trieften sie beide vor Nässe und Rei wollte sie beide ins Trockene schaffen.
 02.08.17 15:14
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Wenigstens eine Sache schien er heute richtig gemacht zu haben. Sowohl Rei als auch Draco lagen wieder in seinen Armen und der Vampir seufzte tief und erleichtert darüber, dass die Situation sich merklich entspannt hatte. Radu konnte sich nicht so verwandeln wie viele seiner Artgenossen, in einen Wolf, eine Fledermaus oder sogar Nebel und Dunst. Aber das wahre Gesicht zu zeigen, das beherrschten sogar die niedersten Vampire, manche hatten eher Schwierigkeiten, es zu verstecken. Rei würde wohl so ihre Schwierigkeiten mit dieser Seite von Radu haben, daher würde er es ihr bis zu ihrem Tod eher nicht zeigen. Sie sollte sich nicht unnötig aufregen... sie hatte mit den zwei Kerlen schon genug Aufregung.
Liebster... Radu musste unwillkürlich schnurrend grinsend und quietschte ein wenig auf diesen Kosenamen von Draco... der nun anscheinend der Energie genug gegeben hatte und sich in seiner Wirtin zurückzog. Mit Reis Hilfe setzte Radu sich ächzend auf und er konnte gar nicht anders, als auf ihre Worte, ihr Lob sanft und fast verlegen zu lächeln. "Gern geschehen. Soll sich ausruhen, der Kerl hat genug geschafft heute. Ich hab nicht so viel gemacht... Ich glaub, er kapiert einfach langsam, wie der Hase läuft. Doof ist er nicht, eigentlich ist er ziemlich klug, finde ich... Muss nur lernen, wie er mit allem umzugehen hat, das muss ich aber auch. Sowas... hatte ich noch nie, weißt du? Das ist neu für uns beide..." Aber soweit schienen sie sich ganz gut einzufädeln.
Eigentlich hätte Radu nichts dagegen gehabt, sich hier noch ein bisschen auszuruhen, aber sein Hexlein zog ihn mit einer erstaunlichen Kraft auf die Füße. Naja... nicht ganz, sie war auch ziemlich weich in den Knien. Ihr zuliebe riss Radu sich einen Moment zusammen und stand selbst auf, wobei er sie ein wenig abstützte. Sie machte sich doch wohl nicht wirklich Sorgen, dass Radu krank werden könnte... oder? "Ach, ich werd nicht krank, nur wenn ich krankes Blut trinke. Junkies sind eklig, davon klappt man total ein. Aber das bisschen Regen macht gar nichts" Wie zum Beweis atmete er tief ein und nahm seine Freundin einfach auf die Arme. Gut, er schwankte er ein bisschen, hielt aber tapfer durch und stapfte das Ufer hoch zum Weg zurück. "Gehen wir zu dir... du solltest unter die warme Dusche und dann ins Bett" Eigentlich hätte Radu selbst gegen ein warmes Bad nichts einzuwenden gehabt... aber erstmal wollte er Rei sicher wissen. Also gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und trug sie dann durch den Wald zurück in die Stadt.

Tbc: Reis Wohnung
 03.08.17 9:00
Rasse
Hybrid

Beruf :
Hausmeister

Größe :
2,87 m

Auffallende Merkmale :
Graue, Steinerne Haut. Lange Arme und Kurze Beine. Zu Kleiner Kopf für den gigantischen Körper.

Gespielt von :
Paul

vOrtho
Mitglied

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First Post:


Ortho stand auf der Brücke im Wald und sah sich um. Der Halbtroll hatte den Abend genutzt um im Wald einen Spaziergang zu machen, und im Fluss zu baden. Ortho ging oft hier zur Brücke um zu Baden. Er genoss das Wasser, aber der See war ihm oft zu voll, gerade an Schönen Sommerabenden wie diesem. Er hatte sich also weiter den Fluss hinauf zurückgezogen. Außerdem erinnerte es ihn an die Zeit als er Richtung Cadysa gereist war. In dieser Zeit hatte er einige Nächte unter Brücken nicht unähnlich dieser verbracht.
Der Halbtroll sah sich um. Es war kurz nach Abenddämmerung, und es war niemand in der Nähe. Ortho grinste, und sah die Brücke herab. Es war nicht besonders weit bis herunter, aber der Fluss unten war tief. Perfekt für dass was er vorhatte.
Ortho Lehnte sich an das steinerne Geländer, und griff mit beiden Armen danach. Er sah sich noch einmal um, trat dann einen Schritt nach vorne, Atmete tief ein, und schwang den schweren Oberkörper zurück. Dann zog er sich Vor, und schwang mit einem Überschlag über das Brückengeländer.
Einen Moment lang war das einzige Geräusch das leise Knirschen des Geländers. Dann Explodierte das Wasser um Ortho herum, und es wurde Laut. Für den Halbtroll wegen des Rauschens an seinen Ohren, für alle kleineren Tiere in der näheren Umgebung weil Orthos Einschlag Ohrenbetäubend war.
Unter Wasser sah der Halbtroll auf seine Füße herab, die auf dem Flussboden standen und die er im Trüben Wasser kaum sehen konnte. Ein weiterer Grund wieso er gerne hierherkam, neben der Sprungmöglichkeit, war dass er hier gänzlich unter Wasser stehen konnte, und das Ufer trotzdem halbwegs flach war.
Ortho hatte nie Schwimmen gelernt. Er wusste nicht ob Trolle schwimmen konnten. Er konnte den Atem recht lange anhalten, ging aber dennoch recht zügig auf die Böschung zu. Er hatte immerhin schon gebadet, und den Rückenklatscher nur als Abschluss hinzugefügt.
Leise vor sich hin pfeifend kroch er mithilfe seiner breiten Hände die Böschung herauf. Er hinterließ dabei Deutliche Spuren, weil er die Balance nicht ganz halten konnte. Oben angekommen legte sich der Halbtroll hin, und sah dem aufgehenden Mond zu.
Während Ortho Hoch in den Sternenhimmel sah wurde er langsam müde. Er döste ein wenig weg. Es war ein anstrengender, aber ein guter Tag gewesen. Er hatte zwei Externe Reperaturen fertiggestellt, war beim Tierheim gewesen, und hatte die Zeit für einen Längeren Waldspaziergang gehabt.
Jetzt, in der beginnenden Sommernacht Legte Ortho sich hin. Auch wenn er häufig im Stehen schlief, legte er sich gerne auf das Trockene Graß, trocknete sich in der Nachtluft und sah hinauf zu den Sternen. Nach ein wenig Zeit war der Halbtroll weggedöst, und seine Komischen Proportionen und die Graue Haut ließen ihn fast wie einen Felsen in der Landschaft erscheinen.
 14.08.19 15:42
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